Das deutsche Kinoplakat zu 'Hardcore'. (Copyright: Capelight Picture, 2016)

Hardcore

Plakat

Originaltitel: Hardcore Henry

Laufzeit: 90 Minuten

FSK: 18

Besetzung: Haley Bennett, Sharlto Cpley, Danila Kozlovsky, Tim Roth

Regie: Ilya Naishuller

Verleih Deutschland: Capelight Picture

Ab dem 14. April 2016 im Kino.

Als Henry zu sich kommt, findet er sich in einem kleinen, hellen Raum wieder. Eine Ärztin ersetzt gerade seine fehlenden Gliedmaßen durch kybernetischen Ersatz. Kurz darauf stürmen Soldaten die Räume und Henry flüchtet mit der Ärztin im Arm. In Moskau angekommen, wächst die Handvoll Verfolger zu einer ausgewachsenen Armee an. Henry schnappt sich ein Schießeisen und ballert sich den Weg in seine Vergangenheit frei.

Immer wieder wird versucht, das Genre der Ego-Shooter auf den heimischen Bildschirm oder die Leinwand zu bringen. Meist gelingt das nur bedingt. Viele Fans erinnern sich sicher an die Egosequenz in Uwe Boll’s „Doom“ (2005). Darin schoss sich ein Marine für einige Minuten durch diverse Höllenwesen. Ilya Naishuller treibt das Ganze nun auf die Spitze und bringt einen 90-minütigen Film in Egoperspektive auf die Leinwand. Dem Erfolg folgend, schießen jetzt viele billige Kopien aus den Boden und direkt auf die DVD. Den Hype kann man sich mit Release von VR-Brillen dieses Jahr erklären. Jeder große Hersteller, u.a. Valve, HTC und Sony, bringen im Laufe des Jahres ihre Brillen. Neben Spielen, sind Filme in Egoperspektive dafür das perfekte Medium. Zuschauer, die zu Schwindelgefühlen und Übelkeit neigen, sei aber von diesen Geräten abgeraten.

Szenenbild 1

Regisseur Ilya Naishuller hat mit seinem Musikvideo „Bad Motherfucker“ für die Moskauer Band „Biting Elbows“ einen ersten Versuch mit dem Genre gemacht. „Hardcore“ wurde über Kickstarter finanziert. Das sieht man den Film an einigen Stellen an. CGI-Elemente und CGI-Gore fallen negativ auf. Dafür sind die Schauspieler alle sehr gut besetzt. Auch Moskau und Umgebung als Schlachtfeld zu wählen, stellt sich als Vorteil heraus. Selbst ein Gelegenheitszuschauer findet sich inzwischen ohne Karte in New York zurecht.

Am besten lässt sich „Hardcore“ mit „Crank“ (2006) von  Mark Neveldine und Brian Taylor vergleichen. Musik wummert aus den Boxen, während auf der Leinwand zu Hunderten gestorben wird. Zum Zeitpunkt der Pressevorführung lag der Film bei der FSK. Dort wurde er mit einem Antrag auf FSK 16 eingereicht. Die Verantwortlichen müssen hier sehr optimistisch gewesen sein. „Crank“, welches im Vergleich weniger Gewalt enthält, hat eine FSK 18 kassiert. „Hardcore“ setzt hier noch mal einen drauf. Zu Massen werden Gliedmaßen abgetrennt, Köpfe und Körper gesprengt, aufgeschlitzt, Gedärme entfernt usw. Alles in Egoperspektive. Dieser Film ist für Gorehounds ein Fest. Viele Kinozuschauer wird er wohl zu weit gehen. Dabei wird die Gewalt zu keinem Zeitpunkt pornografisch ausgeschlachtet, wie es Tim Roth in „Hostel“ (2005) und Srdjan Spasojevic in „A Serbian Film“ (2010) tat. Sie ist so weit ins Lächerliche übertrieben, dass sie in Verbindung mit der Musik zu einer Parodie auf sich selbst wird. Andernfalls hätte der Film es auch nie ungeschnitten ins Kino geschafft.

Szenenbild 2

Die Story ist für einen reinen Actionstreifen überraschend gut und hat ein paar hübsche Wendungen. Der Action, die in dem Film im Vordergrund steht, ist sie nie im Weg. Naishuller und Co-Autor  Will Stewart halten sich nicht mit pseudopoetischen Geschwafel auf. Wer das braucht, soll arte bei einem Glas Rotwein aus glücklichen Biotrauben schauen. Auch die Länge passt perfekt. Alles ist auf die Laufzeit komprimiert. Keine sinnlosen Längen um den Film zu strecken und den Zuschauer zu langweilen.

Fazit:

Ilya Naishuller bringt mit „Hardcore“ das, was er im Kickstarter versprochen hat. 90 Minuten knallharte Action aus Egoperspektive. Das ist ihm hervorragend gelungen. Kein Actionfan darf sich diesen Trip entgehen lassen. Der beste Actionstreifen seit Jahren.

8/10

Links: http://hardcorethemovie.com/

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Über den Author:

JensLiebt Filme und sammelt Trailer. Wenn er keine Filme schaut, schreibt er Kritiken oder treibt den technischen Fortschritt voran.Zeige alle Artikel von Jens →