Das deutsche Cover zu 'Captain America: Civil War'. (Copyright: Marvel, Walt Disney, 2016)

The First Avenger – Civil War

Plakat

Originaltitel: Captain America: Civil War

Laufzeit: 146 Minuten

FSK: 12

Besetzung: Chris Evans, Robert Downey Jr., Chadwick Boseman, Sebastian Stan

Regie: Anthony Russo, Joe Russo

Verleih Deutschland: Marvel

Ab dem 06. Oktober 2016 auf DVD, BD und 3DBD.

Heldenleben ist ein schweres Leben. Auf der einen Seite zieht der Held aus um die Menschheit vor Aliens, Mutanten und wahnsinnigen Wissenschaftlern zu retten. Die meisten haben nichts dagegen, dass jemand ihr Leben rettet. Dann geht allerdings die ein oder andere Vase zu Bruch und das Geschrei ist groß. An schlechten Tagen wird auch eine ganze Stadt in die Luft gehoben und in ihre Grundstoffe zerlegt. Schon die Transformers hatten mit den Zerstörungen, die sie begleiteten, ein Problem und stellten sich in den Dienst der Regierung. Nach der Schlacht von Sokovia bekommen nun auch die Avengers einen Vertrag auf den Tisch, der sie den Vereinten Nationen unterstellen soll. Ein Teil von Ihnen möchte unterschreiben. Der andere Teil sieht eine Gefahr für ihre Freiheit und lehnt ihn ab. Wie es sich für ordentliche Superhelden gehört, wird der Streit nicht bei einer Tasse Tee auf einer Blümchenwiese beigelegt. Es wird Zeit für den Civil War.

Szenenbild 1

Der eigentliche Titel des Films ist „Captain America: Civil War“. Der deutsche Titel heißt „The First Avenger: Civil War“. Berichten zufolge wurde der Namen gebende Superheld hierzulande aus dem Titel gestrichen, weil der Verleih einem geringeren Umsatz rechnete, wenn Captain America auf dem Kinoposter steht. Wenigstens haben sie sich damals einen halbwegs sinnvollen Haupttitel überlegt. In diesem Review wird der Titel „Captain America“ verwendet. Inhaltlich sind beide Filme identisch.

Der dritte Teil der Abenteuer von Captain America basiert auf einem Crossover von Autor Mark Millar und dem Zeichner Steve McNiven. Die Geschichte wurde 2006 bis 2007 in sieben Ausgaben erzählt. Auch hier stimmen Iron Man und seine Gruppe für den Superhero Registration Act. Captain und Co. lehnen ihn ab. Am Ende wird Iron Man inhaftiert. Auch hier hält sich der Film mit einer kleinen Änderung an der Vorlage.

Der Regiestuhl wird von Anthony und Joe Russo geteilt. Beide haben bereits den letzten Teil „Captain America: The Winter Soldier“ (dt.: „The Return of the First Avenger“, 2014) geleitet und werden auch die Regie für „Avengers: Infinity War“ 1 und 2 (2018 und 2019) übernehmen. Bei der Story brauchten sie nur abschreiben. Im Film reicht sie für eine Grundlage, um zu einer Schlacht zwischen den Helden zu führen. Hier sind wir schon bei dem Problem. Wie in „Batman v Superman: Dawn of Justice“ (2016) gibt es einen größeren Gegner im Hintergrund, der den Konflikt befeuert. Hier übernimmt die Rolle Daniel Brühl. Viel Arbeit hat er nicht, da er nur kurz im ersten Drittel und in den letzten 10 Minuten auftaucht. Er hätte genauso gut aus dem Film geschnitten werden können und es währe dem Zuschauer nicht aufgefallen.

Szenenbild 2

Genauso verhält es sich mit der Story. Als die Helden den Vertrag auf den Tisch bekommen, wird kurz umrissen, was zu dem Konflikt führen wird. Das Thema Sicherheit gegen Freiheit und die Macht, die sich die Vereinten Nationen mit dem Vertrag von Sokoviak sichern, sorgen für Diskussion. Wenige Minuten später kommt die Möglichkeit das Thema zu vertiefen bei einer Verfolgungsjagd im Berliner Untergrund unter die Räder. Etwas später treffen sich die Parteien auf dem Flughafen Leipzig-Halle und schlagen sich die Köpfe ein. Warum das Aufeinandertreffen gerade auf einem Flughafen in Deutschland passiert, was in der logischen Handlungsreihenfolge des Films logistisch sinnlos ist, ist nicht klar. Die Vermutung liegt nahe, dass Marvel einfach Platz brauchte, um Spider-Man und Ant-Man mitspielen zu lassen. Zu keinem Zeitpunkt wird der Platz aber sinnvoll genutzt. Die Schlacht wird dann auch noch künstlich in die Länge gezogen, weil jeder Held seine 5 Minuten Ruhm haben muss.

Marvel nutzt den Civil War, um Black Panther und Spider-Man als neue Helden einzuführen. Letzteren ist ein Ringen um die Rechte mit Sony vorausgegangen. Sony hatte sie von Columbia gekauft und das Reboot mit Andrew Garfield gedreht. Marvel hat nun einen Teil der Rechte zurückgekauft und wird 2017 mit Columbia Pictures, dem Haus hinter „Spider-Man“ (2002) mit Tobey Maguire,“Spider-Man: Homecoming“ auf die Leinwand bringen. Ein Reboot des Reboots. Marvel nutzt „Civil War“ also um das Publikum anzufixen. Außerdem haben allein schon die Gerüchte eines Auftritts von Peter Parker und die Bonusszene des Trailers für genug Hype gesorgt, dass der Captain fast zu einer Nebenfigur wurde.

Im Film wird Peter Parker von Tony Strak (Robert Downey Jr.) angeworben. Warum gerade er und nicht einer der vielen anderen Superhlden, ist dem Comicleser klar, für den normalen Zuschauer aber unverständlich. Dieser bekommt einen überdrehten Teenager mit nach kurzer Zeit nervigen Sprüchen vorgesetzt. Marvel soll zugutegehalten werden, dass sie hier nah an dem Comic sind. In der ursprünglichen Serie war Peter, als er von der Spinne gebissen wurde, 14 Jahre alt. Auch ist er in den Comics lockerer als in den bisherigen Filmen. Aber er wirkt natürlich. Im Film ist er einfach künstlich auf lustig gemacht. Nach der Schlacht wird er von Iron Man im wahrsten Sinne sofort wieder nach Hause geschickt, was die Sinnlosigkeit seiner Gegenwart und billige Eigenwerbung für das Reboot nur unterstreicht.

Szenenbild 3

Black Panther ist da sinnvoller integriert. Seine Origin Story wird 2018 in die Kinos kommen. Im Film wird er ausreichend eingeführt und seine Bewegründe erläutert. Er ist neben Steve Rogers und Bucky Barnes einer der interessantesten Charaktere. Mit Iron Man sticht das Quartett aus der Gruppe heraus. Die anderen Helden sind alle nur dabei. Ant-Man ist nichts weiter als Füllmaterial.

Insgesamt fühlt sich der Film weniger wie ein Captain America an. Die beiden letzten Teile waren mehr als ein simples Abarbeiten des Handbuchs für Superheldenfilme. Die politischen und gesellschaftlichen Konflikte haben immer einer größere Rolle gespielt und den Filmen den Charakter eines Thrillers beschert. Der Titel „Captain America: Civil War“ könnte gegen „Iron Man 4“ oder „Avengers 3“ austauscht werden. Es würde nicht auffallen. Da der Hintergrund des Winter Soldiers einen Schwerpunkt der Handlung bildet, bietet sich „Winter Soldier“ als sinnvolle Alternative an. Dieser muss trotz seines Gewichtes in inzwischen zwei Filmen ohne eigenen Streifen auskommen.

Die Effekte sind auf bekanntem Marvel-Niveau. Auffällig sind Kamera und Schnitt, die teilweise vom Praktikanten zu sein scheinen. Der Schnitt des Kampfs zwischen Winter Soldier und Black Panther auf einem Dach in Berlin, ist mit der Arbeit einer signifikant billiger produzierten Folge „Power Rangers“ vergleichbar. Die Schlacht in Leipzig sticht trotz ihrer Langatmigkeit heraus. Hier wurde wieder die Fähigkeiten von Ant-Man für schöne Kamerafahrten genutzt. Auch die Verfolgungsjagd durch Berlin ist gut gedreht. Der Finale Kampf zwischen den Kontrahenten in einem Bunker ist wieder business as usual.

Szenenbild 4

„Captain America: Civil War“ erscheint auf DVD, BD und 3DBD. Die DVD verzeichtet auf Extras. Diese finden sich nur auf der BD. Die 3D Veriante erscheint inklusive der 2D Version in einem Steelbook. Neben einem interessanten Audiokommentar finden sich ein Gag Reel und Trailer auf der Scheibe. Besonders hervorzuheben ist das Making-Off und eine kurze Erläuterung der Sicht von Captain America und Iron Man auf den Konflikt zwischen den Helden.

Fazit:

Marvel hat eine Formel für Filme gefunden und verfolgt diese Punkt für Punkt, Film für Film. Nun hat es auch Captain America erwischt. Er versinkt in einem Einheitsbrei aus ungenutzter Storygrundlage und langatmigen Schlachten. Die Überfrachtung mit Helden führt dazu, dass der Titel durch beliebige Andere getauscht werden kann. Das ist das Schlimmste, was einem Film passieren kann. Er verliert seine Identität. So bleibt am Ende nicht viel mehr zu sagen, als dass „Captain America: Civil War“ der bis jetzt schlechteste Film des MCU ist.

4/10

Links: https://marvel.com/captainamerica

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Über den Author:

JensLiebt Filme und sammelt Trailer. Wenn er keine Filme schaut, schreibt er Kritiken oder treibt den technischen Fortschritt voran.Zeige alle Artikel von Jens →