Hannah Arendt Filmplakat

Hannah Arendt

Plakat

Originaltitel: Hannah Arendt

Laufzeit: 113 Minuten

FSK: ab 6 Jahren

Hauptdarsteller: Barbara Sukowa, Axel Milberg, Julia Jentsch, Ulrich Noethen

Regie: Margarethe von Trotta

Ab dem 10. Januar 2013 in den deutschen Kinos.

 

Als der ehemalige SS-Obersturmbannführer und Deportationsleiter Adolf Eichmann von israelischen Agenten gefasst wird, soll die Philosophin und Professorin Hannah Arendt (Barbara Sukowa) – die sich selbst als politische Theoretikerin versteht – für die „New York Times“ vom Gerichtsprozess berichten. Die deutsch-jüdische Arendt, die selbst aus Deutschland in die USA flüchten musste, reist nach Jerusalem und macht sich auf eine Begegnung mit dem Bösen gefasst. Doch stattdessen trifft sie auf einen abgeklärten Bürokraten. Dieser Eindruck lässt Arendt nicht mehr los. Was darauf folgt, ist ihre These über die „Banalität des Bösen“, die heftige Reaktionen auslöst und nicht nur langjährige Freundschaften auf die Probe stellt. Doch Hannah Arendt bleibt bei ihrer Meinung und riskiert mit ihrer Hartnäckigkeit ihr ganzes Leben.

 

Szenenbild 1 (Foto: NFP)

 

Mit „Hannah Arendt“ wagt sich die preisgekrönte Regisseurin Margarethe von Trotta erneut an einen hochbrisanten Geschichtsstoff. Schon in „Rosa Luxemburg“ oder „Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen“ porträtierte sie einstige starke Frauenpersönlichkeiten und die Verhältnisse, in denen sie lebten. Von Trottas aktuelles Filmmonument „Hannah Arendt“ hat alle Grundanlagen, die einen ansprechenden Film garantieren. Die Regisseurin erzählt die Geschichte angenehm nüchtern und übertreibt nicht. Hier und da stechen kleinere Schnittschwächen bei Ortswechseln ins Auge, grobe Schnitzer lassen sich allerdings nicht finden. Die Kameraführung ist sehr akkurat und unterstützt den nüchternen Erzählfluss. „Hannah Arendt“ ist filmisch gut durchdacht und bemüht sich um Authentizität. Setdesign, Requisite, Kostümbild und Maske erschaffen ein realitätsgetreues Bild der damaligen Zeit. Lobenswert war die Entscheidung, den fiktiven Film mit Originalmaterial aus dem Eichmann-Prozess zu verweben. So kann sich das Publikum ein eigenes Bild von Eichmanns „banaler Boshaftigkeit“ machen. Also, alles in allem ein ordentlicher Grundstock für einen ansprechenden Film.

 

Szenenbild 2 (Foto: NFP)

 

Was die ganze filmische Arbeit zerstört, ist eine absolut unterirdische Schauspielleistung. Das, was da präsentiert wird, ist pures Theaterpathos. Übertrieben, unecht und für Filme vollkommen unauthentisch. Kino braucht eine reduzierte Form des Schauspiels, nicht wie die Bühne, auf der noch die letzten Reihen erreicht werden müssen. Und auch im Zusammenspiel hakt es gewaltig. Die Dialoge fließen nicht, sind zäh wie ranziges Sirup. Die Sätze greifen nicht ineinander, wirken wie nebeneinandergestellt, die Pausen dazwischen viel zu lang. Selbst die Statisten wirken stümperhaft und fast in jeder Szene zu offensichtlich platziert – ein Trauerspiel!

 

Szenenbild 3 (Foto: NFP)

 

Fazit:

„Hannah Arendt“ ist großes Geschichtskino, das leider von der unzumutbaren Schauspielleistung kaputt gespielt wird. Nichtsdestotrotz gibt es einen sehenswerten Einblick in die höchst interessante Problematik von Nachkriegszeit und kollektiver Schuldfrage – ein polarisierender Stoff, der auch heute noch aktuell ist: 5/10 Punkten.

 

 

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Sophiawenn sich die gebürtige und nach wie vor Heimatstadt verliebte Leipzigerin nicht gerade als freie Journalistin, Lektorin und Sprecherin durch den Medien-Dschungel schlägt, ist ihre Stimme vor allem in Kulturradios zu hören – dabei kann sie allerdings nie die Finger von Filmen lassen.Zeige alle Artikel von Sophia →