Evil Dead Hauptplakat

Evil Dead (Sneak vom 04.05.2013 im Cineplex)

Plakat

Originaltitel: Evil Dead

Laufzeit: 91 Minuten

FSK: ohne Jugendfreigabe / ab 18 Jahren

Darsteller: Jane Levy, Shiloh Fernandez, Lou Taylor Pucci, Jessica Lucas, Elisabeth Blackmore

Regie: Fede Alvarez

Ab dem 16. Mai in den Lichtspielhäusern.

 

 

Eine Hütte mitten im Wald, fernab jeglicher Zivilisation. Ideal, um die plagenden ersten Stunden eines kalten Entzugs zu überstehen. So ist zumindest der Plan, den Mia (Jane Levy) gefasst hat, um ihr Drogenproblem zu lösen. Und so reist sie mit ihrem lange durch Abwesenheit geglänzt habenden Bruder David (Shiloh Fernandez) und der befreundeten Krankenschwester Olivia (Jessica Lucas) in eine ebensolche Behausung. Mit dabei sind außerdem Erics Freundin Natalie (Elizabeth Blackmore) sowie Olivias Mann Eric (Lou Taylor Pucci). Doch dann finden sich die ekligen Reste eines makabren Rituals und ein blasphemisches, in Menschenhaut gebundenes Buch. Aus dem Eric natürlich prompt laut vorlesen muss. Und ab da läuft der ganze Abend auf möglichst abartige und blutige Weise gepflegt aus dem Ruder.

Szenenbild 1

Noch vor einiger Zeit war es ein kleines Ding der Unmöglichkeit, eine ordentliche Fassung von Sam Raimis berühmt-berüchtigten Erstlingswerk „Tanz der Teufel“ zu erhalten. Im derzeitigen Informationszeitalter ist das natürlich anders, und sogar in diesem einen, großen Videoportal mit „Y“ kann man ihn mittlerweile problemlos finden (zumindest seine englische Fassung). Auch wenn man hier nicht wirklich viel verpasst, denn die Darsteller benehmen sich furchtbar laienhaft und die komplette zweite Hälfte ist kaum mehr als eine Ansammlung von miesem Make-up und schlechten Effekten. Was zwar ab und an durchaus Charme versprüht (immerhin wurde der Film merkbar fast ausschließlich mit Freunden und Familie der Produzenten gemacht), aber ansonsten doch eher Kennzeichen eines jener Filme ist, die man unter dem boshaften Euphemismus „Trashperle“ oder der noch weitaus schlimmeren Worthülse „Kultfilm“ verkauft.

Doch allen miesen Effekten und Laiendarstellern zum Trotz zeigte die erste Hälfte des Streifens fast schon lehrbuchhaft anschaulich, wie man einen guten Horrorfilm inszenieren sollte: Die Einführung ist schnell und effizient, die Ausgangssituation ist simpel und klar verständlich, der Plot ohne unnötiges Drama inszeniert. Dazu sind die Charaktere schnörkellos gezeichnet, zwar etwas austauschbar, dafür aber relativ glaubwürdig und gute Identifikationsfiguren. Selbst das Ritual, mit dem die bösen Dämonen heraufbeschworen werden, ist sinnvoll in die Handlung eingebaut. Wie vorbildlich!

Szenenbild 2

Leider, leider, und das bringt uns jetzt endlich zurück zum eigentlich zu besprechenden Film, wurde gerade dieser vorbildliche Einstieg zugunsten weitaus konventionellerer Schemata aufgegeben. Was man schon an der Optik der beiden männlichen Hauptfiguren bemerkt: Da haben wir zum einen David, den jung-dynamischen Haudrauf und als Gegenstück Eric, den klug bebrillten, eher intellektuellen Lehrer-Typ mit Hippie-Tendenz im Aussehen. Archetypische Figuren, wie sie erst vor Kurzem in „The Cabin in the Woods“ persifliert wurden. Dazu kommen lau konstruierte Konflikte zwischen den Hauptfiguren und eine einigermaßen überzeugend zusammengeflickte Alibi-Story, die unsere (noch) fünf Helden an Ort und Stelle hält. Was ganz gut funktioniert, aber eigentlich nur Spielerei ist.

Es wirft sich hier schon die Frage auf, warum Regisseur und Autor Fede Alvarez sich gerade von den stimmigsten Elemente des alten „Tanz der Teufel“-Films getrennt hat? Wollte er sich von der Vorlage emanzipieren oder vielleicht aktuelle Sehgewohnheiten bedienen? Und wie viel der Story wurde wohl von „Juno“-Autorin Diablo Cody hinzugefügt, die laut Pressematerial als Script Doctor zugebucht wurde, um die Geschichte zu „amerikanisieren“?

Richtig peinlich ist dann die Art und Weise, in der hier die bösen Dämonen beschworen werden. Wie ein Erstklässler Worte laut vorlesen zu müssen, und dann auch noch aus einem gruseligen Buch, in dem sogar steht, dass man das nicht soll – das ist nun wirklich aus „The Cabin in the Woods“. Nur dass es dort gewollt lächerlich war.

Szenenbild 3

Aber glücklicherweise wird „Evil Dead“ von da an zunehmend besser und bietet das, was der alte „Tanz der Teufel“ und aufgrund seiner Entstehungszeit seines Budgets schuldig blieb: ordentliche, aber weiterhin hauptsächlich handgemachte Effekte. Begonnen bei der herrlich fiesen Neuinterpretation der „Baum-Szene“, über schmerzhaft gute Verstümmelungen bis hin zu einem Ende, in dem mit Blut wahrlich nicht gespart wird. Es regnet sogar vom Himmel! Hier finden wir die klare Stärke und auch die Daseinsberechtigung des Films. Harte, brutale und ekelige Kost, bei der es sich, ganz im Sinne der Vorlage, endlich einmal wieder so richtig lohnt anzumerken, dass zarter besaitete Gemüter vielleicht doch lieber auf ihre Kinokarte verzichten sollten. Und dann ist das Ganze auch noch auf eine Art und Weise inszeniert, die man endlich mal nicht einfach so als „Trash“ abtun muss. Toll!

Ach ja: Fans der alten Filme könnten zusätzlichen Spaß daran finden, die unzähligen Anspielungen auf den ersten Teil der alten Trilogie ausfindig zu machen und dürfen sich außerdem auf ein sehr nettes Wiedersehen nach Ende des Abspanns freuen.

Szenenbild 4

Fazit:
Der ideale Horrorfilm hätte vermutlich die erste Hälfte des alten und die zweite Hälfte des neuen „Evil Dead“-Films. Doch auch wenn das Remake auf narrativer Ebene enttäuscht, ist es immer noch ein Fest für Freunde gepflegten Splatters und sich dieser kleinen, aber nicht anspruchslosen Zielgruppe voll bewusst. Was dann noch für fiese, kleine 7/10 Punkte reicht und den Film für Horrorfilmfans der härteren Gangart klar zum Pflichtprogramm macht. Groovy.

 

P.S.: Jeder, dem aufgefallen ist, dass die Anfangsbuchstaben der Vornamen der Hauptfiguren in der richtigen Reihenfolge das englische Wort „DEMON“ ergeben, hat sich in den Augen des Autors dieser Kritik aber sowas von einen Keks verdient.

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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →

  1. Ich stimme deinem Review voll zu. „Evil Dead“ ist seit langem ein Horrorstreifen der härteren Gangart, der nicht auf billiges Schlachten hinaus läuft. Das Fazit hast du gut geschrieben.