End of Watch (Sneak vom 14.12.2012 im Cineplex)

Plakat

Originaltitel: End of Watch

Laufzeit: 109 Minuten

FSK: ab 16 Jahren

Darsteller: Jake Gyllenhaal, Michael Peña, Anna Kendrick

Regie: David Ayer

Seit dem 20. Dezember in den Lichtspielhäusern.

 

Die Sandkastenkumpels und Police-Officers Brian Taylor (Jake Gyllenhaal) und Mike Zavala (Michael Peña) arbeiten in South Central, dem statistisch gesehen miesesten Bezirk von Los Angeles. Raubüberfälle, Drogendelikte, Morde – alles an der Tagesordnung. Ein wahres Sodom. Und dank einer Hausaufgabe in Officer Taylors Filmkurs (den er als Nebenfach seines Jurastudiums oder so ähnlich gewählt hat), sind wir nun hautnah dabei, denn der findige Jungschutzmann und sein Kompagnon filmen ab sofort alles, was ihnen passiert. Und ihnen wird so einiges passieren, werter Leser, da kannst du dich drauf verlassen!

Szenenbild 1

Es ist schon etwas beeindruckend, welche Faszination ein gewisses, mittlerweile dem Google-Konzern einverleibtes, großes Online-Video-Portal auf so manchen Filmemacher auszuüben scheint. Denn nach Josh Tranks Superheldenstreifen „Chronicle“ entstand nun unter der Regie von Cop-Thriller-Spezi und South-Central-Abkömmling David Ayer ein weiterer Film, der von sich behauptet, sich wie eines dieser Videos aus dem Internet anzufühlen.

Das tut er aber leider nicht. Vielmehr wirkt er eher so wie eine jener Fernsehdokus, in denen der „Journalist“ bei dem scheinbar überraschten Wohnungsbesitzer eindringt, während der Kameramann schon längst in besagter Wohnung war, um jenes komplett überraschende Eindringen auch korrekt filmen zu können. Und dabei gibt man sich doch soviel Mühe, auf Biegen und Brechen Wege zu konstruieren, wie das Geschehene Found-Footage-artig eingefangen sein könnte. Doch, ach, es gibt in „End of Watch“ leider immer noch mehr als genug Aufnahmen, die weder über Knopflochkameras noch mittels filmfreudiger Gangster oder irgendwelcher Überwachungskameras erklärt werden können.

Szenenbild 2

Immerhin, wenigstens die Handlung wirkt authentisch. Soll heißen, sie ist genauso langweilig wie das echte Leben. Was unleugbar auch seine guten Seiten hat, da die Story so zumindest weniger konstruiert und konventionell daherkommt, sondern vielmehr eine bunte Vielzahl unabhängiger und nur lose miteinander verknüpfter Ereignisse, mal aus dem fies-brutalen Cop-Alltag, mal für die sentimentale Beziehungskiste, aufzählt. Doch spätestens beim frustrierend unspektakulär geratenen Ende bereut man die Realitätsnähe dann wieder, vor allem da nun zu allem Überfluss die Götter der Konventionalität doch noch ihren Tribut einfordern.

Aber, werter Leser, bitte bleib noch etwas aufmerksam, denn es gibt auch Positives zu vermelden. Und zwar aus den Reihen der Darstellerriege. Da kann nämlich eigentlich jeder mit überzeugenden Leistungen punkten, allen voran natürlich Jake Gyllenhaal und Michael Peña, denen man dank unschlagbarer Chemie sofort die lebenslange Freundschaft abkauft. Ansonsten darf Nebendarsteller David Harbour als desillusioniert-zynischer Polizeiveteran Van Houser in einer Szene gegen Ende mit einer arg fiesen Verletzung so richtig schön brillieren. Und eigentlich verdient sich Jake Gyllenhaal noch ein Sonderlob dafür, dass er es schaffen konnte, Anna Kendrick in einigen der gemeinsamen Szenen ein paar tatsächlich echt wirkende Gefühlsregungen zu entlocken.

Szenenbild 3

Fazit:
Am Ende des Tages ist „End of Watch“ mehr anstrengende Milieustudie als kurzweiliges Actionkino, dazu noch mit einer unglaubwürdigen, da kaum durchdachten pseudo-dokumentarischen Kameraführung, die schon nach wenigen Minuten nur noch nervt. Zum Glück können wenigstens die Schauspieler überzeugen. Das rettet den Film in den oberen Durchschnitt und sorgt für versöhnliche 6/10 Punkte.

 

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End of Watch (Sneak vom 14.12.2012 im Cineplex), 8.7 out of 10 based on 3 ratings

Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →

  1. Schätze den Film gleich ein. Das mit der Kamera ist mir auch sehr aufgefallen. Entweder ich mache einen richtigen FF-Film, oder wenigstens so, dass es der Zuschauer nicht merkt. Man hätte bei dem Drive By Shooting am Anfang zum Beispiel auf Überwachungskameras am Gebäude zurück greifen können.

  2. Maik20.01.2013

    Dieser Satz trifft mit der Faust aufs Auge: „…es gibt in „End of Watch“ leider immer noch mehr als genug Aufnahmen, die weder über Knopflochkameras noch mittels filmfreudiger Gangster oder irgendwelcher Überwachungskameras erklärt werden können.

    Bis auf die „Kamerasache“ fand ich den Film ansonsten ganz unterhaltsam und „nett“. Jaja, nett ist die kleine Schwester und so… Aber ich fand ihn wirklich OK. Ein wenig doof das Ende, weil man ja doch etwas mit den beiden Cops warm geworden ist, aber naja, kann nicht immer nen Happy End geben. 🙂