Das Hochzeitsvideo Hauptplakat

Das Hochzeitsvideo

Hauptplakat

Originaltitel: Das Hochzeitsvideo

Laufzeit: 86 Minuten

FSK: ab 12 Jahren

Hauptdarsteller: Michael Abendroth, Martin Aselmann, Lisa Bitter

Regie: Sönke Wortmann

Ab dem 10. Mai in den Lichtspielhäusern.

 

P ia (Lisa Bitter) und Sebastian (Marian Kindermann) haben sich in Portugal Hals-über-Kopf ineinander verliebt. Drei Monate später steht in Deutschland auch schon die Hochzeit an. Sebastian bester Freund Daniel wird engagiert, ein Hochzeitsvideo zu drehen. Dieser verfolgt nun mit seiner Handkamera die Vorbereitungen und zeichnet dabei allerhand Kuriositäten auf.

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Nach „Deutschland. Ein Sommermärchen“ ist „Das Hochzeitsvideo“ Sönke Wortmanns zweiter Found Footage Film. Found Footage ist ein Filmstil, bei dem der Zuschauer das Geschehen durch eine von den Charakteren geführte Kamera erlebt. Filme wie „Blair Witch Project“ und „Cloverfield“ waren damit bereits sehr erfolgreich. Also ist es an der Zeit, dass auch in Deutschland ein entsprechender Spielfilm in die Kinos kommt. Mit seiner Fußballdokumentation konnte Wortmann erste Erfahrungen sammeln. Er macht aber einen gravierenden Fehler: Der als Found Footage beschriebene Film ist keiner. Im Intro erklärt Daniel den Zuschauern, dass das folgende Material Bilder aus seiner Kamera sind. Danach folgt der Vorspann, der den Filmtitel sehr kreativ aus Werbetafeln zusammen setzt. Nachdem Sebastian und Pia Daniel mit seiner Aufgabe betraut haben, sollte der Film also nur dessen Perspektive zeigen.

Zuerst fällt auf, dass die Bilder Kinoniveau haben. Auflösung und Schärfe sind gestochen scharf und selbst in hektischen Situationen wackelt die das Bild nur minimal. In einer Spiegelaufnahme sieht man, dass Daniel eine hochwertige Kamera verwendet, also kann man diesen Umstand verschmerzen. Daniel hat auch eine besondere Fähigkeit: Er kann sich teleportieren. Diese Fähigkeit besitzen nur wenige Menschen. Sie erlaubt ihm innerhalb von Sekundenbruchteilen durch den Raum zu springen und Szenen aus verschiedenen Perspektiven zu filmen. Mehrmals ist er so schnell, dass er sich sogar selbst filmen kann. Später lernt er Pias Schwester Despair kennen. Sie besitzt eine kleinere Handkamera und unterstützt ihn bei seiner Arbeit. Ihre sehr viel kleinere Handkamera hat verblüffenderweise dieselbe hochwertige Bildqualität wie Daniels.

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Das Drehbuch wurde von Gernot Gricksch verfasst. Neben zwei Büchern für zwei kleinere TV Produktionen hat er „Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe“ geschrieben und konnte dort erste Erfahrungen mit der großen Leinwand sammeln. Sein Drehbuch strotzt vor Klischees und Stereotypen. Sebastians Eltern sind stinkreich und haben neben einem „von“ im Namen auch den typischen Stock im Arsch. Pias Eltern sind, um den klassischen Kulturcrash zu erhalten, Hippies. Ihr leiblicher Vater reist mit Gitarre durch die Welt, ihr Stiefvater übt sich im stummen Hinduismus und ihre Mutter ist eine Alt-’68erin, welche ihre Umgebung mit Statements zum Nationalsozialismus nervt. Da Kinder nach ihren Eltern kommen, sieht es bei Pias Geschwistern auch düster aus: Ihr Bruder Bernd hat das Buch der Jugendsprache verschluckt und versucht sich als voll krasser Rapper, Schwester Despair stellt den Goth des Hauses und Phyllia ist die Graue Maus. Letztere ist so unbedeutend, dass sie in ihrer einzigen Soloszene nur Sänger Sasha auf dem Smartphone anschmachten darf. Natürlich taucht auch Pias Ex „Carlos – Die Keule“ auf. Wie der Name erahnen lässt spielt Simon Eckert einen schleimigen Pornodarsteller.

Passend zu den Charakteren wurde auch die Story mit Klischees überfrachtet. Im Grunde wurde die Blaupause für Spielfilme über Hochzeiten verwendet und ohne Veränderungen übernommen. Eine Blaupause bietet die Möglichkeit eine simple, vorhersehbare Story zu schreiben. Sie stellt sicher, dass der Zuschauer nicht plötzlich durch eine unvorhergesehene oder wirklich komische Handlung überrascht wird und aus seinem 86 minütigem Dämmerschlaf aufwacht. Die Antwort auf die Frage, warum der Film als Komödie geführt wird, bleibt man dem Zuschauer bis zum Ende schuldig. Das in den Abspann eingebundene Bewerbungsvideo von Martin Aselmann ringt dann aber doch noch ein müdes Lächeln ab.

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„Das Hochzeitsvideo“ hat aber auch eine gute Seite. Sönke Wortmann hat, abgesehen von Sänger Sasha, auf unverbrauchte Gesichter gesetzt. Man findet keine der üblichen Dauerbesetzungen deutscher Filme. Diesen Schritt muss man ihm hoch anrechnen. Die meisten Mitglieder des Casts spielen ihre Rollen überzeugend. Soweit es das Drehbuch zulässt. Marian Kindermann, Lisa Bitter, Martin Aselmann und Lucie Heinze bringen eine gute Leistung und hoffentlich sieht man sie in weiteren Filmen. Rainer Galke setzt seine Rolle als Standesbeamter jedoch gegen die Wand. In der Szene wo Despair und Sebastian ihn in einer überhaupt nicht lustigen Hundesszene erwischen und anschließend erpressen, wirkt seine Rolle absolut fehlbesetzt.

 

„Das Hochzeitsvideo“ von Sönke Wortmann ist ein völlig misslungener Film, der den Titel Found Footage nicht verdient. Das uninspirierte Drehbuch strotzt vor Klischees. Einziger Lichtblick ist der Cast, welcher aber auch nicht mehr viel retten kann. Ein Vergleich mit „Hangover“ und „Brautalarm“ ist nahe einer Beleidigung der US-Vorbilder.

2/10 Punkten

 

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Über den Author:

JensLiebt Filme und sammelt Trailer. Wenn er keine Filme schaut, schreibt er Kritiken oder treibt den technischen Fortschritt voran.Zeige alle Artikel von Jens →

  1. Kritischer Filmliebhaber25.05.2012

    Diese Kritik liest einfach nur herrlich und macht den – in meinen Augen schlechten Film – zu etwas unterhaltsamen. Liest sich super, weiter so! 🙂