Einer wie Bruno (Sneak vom 27.02.2012)

Laufzeit: 100 Minuten

FSK: ab 12 Jahren

Hauptdarsteller: Christian Ulmen, Lola Dockhorn

Ab dem 12. April in den Lichtspielhäusern.

 

Bruno Markowitsch (Christian Ulmen)ist nicht nur Witwer und alleinerziehender Vater (damit allein kriegt mein heute schließlich keinen Film mehr finanziert), er hat auch eine Leichte Intelligenzminderung. Das bedeutet sein IQ liegt irgendwo zwischen 50 und 69 (100 wäre der Normalwert) und sein Entwicklungsstand entspricht einem Zehnjährigen. Seine Tochter Radost (Lola Dockhorn) ist jedoch mittlerweile dreizehn Jahre alt und sieht sich langsam gezwungen, die Erzieherrolle zu übernehmen. Gleichzeitig jedoch hat sie die üblichen Probleme einer Coming-of-Age-Story, sprich sie will sich mehr in der Klasse integrieren und verknallt sich in den schmucken neuen Mitschüler Benny Schmidtbauer (Lucas Reiber), der prima Gitarre spielt, sich aber „eher so als Singer/Songwriter“ sieht. Dass das zu Problemen führt, dürfte nicht groß überraschen.

 Dass Christian Ulmen in seinem neuen Film einen Intelligenzgeminderten spielt, überrascht ebenfalls nicht wirklich, wenn man bedenkt, dass er – absichtlich oder unabsichlich – schon seine Figur im Dokuformat „Jonas“ als ziemlich zurückgeblieben anlegte. Bei der Darstellung des Bruno profitiert er nun wieder – wie auch schon in seinen unzähligen Comedyformaten – von seiner Fähigkeit, dort weiterzumachen, wo andere Menschen längst vor Scham im Boden versunken wären. Denn dies ist natürlich ideal, wenn man mit 36 einen Menschen auf dem Stand eines dauergrimassierenden Zehnjährigen spielen soll. Leider reicht dies jedoch nicht aus, um eine geistige Beeinträchtigung ausreichend glaubwürdig und vielschichtig rüberzubringen. Ulmens Bruno wirkt wie ein langeiliges Klischee, wirklich interessante Szenen ergeben sich einfach nicht (außer beim Zwiegespräch mit Brunos Chef, und das ist eindeutig Ulmens Spielpartner Hans Löw zu verdanken). Insgesamt ergibt das eine Leistung die ausreichend für eine Nebenrolle wäre, doch einer derart tragenden Figur nicht gerecht wird.

Da hat Lola Dockhorn einen weitaus einfacheren Job (sie ist immerhin erst 15Jahre alt, da dürfte sie  sich weitaus leichter zurückversetzen können), und macht ihn auch ordentlich und in manchen Fällen sogar richtig schön. Auch wenn sie für meinen Geschmack zu rational bleibt und an den beiden Stellen im Film, in denen es richtig Zoff zwischen Radost und Bruno gibt, auch mal ordentlich Wut und Hass hätte spielen können – dann wäre einem der Film vielleicht sogar im Gedächtnis geblieben.

Was man hingegen getrost vergessen kann, ist die komplett aus den üblichen Schablonen für Coming-of-Age-Filme gezimmerte Handlung, die einzig mit Singer-Songwriter-Typ Benny einen kleinen Pluspunkt verdient hat, da diese Figur mit überraschender Tiefe und einer schön abgründigen Seite überzeugen kann. Der Rest jedoch ist altbekannt, komplett vorhersehbar und zu allem Überfluss auch noch vollkommen konventionell inszeniert.

 „Einer wie Bruno“ ist eher ein Film für Ulmen-Fans (und dort auch mehr für die Fraktion der Kompletisten). Wer am Thema selbst interessiert ist, kann ja mal einen Blick wagen, doch kann es sein, dass er enttäuscht wird. 4/10 Punkte vergebe ich für dieses leider nur latent interessante Stück Kino.

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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →