Ein Jahr Vogelfrei Hauptplakat

Ein Jahr vogelfrei! (Sneak vom 21.05.2012)

Plakat

Originaltitel: The Big Year

Laufzeit: 100 Minuten

FSK: ohne Alterbeschränkung

Hauptdarsteller: Jack Black, Owen Wilson, Steve Martin

Regie: David Frankel

Ab dem 14. Juni in den Lichtspielhäusern.

 

In der Welt der Vogelbeobachtung (im Englischen als „Birding“ bezeichnet) gibt es eigentlich wenig Konkurrenzkampf, schließlich ist man hauptsächlich fasziniert von der Artenvielfalt der heimischen fliegenden Fauna. Doch es gibt da auch das Big Year, den Versuch, in Nordamerika binnen eines Jahres möglichst viele unterschiedliche Vogelarten zu Gesicht zu bekommen. Wohlgemerkt, das Sehen genügt, Beweisfotos sind unnötig – immerhin spielt man hier auf dem Feld der Ehre. Dem Sieger gebührt all der Ruhm, den die Welt der Vogelfreunde erbieten kann. Und vielleicht auch der eine oder andere Werbedeal mit Vogelfutterherstellern. „Ein Jahr vogelfrei!“ begleitet nun drei Charaktere, die an diesem Wettkampf teilnehmen: Zuerst wäre da Kenny Bostwick (Owen Wilson), Bauunternehmer und Birder-Legende, denn er ist nicht nur der Sieger des letzten Big Years, er hält auch den aktuellen Rekord. Doch er ist unsicher, ob durch den Klimawandel nicht plötzlich mehr Vogelsichtungen möglich sind, also macht er sich, sehr zum Bedauern seiner Ehefrau Jessica (Rosamund Pike), auf, den eigenen Rekord nochmals zu überbieten. Bevor es ein anderer tut. Teilnehmer Nummer zwei ist Stu Preissler (Steve Martin), vor kurzem noch ein mehr als nur erfolgreicher Geschäftsmann, nun jedoch ein Ruheständler auf der Suche nach Erfüllung jenseits der Arbeitswelt. Der letzte Mann, dessen Schicksal der Zuschauer verfolgen darf, ist IT-Typ Brad Harris (Jack Black), der in seinem Leben noch gar nichts so richtig hinbekommen hat und zumindest einen Erfolg feiern möchte. Diese drei Herren begeben sich auf ein abenteuerliches Jahr, sehen jede Menge Vögel, machen sich Freunde und Feinde und finden dabei mit etwas Glück sogar Sinn oder wenigstens Liebe.

Szenenbild 1

Eine Komödie über den Konkurrenzkampf unter Vogelbeobachtern. Das hat tatsächlich einen gewissen Neuwert und bringt auch eine angenehme Skurrilität mit. Zwei gute Voraussetzungen für einen vergnüglichen Film. Und durchaus entgegen der Befürchtungen des Autors dieser Zeilen schaffen es die Macher von „Ein Jahr vogelfrei!“, die üblichen Brechmittel amerikanischer Mainstream-Komödchen aus dem Gemisch fernzuhalten. Den Zuschauer erwarten also weder Fäkalwitze noch billige Zoten, ja, zur allgemeinen Freude bekommt man stattdessen eine angenehm straffe, kurzweilige Handlung, schön gezeichnete Figuren und gut aufgelegte Darsteller mit hübscher Chemie serviert. Vor allem Steve Martin überrascht hier mit lange nicht mehr gezeigten schauspielerischen Leistungen, und Jack Black ist so spitzbübisch-charmant wie immer. Da stört es auch gar nicht, dass er nur dieselbe Rolle spielt wie in seinen anderen Filmen auch. Einzig Owen Wilson bleibt etwas blass, doch fällt er wenigstens nicht negativ auf. Ein kleines Lob sei ansonsten noch an Rosamund Pike ausgesprochen, die ihrer Rolle eine Glaubwürdigkeit verlieh, die verhindern konnte, dass die auf sie bezogene Nebenhandlung (sie spielte Kennys Ehefrau, die verzweifelt versucht, schwanger zu werden) der Peinlichkeit zum Opfer fiel. Stattdessen schafft sie es tatsächlich, in ihrer finalen Szene ein bisschen zu glänzen. Was schön anzusehen war.

Szenenbild 2

Aber auch ansonsten erwartet den Zuschauer ein tatsächlich gelungener Film, dessen Humor sich nicht anbiedernderweise unterhalb der Grenze des guten Geschmacks bewegen muss. Gemäß der Prämisse einer Tour durch fast ganz Nordamerika gibt es jede Menge schmucker Landschaften zu betrachten. Und natürlich kann man auch ein bisschen ornithologisches Anfängerwissen aufschnappen und einige hübsche Vögelchen begutachten. Vor allem aber erhält man Einsicht in die verschiedenen Beweggründe unser drei Helden, denn selbstverständlich steckt wie immer einiges mehr als nur reines Interesse am Birding hinter der Motivation für solch ein Mammutprojekt wie das Big Year. Das verleiht der Story einen Hauch von Tiefe, der ihr verdammt gut steht. Außerdem ist der Film subtil genug, um an manchen Stellen fast schon ein bisschen weise zu sein und kommt stets ohne den großen erhobenen moralischen Zeigefinger aus. Und spätestens, wenn Brad seinen alten Herrn (adäquat zerknittert: Brian Dennehy) mit auf Eulenjagd nimmt, menschelt es dann wenigstens ein bisschen im Kinosaal.

Szenenbild 3

Fazit:
Hinter „Ein Jahr vogelfrei!“ verbirgt sich eine unterhaltsame kleine Komödie über drei glaubwürdige Menschen mit einem etwas ungewöhnlichen Hobby. Das Ganze macht nicht nur Spaß, sondern lädt, so ganz nebenbei, auch ein klein wenig zum Nachdenken über die menschliche Natur ein. Und dafür hat der Film sich dann auch 8/10 Punkte verdient.

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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →