Bittere Kirschen Hauptplakat

Bittere Kirschen

Plakat

Laufzeit: 107 Minuten

FSK: ab 12 Jahren

Hauptdarsteller: Anna Stieblich, Martin Lüttge, Wolfram Koch, Ronald Kukulies

Regie: Didi Dankwart

Seit dem 13. September in den Lichtspielhäusern.

 

 

Kurz nach ihrer Kündigung trifft die Schauspielerin Lena (Anna Stieblich) gleich der nächste Schlag: Ihre Mutter ist verstorben. Zusammen mit deren Lebensgefährten, dem alten Julius Dahlmann (Martin Lüttge), begibt sich Lena nun auf die Reise ins polnische Auschwitz, einem Ort, der nicht nur voller düster Bedeutung schwanger geht, sondern auch die alte Heimat von Lenas Mutter und Dahlmann ist. Dahlmann will hier seine Vergangenheit suchen und Lena weiß sowieso nicht, was sie gerade will. Da trifft es sich, dass den beiden der Pfarrer Richard (Wolfram Koch) über den Weg läuft, denn der ist nicht nur ein alter Bekannter Dahlmanns, sondern selbst auch irgendwie auf der Suche…

Szenenbild 1

Sicher, es sind nicht wenige Themen, derer sich „Bittere Kirschen“ da annimmt. Selbstfindung, zweite Jugend, Sinn- und Glaubenskrisen, das Beschreiten neuer Lebenswege sowie natürlich die immer noch verzwackte Sache mit der deutschen Vergangenheitsbewältigung. Letzterer wird neben allgemeinen Fragen auch ein relativ neuer Aspekt abgewonnen, denn Dahlmann ist Sohn eines Totenkopf-SSlers – ein Täterkind also. Doch, werter Leser, bevor du dir hier allzu tiefgreifende Wahrheiten erhoffst, sei lieber vorgewarnt: Wirklich erwähnenswerte Antworten liefert der Film nicht, die Aussagen bleiben eher oberflächlich und altbekannt. Doch immerhin, sie sind schön formuliert und werden herrlich präsentiert.

Szenenbild 2

Denn die große Stärke von „Bittere Kirschen“ liegt in seinen wundervollen, oftmals bis ins kleinste Detail durchkomponiert wirkenden Szenen, die den Zuschauer durch einen stets leicht skurrilen Charme für sich gewinnen können. Und in den beiden Hauptdarstellern Anna Stieblich und Martin Lüttge, die nicht nur miteinander herrlich funktionieren, sondern sich auch binnen Minuten in das Herz des hier tippenden Rezensenten spielten. Nur Richard Franzen bleibt da etwas zurück und spielt seine Rolle zwar annehmbar, aber eher fad. Trotzdem ergeben sich auch mit ihm viele schöne Momente.

Und so liegen die Qualitäten des Films letztlich jenseits seiner Handlung. Dass bedeutet natürlich auch, dass man zur Einschätzung des Filmes seine Aufmerksamkeit weniger der Inhaltsangabe als vielmehr dem Trailer zuwenden sollte, denn was genau uns „Bittere Kirschen“ erzählen will, ist bei genauer Betrachtung leider ziemlich egal und bei Weitem nicht so interessant wie die Art und Weise der Präsentation. Denn die ist tatsächlich ziemlich kunstvoll.

Szenenbild 3

Fazit:
„Bittere Kirschen“ ist weder groß noch sonderlich wichtig, doch er ist angenehm anders und schlicht erholsam. Ein feiner, leiser und auf skurrile Weise unterhaltsamer Film, der ein klein wenig aus der Masse herausragt. 7/10 Punkte.

 

P.S.: Unglücklicherweise dürften nur wenige Zuschauer überhaupt die Möglichkeit bekommen, dieses Filmchen zu betrachten, denn es wird von kaum ein Kino in unseren Landen gespielt. In Leipzig ist es kein einziges, erst in Dresden findet sich wieder eins, nämlich das Casablanca. In dem ja auch die Premierenvorstellung stattfand – die Gewinner unserer Freikarten erinnern sich vielleicht.

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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →