The Words Hauptplakat

Der Dieb der Worte

Plakat

Originaltitel: The Words

Laufzeit: 106 Minuten

FSK: ab 6 Jahren

Darsteller: Bradley Cooper, Jeremy Irons, Dennis Quaid, Olivia Wilde, Zoe Saldana, Nora Arnezeder

Regie: Brian Klugman und Lee Sternthal

Seit dem 23. Mai in den Lichtspielhäusern.

 

 

Wir beginnen mit einer Buchlesung. Dort lauschen wir gemeinsam mit der jungen und etwas rätselhaften Literaturstudentin Daniella (Olivia Wilde) den Worten von Erfolgsautor Clay Hammond (Dennis Quaid), der seinen filmtitelgebenden neuen Roman vorstellt. In diesem wiederum begegnen wir Rory Jansen (Bradley Cooper), erfolgloser Jungautor, der über einen jener unglaublichen Zufälle in den Besitz eines Manuskriptes gerät, das den vielleicht besten Roman enthält, den Rory je gelesen hat. Über verhältnismäßig glaubwürdige Umwege gelangt dieses Manuskript unter Rorys eigenem Namen in die Büchereien, und unser Held ist nun der gefeierte Autor, der er immer sein wollte. Wohl wissend, dass das ihm zugeschriebene Werk weit außerhalb seiner tatsächlichen schriftstellerischen Fähigkeiten liegt. Und dann begegnet er auch noch diesem namenlosen, alten Mann (Jeremy Irons), dessen Lebensgeschichte sich verdächtig mit „Tränen am Fenster“ (so nannte Rory den meisterlichen Roman) überschneidet. Doch was will der alte Mann abgesehen davon, Rory, Daniella und schließlich auch uns Zuschauern seine Lebensgeschichte nahe zu bringen und damit noch eine dritte Erzählebene zu eröffnen?

Szenenbild 1

Natürlich fällt einem zuerst die sehr gut gegliederte Struktur von „Der Dieb der Worte“ auf: Eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte. Doch, das hat was. Naja, zumindest gab es das schon ein kleines Weilchen nicht mehr. Glücklicherweise allerdings wissen die Autoren trotzdem, dass sie mit dieser netten Idee jetzt auch nicht gleich die Postmoderne erfunden haben und nutzen sie zurückhaltend und unprätentiös für drei hauptsächlich charaktergetriebene Geschichten. Von denen zum Glück wenigstens zwei auch tatsächlich funktionieren.

Herzstück des Filmes ist dabei natürlich die mittlere Erzählebene, also die Geschichte mit dem gestohlenen Worten. Hier darf Bradley Cooper, der übrigens aufgrund eines über zehn Jahre alten Versprechens den Regisseuren gegenüber mitspielte, nicht nur zeigen, dass er auch nach „Silver Linings“ noch zu mehr als nur zum Hollywood-Beau taugt, nein, wir bekommen auch noch einen großartig aufgelegten Jeremy Irons zu sehen sowie eine überraschend glaubwürdige Geschichte präsentiert, die dem hierzulande fast schon totdiskutiertem Thema des Plagiats noch den einen oder anderen interessanten Gedanken anfügen kann. Auch wenn die Art und Weise, in der gerade Rory mit der ganzen Sache umgeht, wohl als Geschmackssache zu markieren ist. Denn während der Autor dieser Zeilen dessen Probleme und Unsicherheiten als hochgradig nachvollziehbar und großartig anschaulich dargestellt empfindet, kann er dennoch verstehen, dass andere Betrachter dies auch als zu feige und unausgegoren (sprich: als zu amerikanisch) aufnehmen könnten. Nichtsdestotrotz ist die finale Szene zwischen Cooper und Irons ein großartiger und wirklich zu Herzen gehender Moment.

Ach ja, und Zoe Saldana spielt auch in dieser Handlungsebene mit. Als Rorys Freundin Dora. Doch warum das jetzt eine Erwähnung wert war, ist dem Verfasser dieser Zeilen schon wieder entfallen. Da bleibt einem jedenfalls sogar Ron Rifkins Kurzauftritt als Verleger länger im Hinterkopf. Ha, vielleicht sollte die Saldana ja deshalb erwähnt werden.

Szenenbild 2

Apropos Dinge, die egal sind: Leider, leider stellt die dritte Handlungsebene, also die Geschichte des alten Mannes, nicht mehr dar als einen zwar handlungsrelevanten, aber nicht sehr interessanten Schnörkel. Der Zuschauer bekommt hier eine jener üblichen, vollkommen altbekannten amerikanisch-französischen Nachkriegs-Liebeleien präsentiert, die einem rasch die Frage aufkommen lassen, was genau an diesem „Tränen am Fenster“-Buch bei solch einer Handlung denn so dermaßen eingeschlagen haben soll. Neben der egalen Geschichte liegt das aber auch an den Hauptdarstellern. Gerade Ben Barnes bleibt hier als junge Version von Irons‘ Charakter schlicht zu blass, um der Geschichte Prägnanz zu verleihen, und auch Nora Arnezeder vermag kaum mehr darzustellen als eine tatsächlich süße Französin ohne größere Tiefe. Was alles in allem sehr schade ist, denn von einigen netten Spielereien mit Farbfilter und Weichzeichner einmal abgesehen verkommt dieser Teil des Filmes dadurch zu einer Geschichte, die man lieber einfach von Jeremy Irons selbst erzählt bekommen hätte.

Aber wenigstens die erste Ebene und Rahmenhandlung weiß dann wieder zu überzeugen. Denn hier liefern sich ein zum ersten Mal seit einer gefühlten kleinen Ewigkeit wieder zumindest etwas ernst zu nehmender Dennis Quaid und eine wie üblich irgendwo zwischen schnuckelig und sinnlich spielende (und dabei großartig aussehende) Olivia Wilde ein schön wendungsreiches Katz-und-Maus-Spiel. Das einem mit seinen nett geschriebenen Dialogen und vor allem den großartig spielfreudig aufgelegten zwei Antagonisten genug Unterhaltung bietet, um die schwache letzte Ebene wieder komplett zu verdrängen.

Allen drei Geschichten eigen ist eine schön ruhige Erzählweise mit passend schnörkelloser Bildsprache (die sich nur in den Rückblenden ein paar kleinere Kapriolen leistet) und unaufdringlichem Score. Wie herrlich klassisch.

Szenenbild 3

Fazit:
„Der Dieb der Worte“ mag mit einer etwas komplexeren Struktur locken, doch letztlich überzeugt er mit seinen tollen Darstellern und seiner auch jenseits aller Drei-Ebenen-Struktur gut konstruierten Handlung. 7/10 angenehm unterhaltene Punkte.

 

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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →