3 Zimmer/Küche/Bad (Sneak vom 17.09.2012 im Cinestar)

Plakat

Laufzeit: 118 Minuten

FSK: ohne Altersbegrenzung

Hauptdarsteller: Jacob Matschenz, Robert Gwisdek, Anna Brüggemann, Alice Dwyer, Katharina Spiering, Aylin Tezel, Alexander Kuon, Amelie Kiefer, Leslie Malton, Hans-Heinrich Hardt, Corinna Harfouch, Herbert Knaup

Regie: Dietrich Brüggemann

Seit dem 04. Oktober in den Lichtspielhäusern.

 

 

Wir sind dazu eingeladen, acht Berliner Freunden ein Jahr lang durch die Höhen und Tiefen ihres Lebens zu folgen. Das ergibt vier Jahreszeiten angefüllt mit aufkeimender Liebe, zerbrechenden Beziehungen, neuen Zielen, alter Unsicherheit und immer neuem Nachschub an Veränderungen. Wobei „Veränderung“ hier meist sehr konkret auch „Umzug“ bedeutet. Denn davon finden in diesem Filmchen ganze elf Stück statt.

Szenenbild 1

Ja, geneigter Leser, so richtig lässt sich die Handlung des Films nicht in ein paar Zeilen zusammenfassen. Und irgendwie ist es am Ende auch egal, was im Einzelnen alles passiert oder nicht passiert ist. „3 Zimmer/Küche/Bad“ ist eher eine allgemeine Momentaufnahme der aktuell jungen Generation, eine Meditation über deren Leben und Probleme. Oder zumindest über das, was der Regisseur und seine Co-Autorin davon wahrnehmen und als erwähnenswert erachten. Leider kann die Momentaufnahme dabei aber nicht völlig überzeugen, denn „3 Zimmer/Küche/Bad“ ist furchtbar durchwachsen geworden. Allerdings jenseits jeden Mittelmaßes, wir haben es hier mit Extremen zu tun: Szenen von unbeschreiblicher Belanglosigkeit wechseln sich ab mit Momenten von simpler, ergreifender Schönheit. Schade nur, dass die eher belanglosen Szenen vor allem in der ersten Hälfte des Filmes deutlich in der Überzahl sind. Das erschwert den Einstieg kolossal, doch wer sich beschließt zu bleiben, wird mit einigen sehr gelungenen Momenten belohnt.

Szenenbild 2

Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass wir uns hier auf einem Niveau befinden, dass man für eine Produktion aus deutschen Gefilden leider nicht voraussetzen kann. „3ZKB“ ist großartig fotografiert und musikalisch treffsicher passend untermalt, bekommt nach ein paar Startschwierigkeiten seine Handlung flott erzählt und kann mit durchaus glaubwürdigen, wenn auch manchmal etwas arg nervigen Charakteren und vor allem vielen großartigen Dialogen überzeugen. Zu jeder Zeit sehenswert ist das Cast, das uns sowohl tolle und unverbrauchte Jungschauspieler als auch immer wieder gern gesehene alte Hasen liefert. Vor allem Corinna Harfouch (sie spielt Philipps Mutter) kann in letztgenannter Riege mit einer kurzen Szene vor dem Hintergrund sturmbewegt brausender Bäume eine großartige Performanz hinlegen. Gleichauf mit dieser Leistung befindet sich ihr Filmgatte Hans-Heinrich Hardt, der seiner ansonsten eher wenig erwähnenswerten Rolle die vielleicht schönste, weil überraschendste Entschuldigung dieses Filmjahres abgewinnen kann. Auf Seiten der jüngeren Generation glänzt vor allem Robert Gwisdek mit einer köstlich trocken Darstellung seines Charakters, die unterhaltsam genug ist, um ihm zu verzeihen, dass er eigentlich nur einen verkappten Autisten zu spielen scheint.

Szenenbild 3

Fazit:
Leider, leider kränkelt „3 Zimmer/Küche/Bad“ vor allem zu Beginn zu sehr rum und ist in vielen Momenten zu belanglos, um wirklich bleibenden Eindruck zu hinterlassen, doch wenn man diese ersten Hürden umschifft hat, wird man mit nicht wenigen richtig gelungenen Szenen belohnt – und wird ein bestimmtes Lied der Hamburger Band „Die Sterne“ nie wieder normal hören können. Was dann doch ein bleibender Eindruck ist. 7/10 Punkte gibt es für das alles.

P.S.: Auch „3 Zimmer/Küche/Bad“ läuft nur ganz zurückhaltend an und hat kein einziges Kino in Leipzig gefunden. Die nächste Lichtspielhäuser, in denen man den Film betrachten kann, sind das Lux Puschkino in Halle und die Schauburg in Dresden.

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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →