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Bayonetta: Bloody Fate

Plakat

Originaltitel: Beyonetta: Buraddi Feito

Laufzeit: 90  Minuten

FSK: ab 16 Jahren

Besetzung: Natascha Schaff, Nadine Heidenreich, Nina Schatton, Florian Hoffmann, Marco Kröger

Regie: Fuminori Kizaki

Ab dem 28. November auf Silberscheibe und Blauling.

 

Klar, unter unserer Kleidung sind wir alle nackt, aber streng genommen ist die Hexe, die von allen nur Bayonetta genannt wird (Natascha Schaff), ständig im Evaskostüm unterwegs. Denn wenn die Haare der nie um eine Anzüglichkeit verlegenen Zauberin nicht gerade der Beschwörung eines Dämons dienen, dann liegen sie brav und ziemlich eng an ihrem Körper und formen ihren Kampfanzug. Oder, je nach Lust und Laune ihrer Eignerin, auch andere, üblicherweise ziemlich freizügige Kleidungsstücke. Oder sie formen ein von dämonischen Flammen umranktes Katana. Oder einfach eine monströse Kettensäge. Sehr praktisch, diese Haare.

Doch genug mit diesem (verzeih das Wortspiel bitte schon im Voraus, werter Leser) haarigen Exkurs, widmen wir uns lieber (möglichst) rasch der Handlung: Unsere Heldin heißt also Bayonetta, oder wird zumindest so genannt, denn seit sie unter rätselhaften Umständen und vor gut 20 Jahren wieder auftauchte, kann sie sich nicht mehr an ihre Vergangenheit erinnern. Gegenwärtig macht sie Jagd auf Engel, denn erstens ist sie als Umbra-Hexe sowieso auf Seiten der Dunkelheit angesiedelt und zweitens scheinen diese irgendetwas mit ihrer Vergangenheit zu tun zu haben. Aktuell führen die Spuren jedenfalls in den entlegenen europäischen Stadtstaat Vigrid und dort zu dem mysteriösen Konzernchef/Sektenführer Balder (Jan Spitzer). Verfolgt wird Bayonetta auf ihrer Jagd, durchaus zu ihrer Belustigung, von Luka Redgrave (Florian Hoffmann), einem Reporter, der unsere Heldin für den Tod seines Vaters (allem Anschein nach ein Kollateralschaden ihrer Wiederauferstehung) zur Verantwortung ziehen möchte. Außerdem darf sie sich noch mit der ebenfalls eher mysteriösen Jeanne (Nadine Heidenreich) herumschlagen – ebenfalls eine Umbra-Hexe und ebenfalls sehr mächtig, doch scheint sie auf Seiten Balders zu stehen. Und zu allem Überfluss ist da noch Cereza (Nina Schatton), ein kleines Mädchen, das partout nicht davon abzubringen ist, Bayonetta als ihre „Mami“ zu bezeichnen. Herrje, was hat es mit all dem nur auf sich? Soviel sei verraten: Der Endboss ist nicht weniger als ein Gott.

Szenenbild 1

Stellen wir es lieber gleich klar: Zwar kennt der Autor dieser Kritik die „Bayonetta“-Videospiele und  deren Handlung, hat aber noch keines davon selbst gespielt – auch wenn das, was er über die abgedrehte Welt der Spiele erfahren durfte, trotzdem in nicht geringem Ausmaß sein Interesse an vorliegendem Film befeuerte. Basierend auf den Happen, die er kennt, kann er jedoch sagen, dass „Bloody Fate“ eine gut verkürzte Wiedergabe des Plots des ersten Spiels ist. Inwiefern der Anime aber tatsächlich eine gute Adaption seiner Vorlage ist, kann und möchte er hier nicht einschätzen.

Denn auch ohne tiefere Kenntnis der „Bayonetta“-Spiele kann die Verfilmung locker punkten. Hauptsächlich natürlich dank der herrlich abgedrehten Ideen, der wahnsinnig kurzweilig erzählten Handlung und vor allem natürlich dank ihrer wundervoll charismatischen Hauptfigur. Denn nicht nur balanciert die laszive Umbra-Hexe großartig zwischen übersexualisiertem pubertären Traumobjekt und tatsächlich starker Frauenfigur mit zumindest einem Hauch Selbstironie, sie stellt auch endlich einmal wieder eine jener klassischen Heldenfiguren dar, die keine charakterliche Entwicklung durchmachen oder emotionale Untiefen ausloten müssen, da sie schlicht und ergreifend schon gleich zu Beginn des Filmes ausgereift sind. Und gerade beim schönen Geschlecht sind solche Charaktere ja echte Mangelware, sodass man „Bayonetta: Bloody Fate“ hier fast schon emanzipatorische Tendenzen nachweisen könnte. Ein kurzes Lob an dieser Stelle noch an Natascha Schaff, die Bayonetta eine tolle deutsche Stimme verlieh und es nie vergaß, bei all den anzüglichen One-Linern auch immer ein wenig Intelligenz durchblitzen zu lassen, sodass ihre Figur nie zum plumpen Abziehbild mutierte.

Szenenbild 2

Aber auch der Rest der deutschen Synchronbesetzung muss sich nicht verstecken, sondern überzeugt ganz und gar mit tollen Leistungen. Passend dazu überzeugen auch die Nebenfiguren, nein, nicht mit Tiefe, aber mit effektivem Design: Hexenkonkurrentin Jeanne und Waffendealer Rodin sind wie die Hauptfigur schlicht cool genug, um auf emotionale Tiefe verzichten zu können, hinter dem Wahnsinn von Balders Plan zeigt sich genug Methode, um ihn glaubwürdig bleiben zu lassen und Luka hat einfach so eine tolle Chemie zu Bayonetta, das einem bei all den hübschen kleinen Wortgefechten gar nicht allzu bitter auffällt, wie viel immanenter sein Groll gegenüber der von ihm verfolgten Hexe sein müsste. Die größte Leistung ist aber die Figur der Cereza, denn gerade bei kindlichen Figuren kippt die Stimmung ja gerne mal. Die selbsternannte Tochter Bayonettas ist aber so gut zwischen niedlich und nervig angelegt, dass man sich mehrfach dabei ertappt, sich auf die nächste Szene mit ihr zu freuen. Vor allem, wenn Luka sie zwischendurch ungewollt zum Babysitten aufgebrummt bekommt – Herrlich!

Das einzige, das fast dennoch das Potential hatte, einem den Spaß an der Cereza-Figur zu versauen, war, dass von Anfang an offensichtlich war, was es mit ihr auf sich hat. Andererseits hatte man nie das Gefühl, es mit einem wirklichen Geheimnis zu tun zu haben, und auch die Auflösung kam dann glücklicherweise ganz unspektakulär. Ähnlich entspannt wurden auch alle anderen Fragen des Films aufgelöst. Das ist ein toller Kniff, der zwar vermutlich dem Umstand geschuldet ist, dass ein nicht geringer Teil der Zielgruppe die Handlung sowieso schon durch das zugrunde liegende Spiel kennt, der aber trotzdem eine schöne Abwechslung zu der Tendenz darstellt, Wendungen möglichst vielsagen zu platzieren.

Szenenbild 3

Auch optisch weiß „Bayonetta: Bloody Fate“ zu gefallen. Zwar ist hier keine große Kunst zu erwarten, aber die Kämpfe sind schön flott inszeniert, ohne dabei übermäßig unübersichtlich zu werden, die Damen sind genretypisch knackig präsentiert (wobei man hierbei so oft dem Übermaß huldigt, dass es sogar schon leicht ironisch-augenzwinkernd wirkt) und die Umgebung ist schön anzusehen und vor allem vom Licht her sehr atmosphärisch. Hinzu kommt ein Gegnerdesign, dass immer wieder ziemlich treffend mit christlicher Symbolik spielt. Zu den überwiegend klassischen Zeichnungen gesellen sich dabei auch ein paar gelungene CGI-Effekte. Alles in allem ist das sehr zufriedenstellend.

Weniger zufriedenstellend ist da leider die DVD selbst. Denn abgesehen von der japanischen Originaltonspur (selbstredend mit zuschaltbaren deutschen Untertiteln), die der gelungenen deutschen Fassung in Punkto Qualität und Motivation der Sprecher in Nichts nachsteht, ist außer den üblichen weiteren Trailern aus dem aktuellen Programm von Universum Anime leider kein einziger Zugewinn zu sehen. Keine Featurettes, kein Booklet, nicht mal ein Trailer zum Film selbst findet sich auf der Scheibe. Das schmälert natürlich nicht den Filmgenuss, doch bei knapp 20 Euro Ladenpreis könnte man schon überlegen, ob man nicht lieber eine Leih-DVD in Anspruch nehmen oder auf die VOD-Veröffentlichung warten möchte. Aber das nur nebenbei.

Szenenbild 4
Fazit:
Natürlich sollte man diese Art der Animekost mögen, doch wenn dem so ist, erwartet einen ein gut gemachter und sauber lokalisierter kleiner Leckerbissen. Der Verfasser dieser Kritik jedenfalls ist durchaus ein wenig begeistert vom herrlich durchgedrehten „Bayonetta: Bloody Fate“ und auch einen Hauch verschossen in die Hauptfigur. 7/10 Punkte vergibt er deshalb. Und hat jetzt Bock auf einen Dauerlutscher.
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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →