All Is Lost Hauptplakat

All Is Lost (Sneak vom 23.12.2013 im Cinestar)

Plakat

Originaltitel: All Is Lost

Laufzeit: 106 Minuten

FSK: ab 6 Jahren

Besetzung: Robert Redford

Regie: J. C. Chandor

Ab dem 09. Januar in den Lichtspielhäusern.

 

Es beginnt als störende Unterbrechung eines harmlosen Segeltörns: Irgendwo vor der Küste Sumatras rammt ein herrenloser Container das Schiff „Virginia Jean“. Wasser dringt ein, Funk und Navigationsgerät sind dahin. Nichts, was sich nicht notdürftig beheben oder zumindest verschmerzen lässt. Doch dann zieht ein Sturm auf. Ein mächtig fieser. Und das arme Schiffchen steckt schon bald mittendrin.

Über den Skipper jenes Schiffes werden wir nichts erfahren. Nicht mal seinen Namen. Aber das ist auch egal, denn die von Robert Redford gespielte einzige Figur in diesem Film ist sowieso viel zu sehr damit beschäftigt, eine immer auswegloser werdende Situation zu meistern, bis ihr nichts weiter bleibt als das letzte Fitzelchen eines Lebensfunkens.

Szenenbild 1

Es ist nicht nur ein bisschen wahnsinnig, was sich Regisseur J. C. Chandor da auf die Schultern geladen hat: Ein Film mit nur einer Figur, noch dazu eine von der ganz, ganz schweigsamen Sorte, in einer Umgebung, in der neben Meeresrauschen nur mal ganz vereinzelt ein Möwenkreischen zu erhaschen ist. Dabei haben Filme wie „Open Water“ doch schon eindrucksvoll gezeigt, wie grausam öde es sein kann, auf dem Meer verschüttgegangenen Personen beim langsamen Ertrinken beizuwohnen. Und die konnten damals wenigstens miteinander reden.

Andererseits ist der Vergleich mit „Open Water“ vielleicht auch unfair, denn der Held von „All is lost“ ist um Lichtjahre faszinierender: Ein Mann der Tat, der keine Worte braucht, sondern einfach das Nötige tut. Der sich nur gegen Ende hin kurz der Verzweiflung hingibt und ein wenig flucht, dann aber weiter macht, selbst als erst die letzte und dann auch noch die allerletzte Hoffnung dahingeschwunden scheint. Sowohl ein klassischer Held als auch ein moderner Hiob.

Szenenbild 2

Und natürlich ist es dem großartigen Robert Redford zu verdanken, dass man diesen Helden auf seiner Fahrt hinab in den Strudel der Hoffnungslosigkeit nicht allein lassen will. Die Brillanz des Spiels, mit der er seiner Figur Leben einhaucht, entlarvt alle Selbstgespräche, alle nebenbei eingebauten biografischen Informationsfitzelchen und alle weiteren feigen Kniffe, die ein weniger selbstbewusster Regisseur verwendet hätte, um das Innenleben einer Figur dem Zuschauer näher zu bringen, als unnötigen Firlefanz. Da ist ein Mann, der um sein Leben kämpft. Mehr braucht es doch nicht, um Spannung zu erzeugen.

Entsprechend nah bleibt die Kamera an Redfords Charakter. Und passend ruhig wird seine Geschichte erzählt. Fast dokumentarisch wirkt das Ganze dadurch. Und wahnsinnig meditativ, gerade zu Beginn, als die Situation noch nicht allzu ausweglos ist. Was allerdings auch dazu führen kann, dass die erste Hälfte des Filmes eine gewisse Ungeduld wecken könnte, bevor die zweite Hälfte einen dann packt. Allerdings dann zu einem Schluss führt, der leider etwas zu sehr Geschmackssache ist, um zumindest beim Verfasser dieser Kritik länger nachhallen zu können. Verdammt Schade.

Szenenbild 3
Fazit:
Wer ein Ticket für „All is lost“ lösen möchte, sollte sich bewusst sein, dass er einen verteufelt ungewöhnlichen Film vor sich hat. Einerseits ein fast schon experimentelles Charakterdrama, andererseits die spannende Geschichte eines Überlebenskampfes. Fans von Robert Redford hingegen haben keine schwere Entscheidung vor sich – für die ist die schauspielerische Glanzleistung hinter diesem Ein-Mann-Stück so oder so ein Muss. 7/10 Punkte vergeben wir für diesen vielversprechenden Start ins neue Kinojahr.
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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →