Totall Recall Hauptplakat

Total Recall [2012]

Plakat

Originaltitel: Total Recall

Laufzeit: 118 Minuten

FSK: ab 12 Jahren

Hauptdarsteller: Colin Farrell, Kate Beckinsale, Jessica Biel, Bryan Cranston, John Cho, Bill Nighy

Regie: Les Wiseman

Ab dem 23. August in den Lichtspielhäusern.

 

 

Irgendwann gegen Ende dieses Jahrhunderts scheint in „Total Recall“ Einiges schiefgegangen zu sein. Jedenfalls ist die Welt dort durch chemische Kampfstoffe zu großen Teilen unbewohnbar geworden. Mit zwei Ausnahmen: Die Vereinigte Föderation von Britannien (deren Gebiet das ganze Europa umfasst) und die Kolonie (will sagen: Australien). Verbunden sind die beiden nicht nur durch ein für die VFB sehr lukratives Arbeitsabkommen, sondern vor allem durch den „Fall“, einen riesigen Aufzug quer durch die Erde. Ja, lieber Leser, da hast du richtig gelesen. Einmal durch den Erdkern hindurch. Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten und so. Und das ist auch viel plausibler als eine Marskolonie. Herrgott, selbst außerirdische Artefakte in einer Marspyramide sind wahrscheinlicher als das!

Wie auch immer, einer der tagtäglich mit diesem hirnverbrannten Vehikel reisenden australischen Billigarbeiter hört auf den Namen Douglas Quaid (Colin Farrell) und sehnt sich nach mehr als nur dem ewig gleichen Schuften in einer britischen Kampf- , nein, Verzeihung, Polizeiroboterwerkstatt. Welch glücklicher Zufall also, dass unser Douglas auf die Firma „Rekall“ stößt, die ihm die passenden Urlaubserinnerungen direkt in den Kopf pflanzen wollen, ohne den lästigen Umweg über das tatsächliche Erleben. Und wo er schon dabei ist, wählt er auch glatt das coole Geheimagenten-Paket, in dem nichts so sein soll, wie es scheint, in dem er erst für und dann gegen die Rebellen kämpft und in dem er nebenbei noch eine aufregende fremde Dame (Jessica Biel) treffen darf. Und dieses Paket soll er dann auch bekommen, doch ganz anders als gedacht. In echt nämlich. Und so darf unser Held seinen Heimatkontinent vor einer großen, gemeinen Invasion retten. Glücklicherweise versteht der ach-so-böse Kanzler der VFB (Bryan Cranston – ja, das ist der Vater aus „Malcolm mittendrin“) von Kriegsführung in etwa so viel wie die Autoren dieses Films von realistischen Fortbewegungsmitteln.

Szenenbild 1

Eventuell kam es schon in der Inhaltsangabe durch: Der Autor dieser Zeilen ist nicht wirklich gut auf dieses Nichts von einer neuen Handlung zu sprechen, das eigentlich nur dazu da ist, Versatzstücke aus der 1990er Verfilmung gleichen Namens von Paul Verhoeven neu zu verbinden. Denn ja, liebe Fans von „Erinnerungen en gros“, dieses Remake orientiert sich nur an Motiven des alten Filmes, der sich ja auch nur entfernt an die Story von Philip K. Dick hielt. Obwohl man Verhoevens Version zugute halten muss, dass er auch trotz – oder gerade wegen, je nachdem – fehlender Nähe zur Vorlage ein wirklich unterhaltsames Stück Popcornkino mit einem schmucken Schuss Tiefe wurde. Allein der herrliche letzte Satz des Filmes, der dem Ganzen einen subtilen bittersüßen Nachgeschmack verpasste – ja, das hatte was. Und so überrascht es nicht, dass in der vorliegenden Neuverfilmung exakt jener letzte Satz durch Abwesenheit glänzt, obwohl das Ende ansonsten eigentlich komplett vergleichbar war. Und auch sonst ist die alte Verfilmung in so manch anderer Szene etwas subtiler und vielschichtiger, eine Feststellung, die schon etwas merkwürdig anmutet, denn immerhin reden wir hier von einem Film mit einem physikalisch komplett unkorrekt dargestellten Mars, merkwürdigen Mutanten mit billigem Makeup, einem riesigen außerirdischen MacGuffin und, nicht zu vergessen, Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle.

Szenenbild 2

Und ja, tatsächlich, Arnie schlug sich damals viel besser als der etwas sehr glatt gewordene Colin Farrell, der noch dazu einen furchtbaren Jason-Bourne-Abklatsch zu spielen hat. Entsprechend durchschnittlich sind die Actionszenen geworden, die man so alle schon irgendwo anders gesehen haben könnte. Apropos „Massenware“: Es wäre sehr günstig gewesen, wenn die beiden Damen in Quaids Leben etwas unterschiedlicher aussehen würden. Denn Beckinsale und Biel teilen sich nicht nur ein ähnlich durchschnittliches Gesicht, sondern haben auch noch beide brünettes Haar, was durchaus zu unfeinen kurzen Momenten der Verwechslung führen kann. Andererseits sind ihre Figuren eh‘ uninteressant, also was soll’s. Dafür gibt es aber wenigstens eine andere Frau, die eine mehr als gelungene Referenz auf den alten Film darstellt. Nein, die Rede ist hier nicht von der dreibrüstigen Hure, die war damals schon furchtbar pubertär. Es geht um eine Touristin. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, sonst gibt es ja gar keinen Grund mehr, sich den Film anzutun. Abgesehen von Bill Nighy, denn der ist immer toll. Auch wenn er wie hier nur fünf Minuten Leinwandpräsenz bekommt.

Szenenbild 3

Fazit:
Letztlich ist „Total Recall“ einer dieser Filme, die komplett an einem vorbeiplätschern werden. Es tut nicht weh, ihn zu sehen, aber es entlockt einem auch sonst keine Regungen. Wer den alten Schwarzenegger-Film noch nicht kennt, sollte Zeit und Geld lieber in diesen investieren, denn da ist nicht nur die Action knalliger, sondern tatsächlich auch der philosophische Unterbau besser dargestellt und schöner inszeniert. Für den glattgespülten Abklatsch in dieser Neuauflage bleiben noch 5/10 vollkommen zu Recht im tiefsten Durchschnitt liegende Punkte übrig.

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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →