Savages Hauptplakat

Savages (OV-Sneak vom 01.10.2012 im Cinestar)

Plakat

Deutscher Titel: Savages

Laufzeit: 131 Minuten

FSK: ab 16 Jahren

Hauptdarsteller: Taylor Kitsch, Aaron Johnson, Blake Lively, John Travolta, Salma Hayek, Benicio del Toro

Regie: Oliver Stone

Ab dem 11. Oktober in den Lichtspielhäusern.

 

 

„Einen so zum Leben, einen für die Nacht…“ – Bitte verzeih‘ diese hinterhältige Attacke mit der Schlager-Keule, werter Leser, doch ein wenig kitschig ist es schon, das Liebesdreieck, dass sich die liebe Ophelia (Blake Lively), von allen nur „O“ genannt (warum auch immer, ist doch eigentlich ein hübscher Vorname), da zusammengeflirtet hat: Herzblatt Nummer eins ist Chon (Taylor Kitsch), Kriegsveteran, hart und unnachgiebig in wohl mehr als einem Belang, wie uns O nur allzu gerne in den ersten Minuten des Films vorführt. Herzblatt Nummer zwei hingegen ist Ben (Aaron Taylor Johnson), der smarte Sunnyboy mit doppeltem Studienabschluss und natürlich weitaus sanfteren Zügen. Ja, auch das in vielfacher Hinsicht, und ja, werter Leser, auch das wird uns ausführlich demonstriert (und nur, um wirklich auf Nummer sicher zu gehen: Ja, die Rede ist hier von Sex). Das Beziehungsdreieck ist sogar ein geschlossenes, auch wenn Ben und Chon nur außerhalb des Bettes interagieren – die beiden sind nämlich beste Kumpels, und, mehr noch, sie sind Geschäftspartner. Und zwar im Drogengeschäft. Cannabis, um genau zu sein. Anbau als auch Vertrieb. Und damit sind sie verdammt erfolgreich. Zu erfolgreich sogar, denn ein mexikanisches Kartell, geführt von der anscheinend alleinerziehenden Mutter Elena (Salma Hayek), will das kleine Familienunternehmen feindlich übernehmen. Und kassiert die liebe Ophelia gleich mal als Geisel ein. Nun müssen Ben und Chon sich Einiges einfallen lassen, um nicht nur die eigenen Leben, sondern auch noch das ihrer beider großen Liebe zu retten.

Szenenbild 1

Vielleicht ist es dir auch in den Sinn gekommen, werter Leser: So wirklich neu ist die Idee einer Geschichte um Rache und Macht im Drogenmilieu nicht. Auch wenn deutlich übertrieben versucht wird, die Drogengeschäfte von Ben und Chon mal als unerwartet menschenfreundlich und dem Allgemeinwohl dienlich darzustellen. Ja, natürlich ist es eine  coole Leistung, Gewalt und Paranoia aus dem Drogengeschäft zu entfernen, doch müssen die beiden unbedingt auch noch medizinisches Cannabis an die Bedürftigen bringen und Brunnenbauprojekte für die armen, afrikanischen Bauern finanzieren? Da freut man sich doch fast schon, Schwarz-Weiß-Malerei hin oder her, auf das fiese mexikanische Kartell, das sich in gewohnter Manier einen Dreck um das Wohl irgendwelcher Leute schert. Schade nur, dass dessen Chefin eine nur allzu deutlich kommunizierte Schwäche hat, sodass einem schon kurz nach der Exposition klar sein dürfte, wie unsere Prinzessin in Nöten wohl freigepresst werden wird. Auf dem Weg dorthin passiert aber tatsächlich auch noch eine ganze Menge anderer Kram, und der ist über weite Strecken wenigstens auch passend brutal inszeniert. Das Ende ist dann leider wieder weniger interessant, erst ist nervig pseudopostmodern (das passt natürlich zu den ersten Zeilen des Films, die haben ja auch so eine aufgesetzte Metaebene), dann ist es nervig versöhnlich.

Szenenbild 2

Abgesehen vom etwas höheren Level an Brutalität gibt es dann eigentlich auch nur noch wenig anderes zu vermelden. Handwerklich ist der Film okay, darstellerisch ist zumindest das Hauptcast eher unauffällig, auch wenn Taylor Kitsch insgesamt ein deutliches Mehr an Unterhaltung bieten konnte als der eher blass gebliebene Aaron Taylor Johnson. Und Miss Livelys Rolle ging ja selten über eine chronische Bettgefährtin in der Exposition oder ein „Rette-Mich!“-Schönchen im Rest des Films hinaus.

Gut, der Lockruf eines alten Hasen wie Oliver Stone kann immer noch ein paar Stars anlocken, und gerade Benicio del Toro gibt sich hier auch herrlich eklig (obwohl er dem Autor dieser Zeilen eigentlich mehr zusagte, als er noch cool wirken konnte). Ansonsten haben sowohl Salma Hayek als auch John Travolta eigentlich jeweils nur eine richtig hübsche Szene: Mrs. Hayek glänzt in einer nur Sekundenbruchteile dauernden Szene, in der ihre Kopfbedeckung von zentraler Rolle ist, während Travolta erst im Finale mal richtig aufdrehen kann und uns dann auch gleich das komplette Ende versüßt. Dies sind dann auch eigentlich schon wieder die beiden einzigen wirklich erwähnenswert gewordenen Szenen. Es sei denn, man mag keine Tomaten. Dann könnte man Herrn del Toro vielleicht zu seinem neuen persönlichen Helden erheben.

Szenenbild 3

Fazit:
Doch das alles ändert nichts an der Tatsache, dass „Savages“ am Ende ein Film wurde, der nicht wirklich aus der restlichen Thrillerkost herausragt. Damit ist er zwar immer noch besser als viele von Stones anderen Filmen der letzten Jahre, befindet sich aber trotzdem nur auf dem Level der „Wall Street“-Fortsetzung und ist definitiv noch keine Rückkehr zur alten Größe des Regisseurs. Wenigstens mäßig unterhaltene 6/10 Punkte hat er sich trotzdem verdient. Wer Rachethriller und Drogenmilieugeschichten mag, kann gern einen Blick riskieren.

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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →