Looper Teaser Plakat

Looper (Sneak vom 21.09.2012 im Cineplex sowie vom 24.09.2012 im Cinestar)

Plakat

Originaltitel: Looper

Laufzeit: 118 Minuten

FSK: ab 16 Jahren

Hauptdarsteller: Bruce Willis, Joseph Gordon-Levitt, Emily Blunt

Regie: Rian Johnson

Seit dem 03. Oktober in den Lichtspielhäusern.

 

Wir schreiben das Jahr 2044. Endlich gibt es Flug-Motorräder mit Düsenantrieb und zehn Prozent der Weltbevölkerung sind telekinetisch begabte Mutanten. Ach ja, und in dreißig Jahren werden Zeitreisen produkttauglich – und sofort wieder verboten. Weshalb nur noch große Verbrecherorganisationen diese Technologie nutzen, um unliebsam gewordene Personen zu entsorgen. Denn die Kriminaltechnik des Jahres 2074 scheint nur noch Molekülbruchstücke aus der Luft aufschnüffeln zu müssen, um den Täter sofort zu erkennen. Wie auch immer, jedenfalls schicken besagte Verbrechersyndikate ihre Mordopfer nun postwendend um 30 Jahre zurück, um so keine unnötigen Spuren zu hinterlassen. Doch sie setzen nicht etwa die Zeitmaschine auf ein Boot, geben den Delinquenten das Mafia-typische schwere Schuhwerk, fahren aufs Meer und bauen darauf, dass vor dreißig Jahren an der Stelle der Zeitmaschine noch kein Boot war – nein, sie machen es viel besser: Sie senden ihr Opfer an eine Örtlichkeit, an der ein Typ mit Zukunfts-Gewehr auf es wartet und es ganz altmodisch abknallt. Und am Ende schließt sich dann die Schleife, denn der letzte Auftrag eines solchen Killers ist immer die Ermordung des eigenen, zukünftigen Ichs. Deshalb heißen die Kerle auch „Looper“ (Achtung, Titelbezug!). Das Konzept bekommt insgesamt zwar ein paar Bonuspunkte für Stil, hat aber auch einige Schwächen, vor allem wenn wir uns Joe ansehen: Denn der Joe der nahen Zukunft des Jahres 2044 (Joseph Gordon-Levitt) lässt sich vom Joe der fernen Zukunft (Bruce Willis) übertölpeln und muss nun einiges an Problemen ausbaden. Denn Ferne-Zukunft-Joe will den superfiesen Überboss des Jahres 2074 erledigen, als der noch ein Kind war und zieht deshalb in bester „Terminator“-Manier durch die Gegend. Blöd nur, dass der Verdacht dabei auch auf den Sohn von Farmersfrau Sarah (Emily Blunt)  fällt – in die hat sich Nahe-Zukunft-Joe nämlich just verknallt. Somit kommt es also schließlich zum etwas anderen Generationenkonflikt. Und spätestens am komplett unlogischen Ende hätten sich garantiert alle teilnehmenden Personen lieber die Ins-Meer-schmeißen-Variante gewünscht. Doch wir greifen schon auf die Kritik vor.

Szenenbild 1

„Zeitreisen sind ja sooooo kompliziert! Am besten du denkst gar nicht weiter drüber nach, sonst platzt dir nur der Kopf.“ ist in etwa der Grundtenor aller Gespräche, die in „Looper“ auch nur in die Nähe des Themas „Eine Reise durch die Zeit“ kommen. Das deutet sehr schön an, welch‘ riesigen Bammel Autor und Regisseur Rian Johnson vor dem stets bedrohlich über ihm schwebenden Damoklesschwert des Zeitreiseparadoxons zu haben scheint. Dabei das Schreiben einer wenigstens verhältnismäßig logischen Zeitreisegeschichte eigentlich nur unwesentlich schwieriger das das Verfassen irgend einer anderen konsistenten Story. Man muss halt vielleicht mal für fünf Minuten etwas weiterdenken als nur an das, was man dramaturgisch gerade braucht. Und es fällt schneller auf, wenn man etwas nur aus dramatischer Notwendigkeit schreibt. Mal ein Beispiel aus dem vorliegenden Film (keine Angst, werter Leser, hier wird keine wichtige Wendung verraten, das Beschriebene findet innerhalb der ersten halben Stunde statt): Als einem mit Nahe-Zukunft-Joe befreundeten Looper das zukünftige Ich entschwindet, wird er (also die 2044-Version) von seinen Auftraggebern eingesackt und peu à peu von seinen Gliedmaßen getrennt. Was sich so auch auf die zukünftige Variante überträgt und somit deren Flucht deutlich behindert, ohne dass man ein allzu großes Paradoxon auslöst – denn würde man z.B. man die 2044er Variante einfach töten, würde die 2074er Version ja nie zurückgeschickt werden (weil sie schon tot ist), was den Anlass entfallen lässt, die gegenwärtige Variante zu töten, wodurch die zukünftige Variante wieder in die Vergangenheit geschickt werden kann, und so weiter. Fast schon das klassische Großvaterparadoxon, nur ohne die ganzen Familienangehörigen dazwischen. Das mit den abgehackten Gliedmaßen jedenfalls ist da viel eleganter. Schade nur, dass die Auswirkungen auf die zukünftige Version komplett unsinnig dargestellt werden: Da verschwinden die Gliedmaßen ganz plötzlich, und das arme Zukunfts-Ich ist überrascht und betroffen. Das mag ganz hübsch aussehen, so inmitten einer Verfolgungsjagd, doch eigentlich hatte der Betroffene 30 Jahre Zeit, um mit seiner Behinderung zurecht zu kommen, und auch die Verfolgungsjagd selbst hätte von Anfang an anders verlaufen müssen, wenn unser Gejagter z.B. keine Beine mehr hat – denn er müsste ja schon ohne Beine angekommen sein und sie nicht erst verschwinden sehen, nur weil das im Film gerade parallel passiert (für ihn selbst ist das ja längst Geschichte). Aber solch eine Jagd wäre natürlich nicht so cool gewesen. Und schon hat man für ein bisschen mehr Schema-F-Dramaturgie einen ordentlichen Happen an Logik geopfert. Das wird in „Looper“ nicht das einzige Opfer dieser Art bleiben, und fatalerweise sorgt Johnson mit dem Ende, das er sich da scheinbar lustlos zusammengekritzelt hat, auch noch dafür, dass sich seine Geschichte komplett in Unlogik auflösen wird. Außerdem ist es auch noch peinlich unspektakulär und so einfach und billig gestrickt, dass man sich schon ein bisschen um seine kostbare Lebenszeit betrogen fühlt.

Szenenbild 2

Doch der Weg soll ja bekanntlich das eigentliche Ziel sein. Also wenden wir uns einmal adäquat beschämt vom bescheuerten Ende ab und widmen uns dem Rest des Films. Hier begegnet uns ganz solide gemachte Actionkost, nichts Weltbewegendes zwar, aber doch reichlich unterhaltsam, abgeschmeckt mit ein paar kleinen Schmankerln aus der Zukunft wie z.B. den schon erwähnten Düsenmotorrädern. Es erwartet uns aber auch eine nicht geringe Menge an Langeweile und ein riesiger Haufen an erzkonventioneller Spannungsmache zwischen all den ganz netten Actionszenen.

Darstellerisch trifft man leider eher auf Mittelmaß, doch das mag auch an den mies gezeichneten Figuren liegen, die einfach kein Interesse wecken wollen. Da ist dann der Safe, in den sich Sarah beim nächsten Tobsuchtsanfall ihres Görs verzieht, irgendwann auch interessanter als Sarah selbst (es ist aber auch ein TOLLER Safe). Aber wenigstens kann man für gute fünf Minuten tiefenentspannt miterleben, wie Mr. Willis ganz cool mit der Wumme im Anschlag ein Gangsternest im Alleingang aushebt. Das entschädigt dann doch für eine ganze Menge Langeweile und Nonsens.

Szenenbild 3

Fazit:
Am Ende ist „Looper“ ein ganz nett inszenierter Actionfilm mit einer unausgegorenen und über weite Strecken schlichtweg komplett beknackten Story geworden. Man sollte also unbedingt dem mehrfach im Film ausgesprochenen Rat folgen und um Himmels willen nicht weiter über die Geschichte nachdenken. Es lohnt sich sowieso nicht. Das ist zwar etwas traurig, aber es reicht noch für ganz unterhaltsame 6/10 Punkte.

P.S.: Findet eigentlich sonst noch jemand, dass der Joe der fernen Zukunft in manchen der Rückblicken so aussieht wie Zorg, Willis‘ Gegenspieler in „Das fünfte Element“?

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Looper (Sneak vom 21.09.2012 im Cineplex sowie vom 24.09.2012 im Cinestar), 7.3 out of 10 based on 4 ratings

Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →

  1. Bis aufs Ende wars ein super Film!

  2. Jens08.10.2012

    Stimme Falk zu. Der Film war toll. Die Kamera hat immer wieder kleine Details eingefangen und 2,35:1 ordentlich genutzt. Auch akustisch gab es viele tolle Sachen zu entdecken. „Looper“ leicht über den Durchschnitt zu bewerten ist sehr hart.

  3. Martin08.10.2012

    @Jens: Mag sein, dass dies etwas hart ist. Aber ein Film sollte meiner Meinung nach nunmal mehr haben als eine schmucke Kameraführung und eine nette Klangkulisse. Denn das zähle ich eigentlich eher zum filmischen Handwerk und damit zu den Grundvoraussetzungen.

    Und hey, man muss erstmal in den oberen Durchschnitt kommen. „Schutzengel“ z.B. schafft nicht mal das.

  4. Verstehe nicht was an dem Film hätte toll sein sollen? oO
    Der Film bietet weder Story, noch Unterhaltung und die Rambo- Action rettet es auch nicht gerade. Die Fetzen der Geschichte mit denen man versucht noch etwas am laufen zu halten passen sowieso nicht zueinander etc etc etc

    Ich frage mich eher wie es überhaupt an die 6 Punkte kam? 4 wären schon einer zu viel gewesen…

  5. Ich persönlich finde 6 Punkte vollkommen gerechtfertigt. Hübsche Idee, mittelklasse bis gute Umsetzung, toller Cast und von mal davon abgesehen, dass zeitreisen wirklich komplex sind, bekam ich eine gute Unterhaltung geboten. 🙂

    Und ja Martin, ich habe den Zorg aus „Das fünfte Element” sofort erkannt und hatte den gleichen Gedanken. ^^