Warm Bodies (OV-Sneak vom 04.02.2013 im Cinestar)

Plakat

Originaltitel: Warm Bodies

Laufzeit: 98 Minuten

FSK: ab 12 Jahren

Darsteller: Nicholas Hoult, Teresa Palmer, John Malkovich, Analeigh Tipton

Regie: Jonathan Levine

Seit dem 21. Februar in den Lichtspielhäusern.

 

R. (Nicholas Hoult) heißt der Held unserer Geschichte. Nur R., denn an mehr Informationen über seinen Namen kommt er nicht heran. Dabei kann er eigentlich von Glück reden, denn früher verlor man mehr als nur ein paar Erinnerungen, wenn man starb. Richtig, werter Leser, R. ist ein Zombie. Doch ein gut reflektierter, wie er uns durch viele Off-Kommentare immer wieder gern beweist. Und seit Kurzem hat nicht nur R.s Hirn noch ein paar Grundfunktionen zu übernehmen, sondern auch sein Herz. Schuld daran ist Julie (Teresa Palmer), eine Lebendige, der unser untoter Held bei einem Überfall das Leben rettete. Blöd nur, dass er kurz davor deren Liebsten ins Reich der endgültig Dahingeschiedenen versetzte. Na gut, nicht vollständig blöd, denn immerhin kann R. durch Verzehr von dessen Hirn auf Erinnerungen an Teresa zurückgreifen. Doch man ahnt schon, dass dies der aufblühenden Liebe zwischen beiden im Weg stehen könnte. Genauso wie Julies Vater (John Malkovich), Chef der Überlebenden. Denn für den ist nur ein endgültig toter Untoter ein guter Untoter.

Szenenbild 1

Du hast Recht, werter Leser, diese Geschichte klingt altbekannt. Doch wenigstens stößt man uns nicht mit der Nase in die Pfütze, indem man unseren toten, aber ganz und gar nicht leblosen Helden z.B. auf den Trichter bringt, dass sein Name ja auch „Romeo“ lauten könnte. Denn das war den ganzen Film über die schlimmste Angst des Autors dieser Zeilen. Gut, das stimmt nur zur Hälfte, denn es gab natürlich noch weitaus Schlimmeres, das man ob des Themas befürchten konnte, doch verpufften diese potentiellen Schrecken schon nach wenigen Minuten. Denn „Warm Bodies“ erobert den Freund leichter und auch ganz latent schwarzer Komödien im Sturm: Wunderbar launige, zumeist auch herrlich spitze Kommentare unseres Helden, Pointen mit perfekten Timing und eine wundervoll positive Grundstimmung lassen all den Kitsch der sonstigen romantischen Komödchen sofort verblassen. Klar, man muss die nicht gerade kleine Kröte mit der Genesung durch Gefühle erstmal schlucken – aber bei phantastischen Stoffen muss man ja eigentlich immer irgend etwas einfach mal hinnehmen.

Hier jedenfalls wird man dann mit einer großartig kurzweiligen, schön erzählten Geschichte mit vielen frischen Ideen und einer netten, humanistischen Aussage entlohnt, die einzig die unverbesserlichen Splatterfans enttäuschend könnte, denn sie bleibt stets brav im FSK-12-Bereich. Also, werter Leser, bitte nicht nur rein rennen, weil in der Inhaltsangabe „Zombie“ steht.

Szenenbild 2

Auf Seiten der Darsteller überzeugen vor allem Nicholas Hoult und Rob Corddry als Untote, die noch Reste ihrer Menschlichkeit bewahren konnten. Was vor allem in der Interaktion der beiden richtig Laune macht. Auch John Malkovich gibt sich wieder einmal hinreißend labil. Einzig R.s Liebchen Julie alias Teresa Palmer bleibt leider etwas zu blass. Ganz im Gegensatz zu Analeigh Tipton, die als Julies beste Freundin Nora so herrlich lebendig wirkt, dass ihr schnell sämtliche Sympathien zufliegen. Welch positive Überraschung, und hoffentlich sieht man demnächst mehr von der noch jungen Mimin.

Ansonsten ist der Film optisch einwandfrei inszeniert (über den sichtbar dürftigen Special-Effects-Etat sehen wir aus lauter Sympathie einmal großzügig hinweg), nur auf der Tonspur fehlen einem irgendwie die Highlights. Gut, immerhin wird man nicht mit austauschbaren Müll aus den Charts malträtiert, und der meist schön optimistisch-leichte Grundton des Scores macht auch eine prima Stimmung, doch ein paar etwas mitreißendere Nummern hätte der Film schon vertragen. Was da möglich gewesen wäre, deutete ja sogar der Trailer mit dem großartigen „Lonely Boy“ der Black Keys an.

Apropos „Ton“: Bitte lass noch ein paar Worte über die deutsche Synchronfassung über dich ergehen, werter Leser. Keine Angst, das wird keine Predigt und auch kein grundsätzlicher Rat, dir diesen Film UNBEDINGT-JA-IN-GROSSBUCHTSTABEN-SO-ABSOLUT-UNBEDINGT! im englischen Original anzutun. Es wird nur eine kleine Warnung. Denn die deutsche Fassung ist zwar gewohnt grundsolide und in eigentlich allen Rollen durchaus überzeugend gesprochen (selbst die zombietypischen Grunzer und R.s Artikulationsprobleme funktionieren überraschend gut). Leider, leider sind aber viele Formulierungen nicht so herrlich punktgenau wie im Original und kommen bei Weitem nicht an das großartige Timing der englischen Fassung heran. Was vor allem deshalb schade ist, weil wir es hier einmal nicht mit unübersetzbaren Wortspielen zu tun haben. Man hätte einfach nur ein bisschen länger an der Übersetzung sitzen müssen. Etwas ärgerlich ist das zwar, aber wie gesagt, dies ist insgesamt nur ein kleiner Abstrich in einer ansonsten wirklich akzeptablen Lokalisation.

Szenenbild 3

Fazit:
Alles in allem erweist sich „Warm Bodies“ zwar als nicht so mitreißend wie er hätte sein können, hebt sich aber immer noch mehr als nur ein bisschen vom Rest der Teenie-Fantasy-Streifen à la „Twilight“ ab. Denn er hat tatsächlich sowohl das Herz am rechten Flack als auch ein bisschen Hirn, auf dem man rumkauen kann. Angetane 7/10 Punkte hat er sich damit verdient. Wer schon bei „Zombieland“ herzhaft lachen konnte und auf rumspritzende Gedärme auch mal verzichten kann, der sollte unbedingt zum Ticket greifen. Und kann sogar noch die Herzallerliebste respektive den Herzallerliebsten mitnehmen, selbst wenn die bzw. der sonst nicht so auf Zombies abfahren sollte. Das ist doch auch mal was.

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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →