Anleitung Zum Ungluecklichsein Plakat

Anleitung zum Unglücklichsein

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Laufzeit: 87 Minuten

FSK: ab 6 Jahren

Darsteller: Johanna Wokalek, Iris Berben, Richy Müller, David Kross

Regie: Sherry Horman

Ab dem 29. November in den Lichtspielhäusern.

 

 

Tiffany Blechschmid (Johanna Wokalek) hat neben ein paar kleineren Neurosen und einem ordentlichen Mutterkomplex (doch wer hätte den nicht, wenn die Frau Mama posthum von Iris Berben dargestellt werden würde?) auch ein ernsthaftes Problem in Liebesdingen. Denn die Inhaberin eines kleinen Berliner Gourmetimbisses kann nicht so gut mit anderen Menschen. Ausnahme ist Stammkunde Paul (Michael Gwisdek) doch der kann altersbedingt nur noch als Vaterersatz herhalten. Immerhin besser als ständig mit dem Iris-Berben-Verschnitt der verstorbenen Mutter zu reden. Wie auch immer, in das Leben unserer gebeutelten Heldin werden binnen kurzer Zeit gleich zwei Männer eindringen. Ob denn wenigstens einer von beiden der Richtige ist?

Szenenbild 1

„Anleitung zum Unglücklichsein“ beginnt mit einer Warnung an alle, die eine Komödie erwarten. Das ist sehr günstig, denn der Film ist tatsächlich zu keiner Stelle erwähnenswert witzig. Noch besser wäre es allerdings gewesen, eine Warnung an alle abzugeben, die auf mindestens erträgliches Schauspiel hoffen. Denn hier sieht es wirklich katastrophal aus. Der einzige, der mehr leisten kann als seinen Text brav aufzusagen, sondern zwischendurch wenigstens ein bisschen Charme von sich gibt, ist Michael Gwisdek. Doch den sieht man nur ab und an. Ansonsten müht sich David Kross mit stets vorhandenem riesigem Angebot zum Fremdschämen als Klischee-Autist ab und Frau Wokalek erweckt den Eindruck, ausschließlich aufgrund ihres ganz hübschen Gesichtchens und der Bereitschaft, in einigen Szenen die Hüllen fallen zu lassen, gecastet worden zu sein. Ansonsten gibt es noch Rüdiger Vogler, der Tiffanys Vater mimt – und das mit so einer einer tollen Mimik, dass man vollkommen enttäuscht ist, wenn er dann den Mund aufmacht und ebenfalls nur leere Sätze intoniert. Der Rest der Darstellerriege bleibt dann auch erst gar nicht im Kopf des Zuschauers. Was alles in allem doch etwas sehr dürftig ist, selbst in einer deutschen Mainstream-Komödie.

Szenenbild 2

Weitaus erwähnenswerter sind da die tierischen Darsteller des Films. Vor allem Richard, seines Zeichens ein großartiger Tukan, wusste den Autor dieser Zeilen mit Leichtigkeit um den natürlich nur metaphorisch vorhandenen Finger zu wickeln. Und man kann es durchaus als vielsagend aufnehmen, dass ein Wesen mit Schnabel mimisch überzeugender war als fast alle anderen Darsteller. Einzig Isabella, eine herrlich-dezente Basset-Hound-Dame, konnte mimisch noch mehr begeistern, leistete aber leider ansonsten nicht viel. Bassets halt. Irgendwo zwischen diesen beiden Leistungen ist übrigens Micheal Gwisdek anzusiedeln, der Rest der Besetzung erst weit darunter.

Und jenseits dieser Kleinstzoo-Einlage liefert der Film auch nur sehr dürftigen Unterhaltungswert. Ja, natürlich treffen ein paar der Dialoge den richtigen Ton, doch erscheint das im Nachhinein eher zufallsbedingt (denn eine von, sagen wir zwanzig Zoten muss statistisch gesehen ja zünden). Wenigstens ist die Inszenierung angenehm flott und nur an wenigen Stellen nervig-verspielt, wenn auch ansonsten uninspiriert und komplett konventionell. Und ja, „flott inszeniert“ darf hier mindestens zu einigen Anteilen auch als „wenigstens ist der Film schnell wieder zu Ende“ interpretiert werden.

Szenenbild 3

Fazit:
Man kann „Anleitung zum Unglücklichsein“ getrost übergehen und stattdessen auch einfach eine beliebige Woody-Allen-DVD konsumieren. Oder man liest die Buchvorlage. Denn selbst jenes Sachbuch hat zehnmal mehr Humor als das vorliegende filmische Machwerk. 4/10 Punkte.

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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →

  1. Sophia Geß13.12.2012

    Ein Blick auf den Trailer genügt und schon wird Deine Einschätzung, was die dargebotene „Schauspielkunst“ und die schnöden Wortwitze angeht, absolut nachvollziehbar. Ich frage mich allerdings: Hat der Film wirklich Parallelen zur „fabelhaften Welt der Amélie“ oder wirkte das nur im Trailer so?

    • Martin13.12.2012

      Hm. Ich würde sagen, die Parallelen zu „Amélie“ liegen eher im Trailer als im Film begründet. Gut, wenn ich näher drüber nachdenke – inhaltlich und stilistisch gab es ein paar entfernte Ähnlichkeiten, aber die machen maximal den Eindruck, als hätten ein paar der Verantwortlichen von „Anleitung“ sich dunkel an Entsprechendes aus „Amélie“ erinnert.