2 Tage New York Plakat

2 Days in New York (OV-Sneak vom 04.06.2012)

Plakat

Deutscher Titel: 2 Tage New York

Laufzeit: 96 Minuten

FSK: ab 12 Jahren

Hauptdarsteller: Chris Rock, Julie Delpy

Regie: Julie Delpy

Ab dem 05. Juli in den Lichtspielhäusern.

 

Fünf Jahre sind vergangen, seitdem Fotokünstlerin Marion (Julie Delpy) und ihr damaliger Lebensgefähre Marions Eltern in Paris besuchten, was sich als sehr strapaziös für die Bezeihung der beiden herausstellen sollte. Nachzuerleben ist dies im Film „2 Tage Paris“. Doch zurück in die Gegenwart: Marion ist mittlerweile in einer neuen Beziehung, diesmal mit dem Radiomoderator Mingus (Chris Rock), und beide leben ein glückliches und klassischen Patchwork-Familienleben mit ihren beiden, jeweils aus vorigen Beziehungen mitgebrachten Kindern. Doch nun steht eine weitere Konfrontation mit Marions Sippe bevor, diesmal auf heimischen  Terrain: Um den Tod seiner Ehefrau besser zu verwinden, möchte Marions Papa (Albert Delpy) samt Anhang der New Yorker Tochter einen Besuch abstatten. Dass das wieder für jede Menge Trubel sorgen und das Liebesglück von Marion und Mingus ein kleines bisschen testen wird, davon darf der Zuschauer getrost ausgehen.

Szenenbild 1

Bevor wir uns tatsächlich mit dem vorliegenden Film auseinandersetzen, möchte der Autor dieser Zeilen die Gelegenheit nutzen, kurz ein paar Worte über den Vorgänger des vorliegenden Werkes zu verlieren. Denn „2 Tage Paris“ ist tatsächlich ein interessantes Stück Film geworden, das vor allem mit teilweise großartig geschriebenen Dialogen und zwei Hauptfiguren mit faszinierend miesen Charakterzügen aufwarten kann. Leider konnte der Film als Ganzes aber nicht übermäßig begeistern, dafür waren die restlichen Figuren zu blass und die Situationen zu stereotyp geraten. Beides sind Probleme, die Autorin, Regisseurin und Hauptdarstellerin Julie Delpy in die Fortsetzung mitgeschleppt hat, nur vergaß sie leider, einen Großteil der schmucken Dialoge und vor allem die charakterschwachen Hauptfiguren mitzunehmen.

Was allerdings nicht heißen soll, dass sich gar keine erwähnenswerten Dialoge in „2 Tage New York“ finden. Allerdings treten sie wider Erwarten weniger zwischen den beiden Hauptfiguren auf – deren Gespräche sind zwar auch nicht komplett uninteressant, liegen aber nur knapp über dem Durchschnitt für pseudo-spritzige Schlabtäusche. Nein, das mit Abstand unterhaltsamste Gespräch findet statt zwischen einem sich selbst spielenden und dabei herrlich aufgelegten Vincent Gallo und Marion, die als Höhepunkt einer ansonsten etwas nervigen Nebenhandlung ihre Seele an den Höchstbietenden, also Gallo, versteigert hatte und nun zu einer hübschen kleinen metaphysischen Grundsatzdiskussion gezwungen ist.

Szenenbild 2

Handwerklich sieht man dem Film seine französichen Wurzeln immer noch an, soll heißen: An der Inszenierung gibt es nicht zu bekritteln und die Darsteller können überzeugen. Wobei sich Julie Delpy natürlich eine etwas stärker fordernde Rolle auf den Leib hätte schreiben können. Einen Hauch von positiver Überraschung konnte man hingegen von Seiten Chris Rocks erfahren, der hier eine angenehm ruhig angelegte Rolle spielt, auch wenn seine stärksten Szenen nur unverholen kaschierte Stand-Up-Einlagen sind. Nur Alexia Landeau und Alexandre Nahon, die Marions Schwester bzw. Ex-Freund mimten, sind noch genauso nervig wie im vorangegangenen Film. Ansonsten erwähnenswert ist noch Daniel Brühl, hauptsächlich, weil er dank veränderter Frisur erst auf den zweiten Blick zu erkennen war. Und weil er derzeit einer der wenigen deutschen Mainstream-Schauspieler mit einer echten internationalen Karriere zu sein scheint (wir erinnern uns: zuletzt begegnete er uns in der Sneak in der spanisch-britisch-amerikanischen Produktion „The Intruders“). Achja, außerdem ist es vielleicht auch ganz hübsch, anzumerken, dass Albert Delpy, wie der Name schon vermuten lässt, nicht nur der filmische, sondern auch der leibliche Vater von Julie Delpy ist.

Eine Warnung sei jedoch noch ausgesprochen: Sollte der Film in der synchronisierten Fassung genauso daherkommen wie in der gesneakten Originalversion, dann sind sämtliche auf französisch gesprochenen Texte ohne Untertitelung, was bei einem Film, der zu gut einem Viertel auf französisch stattfindet, durchaus ein Problem für manche Zuschauer darstellen könnte. Gut, in den Szenen mit Mingus macht dies die Sprachbarriere zwischen dem Amerikaner und den Franzosen etwas besser spürbar, doch wo ist der Sinn bei Szenen, die komplett zwischen Franzosen spielen? Hoffentlich war dies also nur eine Macke der OV-Sneak und nicht die ernsthafte Absicht des Verleihs.

Szenenbild 3

Fazit:
„2 Tage New York“ ist ein nicht vollständig uninteressanter Film und um einiges leichter, aber dafür auch weitaus durchschnittlicher als sein Vorgänger „2 Tage in Paris“. Und so erwarten den Zuschauer neben ein paar hübsch gemachten Dialogen vor allem auch eine Unmenge eher uninteressanter Stereotype. Die der Film eigentlich gar nicht nötig hätte. 6/10 Punkte gibt es dafür noch.

VN:F [1.9.22_1171]
Deine Filmbewertung:
Rating: 6.0/10 (1 vote cast)

2 Days in New York (OV-Sneak vom 04.06.2012), 6.0 out of 10 based on 1 rating

Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →