DameKoenigAsSpion Teaser

Dame, König, As, Spion

Oktober 1972. Es ist die Hochzeit des Kalten Krieges. „Control“ (John Hurt), der Chef des britischen Geheimdienstes MI-6, erfährt von dem Gerücht, dass sich ein russischer Maulwurf in den höchsten Kreisen seiner Organisation eingenistet habe. Sofort entsendet er einen seiner besten Außenmitarbeiter ‚(Mark Strong), um diesbezüglich Klärung zu erwirken – doch die Mission endet als desaströser Fehlschlag. „Control“ muss abdanken, und mit ihm geht auch George Smiley (Gary Oldman), seine rechte Hand. Smiley wird jedoch kurz darauf reaktiviert und soll nun das Rätsel lösen, dass seinen alten Chef zu Fall brachte. Auf der kurzen Liste der Verdächtigen finden sich die vier höchsten verbliebenen Agenten des MI6 – und Smiley selbst (wie schön, wenn man weiss, das der Boss einem vertraut). Smiley macht sich also auf eine gefährliche Suche hinter den Kulissen eines schmutzigen Spiels, das über die Geschicke ganzer Völker entscheiden kann.

„Dame, König, As, Spion“ (im Original „Tinker, Taylor, Soldier, Spy“, nach einem alten englischen Abzählreim) ist der insgesamt fünfte Roman um George Smiley, geschrieben von Spionagethriller-Experte John le Carré (Filmfreunde kennen den Herrn vielleicht schon durch „Der ewige Gärtner“, „Der Schneider von Panama“ oder „Das Russland-Haus“ – um nur einige zu nennen…). Die älteren unter uns haben eventuell schon einmal eine Verfilmung dieses Stoffes gesehen, denn die BBC produzierte dereinst eine TV-Miniserie mit Alec Guinness in der Hauptrolle, welche das ZDF um 1980 rum ausstrahlte. Danach verlieren sich die Spuren der deutschen Version für mich im Sand, denn auf DVD hat es nur die englische Fassung geschafft (und ist folgerichtig nur als Importtitel erhältlich). Aber genug zur Vergangenheit, kommen wir zum Film:

Der lebt von einer großartig dichten Atmosphäre. die einem fast in jeder Szene das triste Gefühl von morgendlicher Kälte vermittelt. Wenn die Sonne noch nicht wirklich raus ist, alles im Zwielicht dümpelt, und über allem noch eine klamme, eklige Feuchtigkeit zu hängen scheint. Eine ständige, unangenehm nass-kalte Tristesse. Und das als dauerhafter Hintergund eines Films. Eine schöne Art, die Stimmung während des Kalten Krieges einzufangen. Oh, und natürlich hilft auch eine derart hochkarätige Besetzung wie hier, in der wir sowohl alte Haudegen wie John Hurt als auch relative Neulinge wie Benedict Cumberbatch (der hierzulande zuletzt als „Sherlock“ zu sehen war) serviert bekommen und bei der wirklich noch die kleinste Nebenrolle wundervoll stimmig besetzt wurde (mein Favorit ist dabei Connie, die ehemalige Chefin der Rechercheabteilung). Und selbstverständlich hilft auch die großartig zurückgenomme Art, in der Gary Oldman seinem Smiley Leben einhaucht, um die ganze Geschichte nie langweilig werden zu lassen.

Die Geschichte, wo wir schon darüber reden, ist übrigens ebenfalls ganz schmuck. Wohl durchdacht, clever konstruiert und spannend erzählt. Dazu eine handwerkliche Meisterschaft in Kameraführung und musikalischer Begleitung, welche man bei den Briten zwar fast voraussetzen kann, die einen aber trotzdem immer wieder aufs neue erfreut.

Kurzum: „Dame, König, As, Spion“ ist ein wundervoll stimmig inszenierter und angenehm ruhig erzählter klassischer Spionagefilm mit einer exzellenten Darstellerriege und vielen großartigen Momenten, der einen erst wieder loslässt, wenn er langsam zu der wunderschönen Melodie von „La Mer“ ausklingt. Dafür vergebe ich volle 9/10 Punkte.

 

Originaltitel: Tinker, Taylor, Soldier, Spy

Laufzeit: 127 Minuten

FSK: ab 12 Jahren

Seit dem 02. Februar in den Lichtspielhäusern.

VN:F [1.9.22_1171]
Deine Filmbewertung:
Rating: 0.0/10 (0 votes cast)

Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →