Die Wand Hauptplakat

Die Wand

Plakat

Laufzeit: 108 Minuten

FSK: ab 12 Jahren

Hauptdarsteller: Martina Gedeck, Luchs von Kyffhäusersbach

Regie: Julian Roman Pölsler

Ab dem 11. Oktober in den Lichtspielhäusern.

 

 

Einer Frau, deren Namen wir wohl nie erfahren werden (Martina Gedeck), passiert das Unglaubliche – und dabei wollte sie doch nur etwas Erholung in einer Jagdhütte fernab der Zivilisation finden. Denn plötzlich wird sie durch mehr als nur ein paar Wanderpfade vom Rest der Welt getrennt. Plötzlich stößt sie auf eine unsichtbare, undurchdringliche Barriere, die sie und ein riesiges Stück Land umschließt. Und schlimmer noch: Auf der anderen Seite scheint jede Form von Leben einfach erstarrt zu sein. Ist da drüben alles tot? Unserer Hauptfigur bleiben wenig Alternativen, und so muss sie wohl oder übel versuchen, mit dem, was ihr auf dieser Seite der Barriere geblieben ist, zu überleben. Immerhin, wenigstens der treue Hund Luchs wird ihr wohl beistehen.

Szenenbild 1

Das klingt nach einem kafkaesken Alptraum und liefert genug Stoff für eine der besseren Folgen der alten „Twilight Zone“-Serie. Doch leider wendet man sich auch schon nach wenigen Minuten wieder komplett von diesem herrlich dunklem Faszinosum, das durchweg nur als eine simple „Wand“ bezeichnet wird, komplett ab. Keine nähere Untersuchung, kein methodisches Vorgehen. Wie hoch ist die Wand? Immerhin gibt es noch Wetter, also scheinen zumindest Wolken noch durchzukommen. Kommen Vögel dann auch daran vorbei? Wie tief geht sie? Fließt Wasser unter ihr durch? All das kommt der Hauptfigur nicht einmal ansatzweise in den Sinn. Stattdessen bekommen wir nur ein zugegebenermaßen tatsächlich sehr stimmungsvolles Surren, wenn wir in der Nähe der Wand sind und ein paar pantomimische Grundübungen von Seiten der Hauptdarstellerin. Und auf schon auf diese billigen und unglaubwürdigen Verrenkungen hätte man eigentlich liebend gern verzichten können. Oder sie von einer besseren Schauspielerin ausführen lassen. Einzige Ausnahme ist der Moment, an dem die Dame zum ersten Mal gegen die Wand läuft. Der funktioniert tatsächlich toll. Aber das hilft auch nur wenig, denn nach etwa einer halben Stunde ist „Die Wand“ eigentlich nur noch eine relativ simple Robinsonade im alpinen Hochland und die titelgebende Barriere schon wieder so gut wie vergessen. Gut, dafür bekommen wir jede Menge schmucke Naturbilder, doch dafür kann man eigentlich auch gleich in „Das grüne Wunder – Unser Wald“ gehen.

Szenenbild 2

Ja ja, natürlich, lieber Leser, die Buchvorlage ist da nicht anders. Doch um einmal unangemessen persönlich zu werden: Irgendwie komme ich an dieses Buch nicht ran. Vielleicht ist es ein Generationenproblem, vielleicht eine simple Frage des Geschmacks, in jedem Fall kann ich Buch und Verfilmung nur mit Distanz begegnen. Sicher, es ist sprachlich stellenweise sehr eindringlich (weshalb die wirklich sehr häufig eingebundenen Kommentare aus dem Off tatsächlich kaum stören) und bietet einige nicht uninteressante Deutungsmöglichkeiten, doch es berührt mich einfach nicht. Da hilft es dem Film auch nicht gerade, dass Hauptdarstellerin Martina Gedeck ihre Sache zwar gut macht, aber kein wirklich intensives Spiel betreibt und auch nicht wirklich genug Charisma aufblitzen lässt, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Ehrlich gesagt wirkt sie gerade zu Beginn gar etwas arg trampelig. Nun ist es durchaus möglich und eigentlich sogar wahrscheinlich, dass diese Figur mit Bedacht als dermaßen depressiv angelegt wurde, deshalb sei diesbezüglich abschließend nur angemerkt, dass diese Figur für normale Sehgewohnheiten doch etwas gewöhnungsbedürftig sein könnte. Denn das alles sorgt letztlich dafür, dass sich die Handlung gestreckt und auch etwas langatmig anfühlt. Quasi passend zum Seelenleben unserer unbenannten Dame.

Ach ja, und wir bekommen auch noch eine Rahmenhandlung präsentiert, in der wir einer älteren Version unserer Heldin dabei beiwohnen dürfen, wie sie all ihre Erinnerungen niederschreibt. Auch dies ist eher störend als nützlich und macht den Filmgenuss noch zäher als sowieso schon.

Szenenbild 3

Fazit:
Wer die Buchvorlage kennt und mag, kann dem Film gern einmal eine Chance geben. Ansonsten könnte einen eine ziemliche Enttäuschung erwarten, denn eigentlich entpuppt sich „Die Wand“ als eine eher dröge Variante von „Robinson Crusoe“. 5/10 Punkte, mehr findet sich dafür leider nicht.

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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →

  1. An sich gefällt mir die Idee und die unsichtbare Wand, aber das er dann doch so doof sein soll, lässt den Film schnell auf die Liste der „irgendwann mal zu guckenden“. Schade.