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Es ist kompliziert..!

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Originaltitel: Man Up

Laufzeit: 88 Minuten

FSK: ab 12 Jahren

Besetzung: Simon Pegg, Lake Bell, Rory Kinnear, Ophelia Lovibond

Regie: Ben Palmer

Im Verleih von StudioCanal.

Ab dem 30. Juli in den Lichtspielhäusern.

 

Arme Nancy Patterson (Lake Bell)! Schon wieder schlug ein Kuppelversuch ihrer besserwisserischen Freunde fehl. Also zurück nach London, schließlich wollen Mama und Papa ihr Vierzigjähriges begießen und brauchen ihre jüngste Tochter als Rednerin. Aber ganz so einfach soll der potentiell depressive Abend natürlich nicht verlaufen, und so stolpert unsere Nancy in ein Blind Date mit Jack (Simon Pegg), mit dem es spontan so stark funkt, dass sie einfach mitspielt und sich als dessen eigentliches Date ausgibt. Nur dass Nancy, nein, Jessica heißt sie ja ab jetzt, damit eine ganze Menge an Chaos losgetreten hat. Denn ein stalkender Ex-Mitschüler von ihr, jede Menge Altlasten von Jack und noch so einige Verwicklungen und Verwechslungen stehen schon bereit, ihr den Nachmittag und Abend zu versüßen. Und auch der echten Jessica (Ophelia Lovibond) werden wir noch einmal begegnen.

Szenenbild 1

Nein, der Titel ist nicht sehr vielversprechend, doch sei unbesorgt, werter Leser, wirklich peinlich wird „Es ist kompliziert..!“ nur aus Berechnung und auch nur ganz vereinzelt. Gerade die echte Jessica ist da ein gutes Beispiel. In mittelmäßigen Filmen wäre sie nur als peinlich oder schlicht als Negativ-Schablone in die Handlung gekritzelt worden, doch hier erweist sie sich als tolle Ergänzung des Plots, ja sogar als heimliche dritte Hauptfigur, die sowohl für Nancy als auch für Jack eine tolle gute Fee abgeben wird. In nicht geringem Ausmaß ist das natürlich die Leistung der herrlich lebendig aufspielenden Ophelia Lovibond, die eine schier perfekte Balance zwischen aus der Zeit gefallener Idealistin und nervigem Naivchen findet. Doch auch die anderen Figuren des Films sind außerordentlich gut gezeichnet und schlicht toll besetzt – selbst Nancys nerviger Stalker Sean, großartig eklig gespielt von Rory Kinnear, bekommt nicht das übliche Ende voller Schadenfreude, sondern einen zumindest für ihn runden Abschluss. Nach all den RomKoms nach Schema F ist das eine echte Erleichterung!

Selbstredend können auch die eigentlichen Hauptdarsteller überzeugen: Simon Pegg liefert erwartungsgemäß hübsche Maschinengewehrsalven an Dialog ab und Lake Bell gibt eine prototypische RomKom-Heldin, bodenständig aber gleichzeitig niedlich, mit sympatischen Ausbrechern ins Verrückte, wenn sie dann später etwas auftaut. Für eine romantische Komödie aber sicherlich das wichtigste: Zwischen beiden stimmt die Chemie.

Szenenbild 2

Und auch sonst stimmt quasi alles an dem Film. Der Plot ist angenehm simpel, ja fast schon elegant – rasche Einführung der weiblichen Hauptfigur, dann die Weichenstellung zur handlungsrelevanten Verwechslung samt schnell überwundenem moralischen Dilemma, gefolgt von den üblichen Verwirrspielen. Doch davon auch nicht zu viel, bereits etwa zur Hälfte der Handlung löst sich Nancys Flunkerei auf, sodass sich aus diesem Konflikt noch viele schöne Szenen gewinnen lassen bevor wir, eingeläutet durch ein herrlich aberwitziges Finale, zum natürlich allgemein versöhnlichen Schluss kommen. Das mag so vorhersehbar sein wie bei sonst jeder anderen RomKom auch, doch umschifft man hier so gekonnt die üblichen seichten Gewässer billiger Dramatik, dass dies gar nicht ins Gewicht fällt. Stattdessen überzeugt die kurzweile und ideenreiche Inszenierung über fast die gesamte Laufzeit – auch wenn sich das Ende vielleicht einen Hauch zu stark den kitschigen Konventionen romantischer Filme unterordnete, aber sei‘s drum. Auf dem Weg dahin ist der Film stellenweise so umwerfend komisch, da kann man ihm auch das bisschen Schnulz verzeihen.

Szenenbild 3
Fazit:
Machen wir’s kurz: „Es ist kompliziert..!“ ist entgegen Inhalt und Interpunktion seines Titels reichlich simpel: Ein einfacher Plot wird lobenswert geradlinig erzählt und liefert schlicht saukomische Szenen. Das Resultat ist die vielleicht witzigste Komödie der nächsten Wochen, ja vielleicht sogar des ganzen Jahres. Der Verfasser dieser Zeilen wischt sich die Lachtränchen aus dem Auge und vergibt  7/10 Punkte.
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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →