GhostintheShellArise12 Cover

Ghost in the Shell – Arise: Border 1 + 2

Packshot

Originaltitel: Kōkaku Kidōtai Araizu

Laufzeit: 58 + 57 Minuten

FSK: ab 16 Jahren

Besetzung: Tilo Schmitz, Joachim Tennstedt, Katrin Zimmermann, Christin Marquitan

Regie: Kazuchika Kise

Im Verleih von Universum Anime.

Seit dem 31. März auf Silberscheibe und Blauling.

Wir schreiben das Jahr 2027 (für alle, die mitzählen wollen: es sind noch zwei Jahre bis zur Handlung der Animevorlage). Seit einem Jahr ist der Vierte Weltkrieg vorüber. Japp, der Vierte. Wir müssen uns ranhalten, wenn wir das noch hinkriegen wollen. Jedenfalls, nun ist wieder Frieden, was etwas problematisch für Motoko Kusanagi ist. Gehört ihr vollprothetischer Cyborg-Körper doch faktisch dem Militär. Und die nötigen Wartungen zahlt auch keine Krankenkasse, also wird es schwierig mit der Suche nach Jobalternativen. Und zu allem Überfluss darf sie sich dann auch noch mit der Vergangenheit ihres alten Generals auseinandersetzen.

Immerhin, am Ende von „Ghost Pain“, der ersten von bis jetzt vier Folgen (eine fünfte wurde bereits angekündigt) winkt die Selbstständigkeit für Kusanagi, sodass sie in Folge 2, „Ghost Whispers“, eine kleine Ermittlungseinheit gründen kann. Ein erster Fall wartet auch schon auf sie: Unbekannte machen sich am Verkehrsleitsystem Newport Citys zu schaffen und drohen mit richtig fiesen Unfällen, wenn nicht ein verurteilter Kriegsverbrecher wieder auf freien Fuß kommt und der Fall neu aufgerollt wird. Was praktisch gleich zwei Fälle für Team Motoko ergibt. Plus, irgendwer hat Kusanagis treuen Begleiter Logikoma gehackt. Nix als Ärger also, wie immer.

Szenenbild 1

Die Produktionen der „Ghost in the Shell – Arise“-Reihe sind OVAs, und das sieht man leider nur allzu sehr. Falls dir, lieber Leser, der vorangegangene Satz etwas zu geeky war: OVA steht für „Original Video Animation“, was ziemlich genau das Anime-Pendant einer Direct-to-DVD-Veröffentlichung ist. Und das bedeutet in beiden Kulturkreisen das gleiche, nämlich: „Ghost in the Shell – Arise“ ziemlich günstig produziert aus. Vor allem in Folge eins. Die Animationen sind im günstigsten Fall unauffällig, nicht selten aber fast schon peinlich detailarm. Dazu kommt eine reichlich generische Handlung, die nie so richtig spannend werden will. Nein, „Ghost Pain“ ist ein denkbar schlechter Start in die Reihe. Es mag ganz schön sein, mal wieder was aus der Welt von „Ghost in the Shell“ zu hören, mehr aber macht den Reiz dieses Filmes fast gar nicht aus.

Mit einer Ausnahme: Die Logistics Conveyer Machine, kurz Logikoma (für Kenner der „Stand Alone Complex“-Serie: Wir haben es mit hier einer klaren Verwandten der Tachikomas zu tun, aber das dachtet ihr euch ja bestimmt schon), von außen ein gepanzerter Transporter, im Inneren jedoch eine großartiger Sonnenschein von künstlicher Intelligenz. Man stelle sich ein wundervoll-nervig-hyperaktives-Anime-Girlie in einer Mecha-Killermaschine vor. Das dann auch noch nichts weiter zu tun hat, als der Hauptfigur andauernd hinterher zu dackeln, damit die im Notfall Zugriff auf irgendwelche coolen Waffen hat. Viel zu tun hat Logikoma in Teil eins noch nicht, aber trotzdem ist sie mit Abstand das größte Highlight dieser ersten Folge!

Szenenbild 2

Wenig verwunderlich also, dass ihre Rolle in Folge zwei deutlich ausgebaut wird. Und auch ansonsten bessert sich die Reihe hier deutlich. Die Story wird angenehm rasant erzählt, die Wendungen sind deutlich interessanter und es gibt mehr und schöner inszenierte Action. Dazu kommen die übliche Verschwörung bis in höchste Regierungskreise und natürlich auch endlich eine KI auf der Suche nach den Gründen ihrer Existenz. Da ist es ja, das gute, alte „Ghost in the Shell“-Feeling! Warum bittschön nicht gleich so? Nein, die Animationen sind immer noch nicht das Gelbe vom Ei, aber wenigstens sind sie nicht mehr peinlich. Oder aber man hat sich mittlerweile an diese Optik gewöhnt. Dann wäre Folge eins immerhin doch zu was gut gewesen.

Oh, apropos „Nostalgie“: Irgendwie ist es komisch, im Kontext eines „Ghost in the Shell“-Prequels so aktuelle Begriffe wie „Stuxnet“ oder „Denial-of-Service-Attacke“ zu hören. Einerseits ist es ja ganz schön, wenn aktueller Hackerjargon eingebaut wird, aber irgendwie büßt die Geschichte dann auch einen großen Teil der Zeitlosigkeit ein, die die Vorlage so ikonisch gemacht hat. Doch dies nur als kleine Beobachtung nebenbei.

Szenenbild 3

Wie leider immer noch üblich, wird „Ghost in the Shell – Arise“ in zwei Schüben zu je zwei Episoden veröffentlicht. Wohl zwecks Gewinnmaximierung. Aber was will man machen. Immerhin scheinen die DVDs bzw. Blu-Rays ganz hübsch ausgestattet zu sein, mit Booklets, Kurzfilmchen und zwei Featuretten. Leider lagen uns zur Begutachtung aber nur Streaminglinks für die beiden Folgen der ersten Veröffentlichung zur Verfügung, insofern können wir da nichts Genaueres zu sagen. Außer vielleicht: Herrje, jetzt veröffentlicht sowas doch endlich mal am Stück!

Szenenbild 4
Fazit:
Die Auftakt-Episode wirkt irgendwie unnötig, Folge zwei hingegen macht ausreichend Spaß, um dann doch Apettit auf mehr zu machen. Die, wie wir jetzt einfach mal fies unterstellen, profitgetriebene Zweiteilung der Veröffentlichung geht damit voll auf. Man ist zumindest nach „Ghost Whispers“ angefixt genug, um wenigstens erfahren zu wollen, ob am Ende vielleicht drei Viertel oder doch nur ein Viertel der Reihe was taugen. Für den Zwischenstand rechnen wir 5 Punkte (für „Ghost Pain“) und 7 Punkte (für „Ghost Whispers“) zusammen, kommen also bei einer Gesamtleistung von 6 Punkten an.

PS: Für alle, die gerade Ihren Kalender zur Hand haben – Teil zwei der Veröffentlichung erscheint am 26. Mai.

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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →