John Carter – Zwischen zwei Welten (3D)

John-Carter-Filmposter

Originaltitel: John Carter

Laufzeit: 132 Minuten

Hauptdarsteller: Taylor Kitsch, Lynn Collins, Mark Strong, Ciarán Hinds, Willem Dafoe, Dominic West

Regie: Andrew Stanton

FSK: ab 12 Jahren

Ab dem 08. März in den Lichtspielhäusern.

 

 

Wir befinden uns im Jahr 1868. Der Bürgerkriegsveteran John Carter stolpert auf der Suche nach einer legendären Goldader in eine merkwürdige Höhle und stößt dort nicht nur das erhoffte Edelmetall, sondern auch auf ein schier unglaubliches Abenteuer: Unser Held wird nämlich unversehens auf den Mars versetzt. Ja, werter Leser, Sie haben richtig gelesen: Auf den Mars. Und der Rote Planet dieses Films ist bei weitem nicht so langweilig wie sein doch eher ödes Pendant in unserer Wirklichkeit: Hier tummeln sich exotische Kreaturen und faszinierende Kulturen auf einem kargen Wüstenplaneten. Und so muss sich Carter auch schon bald den riesenhaften, vierarmigen (und dann auch noch grünen) Tharks mit ihrem Führer Tars Tarkas (im Original gesprochen von Willem Dafoe) gegenüber als würdig erweisen, nur um kurz darauf zwischen die Fronten eines Krieges zwischen den beiden Metropolen Helium und Zodanga zu geraten. Und dabei hat er doch eigentlich schon genug vom Krieg und will einfach nur nach Hause, um dort sein sauer verdientes Gold abzuholen. Vieleicht kann ihm ja die schöne Marsprinzessin und engagierte Wissenschaftlerin Dejah Thoris (Lynn Collins) dabei helfen – blöd nur, dass die sich mehr für das Schicksal ihrer im Krieg unterlegenen Heimat Helium interessiert. Und was genau haben eigentlich die mysteriösen Thern unter der Leitung von Matai Shang (Mark Strong) mit alledem zu tun?

„John Carter“ ist die lange überfällige Verfilmung der John-Carter-vom-Mars- bzw. Barsoom-Buchreihe des amerikanischen Autors Edgar Rice Burroughs (der den meisten aber wohl eher als Erfinder von Tarzan ein Begriff ist). Der erste Band dieser Reihe, „Die Prinzessin vom Mars“ („A Princess from Mars“) erschien erstmals im Jahre 1912, feiert also gerade sein 100-jähriges Jubiläum – und stammt damit aus einer Zeit, in der erstens die Science Fiction gerade erst den Kinderschuhen enfleuchte und zweitens der Mars noch lange nicht nicht ausgiebig erforscht war und somit tatsächlich noch ausgiebig über eventuelle Bewohner theoretisiert werden durfte. Und so leistet sich Burroughs auch eine ganze Menge Freiheiten in der Gestaltung seiner Welt, die von großartig exotischen Kulturen in einer untergehenden Welt über ungeahnte Folgen einer geringeren Schwerkraft (neben größerer körperlicher Stärke kann Carter vor allem in ungeahnte Weiten springen) bis hin zu fantastischen alternativen Energiequellen (wie z.B. von uns Erdlingen noch „unentdeckte“ Strahlen des Lichtspektrums) alles abdeckt, was sich in den Windungen eines fantasiegetränkten Hirnes nur erhoffen lässt. Auf den zeitgenössischen Leser könnte dieser Ausbund an Fantasie natürlich etwas befremdlich wirken und wird wohl oder übel etwas Offenheit erfordern – auf jeden Fall aber sollte man das Bild des Roten Planeten, dass man dank umfangreicher Schulbildung kennen gelernt haben dürfte, für kurze Zei weit, weit weg sperren. Dafür wird man dann aber auch mit einer großartig unterhaltsamen Rundreise auf einem Planeten belohnt, den es so nie gegeben hat. Dass die Verfilmung des Buches eine ähnliche Offenheit verlangt, wird man schon erahnen und zur Beruhigung sei auch jetzt schon angemerkt, dass sie im gleichen Ausmaß belohnt wird.

Dabei hält sich der Film eher lose an seine Vorlage, nimmt zwar alle wichtigen Figuren  und fast alle Handlungselemente des ersten John-Carter-Romans mit auf, mischt jedoch viele Aspekte neu und gibt vor allem auch noch ein paar Elemente aus dem zweiten Teil (vor allem die Rasse der Therns) sowie eine ganze Menge technische Erklärungen hinzu. Was jedoch nicht wirklich störend ist, die neue Variante entpuppt sich insgesamt als gleichwertig unterhaltsam und passt etwas mehr zu den aktuellen Sehgewohnheiten. Schade finde ich nur, dass die titelgebende Hauptfigur etwas zu stark an den Zeitgeist angepasst wurde: Aus dem kriegserprobten Südstaaten-Gentleman, der eher einem Reiseberichterstatter gleich durch die Gegend streift, bis er sich unsterblich in die wunderschöne Marsprinzessin verknallt, wurde der heutzutage leider übliche kriegsmüde, gebrochene Bürgerkriegsveteran, der nur noch einen Weg zurück nach Hause finden will. Folgerichtig schwächelt „John Carter“ zu Beginn auch etwas, da einfach keine Stimmung von Aufregung und Abenteuer aufkommen will und erreicht einen kleinen Tiefpunkt, als wir in Rückblenden auch noch erfahren müssen, dass unser Held durch zu langes Zögern Frau und Kind verlor. Igitt, welch Klischee. Dass unsere Marsprinzessin da nur etwas emanzipierter gezeichnet wurde und neben schmuck aussehen und Adelspflichten nachkommen auch ein wenig Wissenschaft betreiben und sich selbst in Schwertkämpfe stürzen darf, ja, sich nichtmal einfach so dem strahlenden Helden von einem Erdling an den Hals werfen muss, sondern ihm gleichgestellt Paroli bieten darf, ist da schon weitaus erträglicher und bedient tatsächlich einige aktuellere Geschmäcker. Auch wenn die alte, kampfesferne Aristokratin in meinen Augen mal eine schöne Abwechslung dargestellt hätte.

Doch letztlich werden die Neuerungen in der Handlung glücklicherweise durch eine wundervolle Optik wettgemacht, die komplett den Geist der Vorlage trifft und uns Marsgegenden von atemberaubender Schönheit präsentiert, bevölkert von großartig und glaubwürdig zu digitalem Leben erweckten exotischen Geschöpfen (mein Favorit ist hier klar John Carters herrlich hündischer Begleiter Woola) und interessanten Kulturen mit einer angenehm mechanisch wirkenden Technologie (Hach, diese Luftschiffe!). Allein schon der Optik wegen sollte man also vor die nächstbeste Leinwand pilgern. Achja, in ganz ordentlich nachbearbeitetem 3D ist der Streifen auch, was aber wenigstens nicht stört und in manchen Szenen sogar richtig Spaß macht (z.B. wenn Mr. Carter erste Flugversuche unternimmt und das ganze für uns Zuschauer in einer äußerst erbaulichen Achterbahnfahrt endet).
Außerdem sorgt ein großartiges Ensemble an Schauspielern dafür, dass der Film nie komplett ins Uninteressante abdriftet. Und das trotz der pulp-typisch eher einfach gehaltenen Charaktere. Hauptdarsteller Taylor Kitsch mimt seine Hauptrolle überzeugend, und auch Lynn Collins ist ausreichend schmuck (denn um ehrlich zu sein muss auch eine emanzipierte Marsprinzessin immer noch nicht wirklich viel mehr leisten). Ansonsten sehen wir Ciaràn Hinds souverän als den üblichen gütigen König, erkennen hinter dem CGI-Gesicht des Tars Tarkas einen herrlich aufgelegten Willem Dafoe und sehen einen wie immer großartigen Mark Strong als schön sinisteren Thern-Großmeister. Doch mein eigentlicher Held in diesem Film trägt den Namen James Purefoy und spielt den heliumitischen Krieger und Spion Kantos Kan – und das mit so viel Chuzpe und Charme, dass wirklich jede Szene mit ihm ein kleines Fest darstellt.

Und, apropos „Kantos Kan“: Im letzten Drittel – und damit spätestens nach dem furiosen ersten Auftritt ebenjenes Spions – kehrt dann auch endlich wieder etwas guter, alter Abenteuergeist in die Geschichte zurück, und den Zuschauer erwartet letztlich der spaßige Ritt, den die Vorlage verspricht. Und spätestens an dieser Stelle habe ich dann auch nichts mehr zu meckern.

„John Carter – Zwischen zwei Welten“ ist ein Film, auf den man sich einlassen muss. Schafft man es, die etwas abgehobene Prämisse zu akzeptieren, so wird man mit wundervollen Bildern und bester Unterhaltung belohnt. 8/10 Punkte vergebe ich für dieses kleine Highlight des Frühjahrs.

 

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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →