Hauptplakat Inside Wikileaks

Inside Wikileaks – die fünfte Gewalt

Plakat

Originaltitel: The Fifth Estate

Laufzeit: 128 Minuten

FSK: freigegeben ab 12 Jahren

Hauptbesetzung: Benedict Cumberbatch, Daniel Brühl, Alicia Vikander, Moritz Bleibtreu

Regie: Bill Condon

Ab dem 31. Oktober 2013 in den deutschen Kinos.

 

2010 stellte Julian Assange eine Enthüllungsplattform ins Netz, mit deren Hilfe sogenannte Whistleblower streng geheime Unterlagen anonym veröffentlichen konnten: Wikileaks. So war der Plan. Zwei Jahre später ist der Hacker mit dem weißen Haar wegen Vergewaltigungsvorwürfen in London in die ecuadorianische Botschaft geflüchtet und ein Jahr darauf musste Whistleblower Bradley Manning 35 Jahre Gefängnishaft wegen der Weitergabe geheimer Regierungsdaten hinnehmen – eine wahre Begebenheit und perfekter Stoff für einen Kinofilm.

Szenenbild 1

Was für „Inside Wikileaks – die fünfte Gewalt“ munter aus zahlreichen Nationen zusammengecastet wurde, kann sich wirklich sehen lassen. Zu einschlägigen deutschen Schauspielern (die sich hierzulande wohl einfach nicht mehr sehen lassen können) wie Daniel Brühl und Moritz Bleibtreu gesellen sich (Gott sei Dank) Sherlock-Liebling Benedict Cumberbatch und bekannt-beliebte Nebendarsteller wie Laura Linney, Stanley Tucci und Anthony Mackie. Wem die Namen nichts sagen, der kennt sie sicherlich trotzdem zumindest vom Sehen.

Tja, und jetzt kommt unsere Kirsche oben drauf: Regisseur Bill Condon, bisher vor allem bekannt für sein Entertainment-Kino a la „Twilight“, „Dreamgirls“ und „Chicago“. Gemäß allgemeingültiger Kritik-Regeln zuerst zu den positiven Aspekten: Löblich ist, dass sich Condon um eine umfassende Beleuchtung der verschiedenen moralischen Gesichtspunkte bemüht. Welche Auswirkung hat die ungefilterte Veröffentlichung von Regierungsdaten? Wem nützt sie? Wem schadet sie? Wer trägt dafür die Verantwortung und welche Rolle spielen die Medien bei alledem? „Inside Wikileaks – die fünfte Gewalt“ gibt einen kleinen Einblick in die Konsequenzen solcher Enthüllungen, aber eine gut differenzierte Abhandlung scheitert schlussendlich am Assange-Fokus, der wohl unbedingt als egozentrischer Bösewicht dargestellt werden soll. Da bleibt leider kein Platz für ein eigenes Urteil.

Soll wohl auch gar nicht so sein. Denn im Vordergrund steht die Unterhaltung: Schnelle Techno-Rhythmen auf Hacker-Conventions, gestellte Hinterhof-Partys in besetzten Häusern und zackig-geschnittene Ortswechsel sollen für die nötige Spritzigkeit sorgen, was – abgesehen vom rasanten Vorspann – allerdings nur bedingt gelingt und eher in peinlichem Augenrollen gipfelt. Gleiche Reaktion bei der – wohl biografisch zwingenden – gefühlsduseligen Liebesgeschichte. Verknappt erzählt ist sie bloß unnötiges Beiwerk zum eigentlichen Kern der Geschichte: Assange und Wikileaks. Doch, was ist das? Daniel Brühl als Assanges Rechte Hand Daniel Domscheit-Berger entpuppt sich als eigentliche Hauptrolle – nicht der grandiose Benedict Cumberbatch, der eine, zwar nicht ganz leichtfüßige, dennoch bewundernswerte Assange-Verkörperung hinlegt. Was ist denn da los!?

Szenenbild 2

Eine der größten Schwachstellen des Filmes ist allerdings die deutsche Synchronisation, die alles andere als synchron ist. Denn eine sonst weltweit gefeierte Nachvertonungen muss zwangsläufig scheitern, wenn deutsche Schauspieler ihre eigenen, aber original englischsprachigen Dialoge nachträglich einsprechen müssen. Das Wort „synchron“ ist blanker Hohn bei dem, was da am englischen Lippenlaut auf Deutsch drauf- und völlig vorbei gebrabbelt wird. Das mit anzusehen, tut weh und erschwert es einem deutschen Publikum ungemein, sich auf die wenigen Vorzüge des Filmes zu konzentrierten – zum Beispiel das Club-Mate-Product-Placement.

Szenenbild 3

Fazit:

Alles in allem eine eher eindimensionale und vor allem parteiische Abwatschung eines politisch hochbrisanten Themas, die diesem einfach nicht gerecht wird, weil es mehr verdient als nur Stoff für einen schwachen Blockbuster zu sein. Die Vorfreude war groß, die Enttäuschung umso größer. Von stellenweise gut gebauten Spannungsbögen abgesehen, lahm und durchschnittlich: 5/10 Punkten.

 

 

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Sophiawenn sich die gebürtige und nach wie vor Heimatstadt verliebte Leipzigerin nicht gerade als freie Journalistin, Lektorin und Sprecherin durch den Medien-Dschungel schlägt, ist ihre Stimme vor allem in Kulturradios zu hören – dabei kann sie allerdings nie die Finger von Filmen lassen.Zeige alle Artikel von Sophia →