IronFist Hauptplakat

The Man with the Iron Fists (Sneak vom 26.11.2012 im Cinestar)

Plakat

Originaltitel: The Man with the Iron Fists

Laufzeit: 95 Minuten

FSK: ab 16 Jahren

Darsteller: Russell Crowe, Chung Le, Lucy Liu, Byron Mann, RZA, Rick Yune, David Bautista, Jamie Chung

Regie: RZA

Seit dem 29. November in den Lichtspielhäusern.

 

 

 

Wir befinden uns innerhalb der chinesischen Kaiserzeit, genauer irgendwann im 19. Jahrhundert. Der Ort unserer Handlung hört auf den vielsagenden Namen Jungle Village, und wenn wir dem ansässigen Erzähler unserer Geschichte (RZA lässt sich nicht lumpen und spielt den Helden seines Filmchens gleich selbst) Glauben schenken wollen, so gibt es außer einer Schmiede und einem Freudenhaus mit dem vielversprechenden Namen „Pink Blossom“ kein erwähnenswertes Gebäude. Allerdings ist unser Erzähler selbst der Dorfschmied, also kann man wohl davon ausgehen, dass der Puff das einzige Etablissement von Belang im Dschungeldorf ist. Wie auch immer. Für unseren Schmied jedenfalls bahnt sich jede Menge Arbeit an, denn bei den örtlichen Clans gab es erst kürzlich, wie man so schön sagt, eine Erschütterung der Macht: Denn „Golden Lion“ (Kuan Tai-Chen), Chef der (man ahnt es) „Lions“ wurde auf Geheiß seiner rechten Hand „Silver Lion“ (Byron Mann) aus dem Leben befördert (Warum zum Henker wurden die Namen nicht ins Deutsche übertragen? Aus Angst, es könnte lächerlich klingen? Zu spät, werte Lokalisierung. Zu spät!). Zen Yi (Rick Yune) alias „X-Blade“, seines Zeichen Sohn und damit rechtmäßiger Erbe von „Golden Lion“, versucht nun, die Macht in der Familie zu behalten, weshalb nicht wenige verrückt ausgestattete Attentäter hinter ihm her sind. Außerdem kommt schon bald eine immense Goldlieferung in Jungle Village an, an der nicht nur die „Lions“ großes Interesse zeigen. Und dann ist da auch noch dieser mysteriöse Engländer namens Jack Knife (Russell Crowe), der nach eigenen Angaben nur die Dienste von Madame Blossom (Lucy Liu) und den ihr untergebenen Unterhaltungsfachfrauen in Anspruch nehmen möchte…

Szenenbild 1

Der große Fehler von „The Man with the Iron Fists“ ist es, seiner durchschnittlichen Geschichte einen nicht uninspirierten Vorspann zu verpassen, der in dem komplett ohne Erwartungen in den Film gegangenen Verfasser dieser Zeilen die fatale Hoffnung anregte, irgend einer der Verantwortlichen habe vielleicht tatsächlich schon einmal einen jener herrlichen, klassischen Martial-Arts-Filme aus Fernost kennengelernt. Sei es im Schnelldurchlauf, sei als in Form einiger Trailerschnipsel. Irgend etwas halt, das über die westlich produzierten Kung-Fu-Filmchen hinausreicht. Doch leider, leider trügt dieser Eindruck, denn der Rest des Films ist der eigentlich übliche Abklatsch, der einem hierzulande so gern unter der Bezeichnung „Eastern“ begegnet. Zwar in den Kampfszenen ab und an mit passend offensichtlich getrickster abstruser Akrobatik und tollen alten Sound-Effekten, doch stets auch hinterlegt mit tumber, jeglichen Spaß im Keim erstickender Hip-Hop-Mucke, gefilmt mit viel zu hektischer Kamera und gegen Ende dann auch noch planlos zerstückelt dank komplett unnötiger Split-Screen-Spielerei. Igitt.

Apropos „Spielerei“: Hinzu kommt außerdem, dass die Macher ein bisschen zu verliebt in all die lustigen Waffen sind, die sie ihren Figuren da in die Hände bzw. Armstümpfe gelegt haben, vermutlich in der leider irrigen Annahme, dass all dieser Firlefanz in irgend einer Form kreativ sei. Oder gar optisch ansprechend. Doch weder ein Messer mit Rotationsfunktion noch ein Anzug voller Stacheln oder gar irgendwelche Fäuste aus Eisen können da auch nur irgendwie punkten. Gut, die Schwerter der „Gemini“ waren ganz nett und Madame Blossoms Fächer kann sich zumindest ein paar Punkte für Stil sichern. Doch beide Waffen sind auch bei weitem nicht so nervig auszelebriert wie der Rest.

Szenenbild 2

Über die Handlung selbst will man dann eigentlich gar nicht mehr meckern, denn wenigstens balanciert sie ganz nett zwischen naiv-dämlich und fantasievoll-abgehoben. Selbst die fast immer nervigen Dialoge könnte man der Geschichte noch verzeihen. Wäre sie doch nur ein wenig straffer. All dieses kitschige Liebes-Hin-und-Her zwischen dem Schmied und seiner auserwählten Kurtisane, und dann auch noch die ganze öde Lebensgeschichte unseres Hammerschwingers – Warum nur muss das alles erzählt werden? Reicht denn nicht die Seifenoper-Story um die „Lions“ und die Goldlieferung aus? Andererseits sollte man sich hier vielleicht auf das Positive an der Sache konzentrieren, denn wäre es nach RZA gegangen, hätte uns hier ein vierstündiges und dann auch noch zweigeteiltes Epos mit vermutlich noch viel mehr Geschwafel und nervigen Details aus dem Leben des Schmieds erwartet. Also danke, lieber Eli Roth, dass dieses Machwerk nach gerade noch erträglichen 95 Minuten enden durfte.

Die Inszenierung selbst ist eigentlich nur in einem Punkt erwähnenswert: Es ist durchaus eine Leistung, in einem Film, der sich dank seiner Fülle an Gewalt klar an ein reiferes Publikum richtet (hierzulande also an eines über 16 Jahren) und der in nicht geringem Anteil in einem Freudenhaus angesiedelt ist, nicht eine einzige nackte Brust zu zeigen. Natürlich gibt es ein paar kurze und alberne Sex-Szenen, doch in denen geht es erschreckend züchtig zu. Im Nachhinein, werter Leser, empfindet der Autor dieser Kritik das hochgradig interessant und würde „The Man with the Iron Fists“ deshalb gern als neues Musterbeispiel für die prüde Bigotterie, die viele amerikanische Produktionen so gern an den Tag legen, ausrufen. Dann hätte der Film letztlich sogar doch noch einen Sinn.

Szenenbild 3

Fazit:
Warum auch immer „The Man with the Iron Fists“ ins Kino kommen musste und nicht einfach direkt über den DVD-Markt verramscht wird, man kann ihn sich schon genehmigen, ohne übermäßige Langzeitfolgen befürchten zu müssen. Man kann ihn aber auch einfach links liegen lassen und sich stattdessen dem kruden Humor der „36 Kammern der Shaolin“ oder, wenn es etwas aktueller sein darf, der liebevollen Parodie eines „Kung Fu Hustle“ hingeben. 4/10 Punkte für diese gerade noch erträglich kleine Zeitverschwendung.

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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →

  1. Maik30.11.2012

    Du hast im Groben wirklich genau meine Meinung auf den Punkt getroffen. Lediglich die Splatter Szenen blieben unerwähnt. Die „Hip-Hop-Mucke“ kam mir weniger Hip-hoppig vor als etwas zwischen Hip-Hop und diversen Boybands, für mich neben übertriebenen Blutspritzern ein wichtiger No-Go Punkt in solchen Filmen. Zumal es auch nicht wirklich gepasst hatte.

    Warum der Metaltyp sich wandeln kann fehlt mir auch etwas. Naja meine 5/10 Punkte bekommt es dennoch, da nette Unterhaltung für zwischendurch, aber kaum kinotauglich.