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Verblendung [2011]

Mit Remakes ist das so eine Sache. Meistens werden sie dem Original nicht gerecht. Doch es gibt Ausnahmen, wie „Heat“, „Funny Games U.S.“ und „The last house on the left“ beweisen. Zwei Jahre nach der schwedischen Verfilmung von Stieg Larssons „Verblendung“ versucht David Fincher sein Glück.

Mikael Blomkvist steht im Mittelpunkt eines großen Medienskandals. Er beschuldigt die Wirtschaftsgröße Wennerström verschiedener Wirtschaftsverbrechen. Dieser zeigte ihn wegen Verleumdung an und der Journalist wurde schuldig gesprochen. Um Abstand zu gewinnen, zieht sich Blomkvist vorübergehend aus seiner Zeitschrift „Millenium“ zurück. Ein Anruf von Konzernchef  Henrik Vanger bringt ihn aber um seine Pause. Er beauftragt ihn seine Großnichte Harriet zu finden, die vor 40 Jahren spurlos verschwunden ist. Die Anfangs aussichtslose Recherche stellt sich bald als lebensgefährlicher Auftrag heraus.

 

 

Stieg Larssons Millenium Trilogie gehört zu den bekanntesten Reihen des 2004 verstorbenen Schriftstellers. Bereits 2009 brachte der schwedische Regisseur Niels Arden Oplev den ersten Band auf die Leinwand. Dank des riesigen Erfolges der Bücher und Filme, sicherte sich bald Hollywood die Rechte an dem Stoff. Als Hauptdarsteller waren u.a. Viggo Mortensen, Brad Pitt und George Clooney im Gespräch. Daniel Craig wurde die Rolle erst zugesprochen, als klar war, dass die Dreharbeiten zum kommenden Bond „Skyfall“ nicht in Konflikt mit „Verblendung“ stehen. Lisbeth Salander wird in der schwedischen Fassung von Noomi Rapace verkörpert. Sie wurde dank ihrer hervorragenden Leistung auch für das Remake vorgeschlagen. Weil sie jedoch keine Lust hatte ein zweites mal die Rolle zu spielen, bekam die eher unbekannte Rooney Mara die Rolle. Im Film zahlt sich diese Entscheidung mehr als aus. Mara spielt Lisbeth so überzeugend, dass sie für einen Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert wurde. Auch Daniel Craig erweist sich als richtige Wahl. Bei ihm reicht es nicht für eine Nominierung, aber man denkt zu keiner Sekunde an James Bond.

Die Verfilmung selbst ist, im direkten Vergleich zur Fassung von 2009, die bessere. Sie hält sich viel dichter am Buch. So sind viele Kleinigkeiten im Buch auch im Film zu finden. So ist es zum Beispiel Blomkvists Tochter, die einen entscheidenden Hinweis zur Lösung des Rätsels gibt. Leider entschied sich Fincher dazu das Ende nicht in Australien, sondern in London spielen zu lassen. Warum er sich für diesen großen Eingriff in die Story entschieden hat, weiß nur er selbst. Wer weder das Buch noch Oplevs Version kennt, wird diese Änderung aber nicht bemerken.

 

 

Der Score hält sich stark im Hintergrund. In nur wenigen Szenen fällt er ins Ohr. Dabei braucht er sich nicht zu verstecken. Atticus Ross wurde für seine Vertonung mit je einer Oscar-Nominierung für den Ton und Tonschnitt belohnt. Auch das Bild (Oscarnom. für bester Schnitt) und Kamera (Oscarnom. für bestes Bild) lassen nichts zu Wünschen übrig. Es gibt nur wenige Aktionszenen. Die braucht der Film auch nicht. Er ist sehr ruhig – aber stets spannend. Mehrmals wird die Ruhe durch Gewaltszenen zerrissen, welche bei dem Zuschauer ihre Spuren hinterlassen. Fincher nimmt in dieser Hinsicht keine Rücksicht auf sein Publikum. Das ist auch gut so.

David Finchers „Verblendung“ eine spannende, sehr gut gespielte und fotografierte Verfilmung von Stieg Larssons Hinterlassenschaft. Er ist das erste große Highlight des noch jungen Kinojahres 2012.

5/5

 

 

Orig.-Titel: The Girl with the Dragon Tattoo

Laufzeit: 158 Minuten

FSK: 16 Jahre

Genre: Thriller

Regie: David Fincher

Musik: Atticus Ross

Buch: Steven Zaillian (Film), Stieg Larsson (orig. Roman)

Cast: Daniel Craig, Rooney Mara

 

Bildquelle (alle Bilder): Sony Pictures

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Über den Author:

JensLiebt Filme und sammelt Trailer. Wenn er keine Filme schaut, schreibt er Kritiken oder treibt den technischen Fortschritt voran.Zeige alle Artikel von Jens →

  1. Martin05.02.2012

    Ich muss ja gestehen, dass ich Rooney Mara stinklangweilig fand, vor allem weil sie in meinen Augen ständig Rebellion mit Desinteresse verwechselte. Und ansonsten einfach zu häufig einfach nur dastand wie ein geprügelter Pudel, um dann ab und an mal kurz in Gewalt auszubrechen. Da fand ich die Rapace um Meilen besser, die irgenwie in jeden einzelnen Atemzug ein „Ich bin dagegen.“ einbauen konnte. Aber ich zähle sowieso zu dem Lager, das die alte Verfilmung besser fand – hauptsächlich, weil dort das Ende angenehm gestrafft wurde. Denn ehrlich gesagt hatte es mich etwas angeödet, nach erfolgreicher Klärung des Falls noch 20 Minuten sitzen bleiben zu müssen, um Dinge erzählt, die ich mir auch hätte denken können (Lisbeths Coup gegen Wennerström, Blomkvists Suche nach Harriet). Richtig toll hingegen fand ich den fast schon „Bond“-esken Vorspann. Der hat ordentlich Spaß gemacht und schön auf den Film eingestimmt.
    Aber es stimmt schon, die Neuverfilmung ist in Ordnung, und an vielen Stellen wirkt sie auch schlicht mehr nach Film als die alte Fernsehproduktion. Und allein schon Christopher Plummer als Henrik Vanger lohnt den Kauf der Kinokarte. Doch letztlich finde ich den alten Film schlicht atmosphärischer.

    Ich würde dem neuen Film wohl nur 6/10 Punkte geben.