ExMachina Teaserplakat

Ex Machina

Plakat

Originaltitel: Ex Machina

Laufzeit: 108 Minuten

FSK: ab 12 Jahren

Besetzung: Alicia Vikander, Domhnall Gleeson, Oscar Isaac, Sonoya Mizuno

Regie: Alex Garland

Im Verleih von Universal Pictures.

Lief am 06.04. in der Cinestar OV-Sneak und am 17.04. sowohl in der Sneak des Cineplex als auch in der der Passage Kinos.

Seit dem 23. April in den Lichtspielhäusern.

 

Dass Caleb Smith (Domhnall Gleeson) mehr gewonnen hat als nur einen kleinen Trip ins hübsche Norwegen, das ist ihm schon klar. Denn immerhin darf der Programmierer nicht nur eine Woche in einer schmucken, da sündhaft teuren Hightech-Wohnung verbringen, er verbringt diesen sagenhaften Urlaub auch mit niemand geringerem als dem Chef seiner Firma, dem Technikmogul Nathan Bateman (Oscar Isaac), Erfinder der weltweit führenden Suchmaschine „Bluebook“! Doch wie viel mehr genau dahinter steckt, das dürfte Caleb dann doch überrascht haben, soll er doch prüfen, ob in dem süßen Robotermädchen Ava (Alicia Vikander) eine echte künstliche Intelligenz schlummert. Einen Turing-Test nennt man das, obwohl die Ausgangssituation bei so einem Verfahren eigentlich eine komplett andere sein müsste. Was Auftraggeber Nathan natürlich auch weiß. Aber Hauptsache, wir haben in einem Film mit einer künstlichen Intelligenz schon möglichst früh das Wort „Turing-Test“ fallen gelassen. Geht ja nicht ohne, wenn man sich profilieren will.

Szenenbild 1

Und des Eindrucks einer gewissen Profiliersucht kann sich Alex Garland, Autor und Regisseur von „Ex Machina“ nur schwer erwehren. Zumindest umgeht er scheinbar keine Möglichkeit, mit Angeberwissen und Alltagsphilosphie zu den Themen Künstliche Intelligenz, Transhumanismus und was ihm sonst noch alles vor die thematische Flinte lief um sich zu schmeißen. Das beginnt bei der schon erwähnten zwanghaft eingebauten Erkärung des Turing-Tests. Natürlich zitiert man dann auch noch Oppenheimers pessimistische Selbsteinschätzung nach erfolgreichem Test der Atombombe (und zwar zum Kotzen bedeutungsschwanger) und selbstverständlich bekommen wir auch noch ein schmuckes philosophisches Gedankenexperiment präsentiert – und zwar mit vollkommen gewollt wirkender Interpretation. Aber wen wundert das schon, hat das verwendete Gedankenexperiment ja eigentlich auch gar nichts mit künstlicher Intelligenz zu tun. Garland fand es vermutlich einfach nur ziemlich cool (durchaus zu Recht) und wollte es unbedingt irgendwie in seinem Film haben. Alles in allem macht der Autor/Regisseur hier wirklich eher den Eindruck, zeigen zu wollen,wie gut er darin ist, halbinteressiert Wikipedia-Artikel zu überfliegen und all das in eine pseudointellektuelle und überambitionierte Handlung zu basteln, bei der man sich dann auch hauptsächlich fragt, was für gute oder wenigstens mittelmäßige Geschichten stattdessen auf das dafür vergeudete Drehbuchpapier hätten gekritzelt werden können. Denn ernsthaft, manches davon klingt schlichtweg nur nach schlimmstem Trash. Kostprobe gefällig? Unser Über-Hipster-Geek Nathan hat seine Schöpfung natürlich auch mit voll funktionstüchtigen Genitalien und der Fähigkeit, Lust zu empfinden, erschaffen. Nicht nur also, dass er für sein künstliches Bewusstsein einen Roboterkörper inklusive künstlicher Haut konstruierte, was ihn allein schon zu einem genialen Informatiker UND zu einem grandiosen Maschinenbauer macht, er bastelt auch gleich noch eine elektrische Mumu! Andererseits, was erwartet man schon von einem, der seit Anfang der Pubertät an Programmen rumgeschraubt haben soll und mit all seinem Reichtum gemeinsam mit einem asiatischen Dienstmädchen/Sexpüppchen, das seine Sprache „aus Sicherheitsgründen“ nicht spricht, in einem sündhaft teurem Haus irgendwo in der norwegischen Pampa „arbeitet“ und sich allabendlich mit Bier und Vodka abschießt? Eben.

Nicht, das so ein künstliches Lustzentrum für den Genuss dieses Film groß von Belang wäre. Eher im Gegenteil – so lustlos, wie die ganze Geschichte erzählt wird und vor allem so egal, wie sie endet, wünscht man sich als Zuschauer ab und an eine klitzekleine Lobotomie. Allerdings wollen wir auch fair bleiben und erwähnen noch kurz, dass es zumindest in der Mitte des Films eine aberwitzig-geile Tanzeinlage geben wird. Das klare Highlight der ansonsten wahnsinnig spannungsarmen Handlung. Oh, und ganz vereinzelt finden sich ein paar hübsche Spitzen gegen den Missbrauch von Nutzerdaten. Die waren auch ziemlich nett.

Szenenbild 2

Wirklich tragisch an der miesen Story ist aber vor allem, dass der Rest des Films eigentlich richtig gut ist. Die Optik und die Kameraführung sind spitzenmäßig, mit ruhig geführten Einstellungen von wundervoll kühl-modernen Interieurs. Einzig die CGI-Sequenzen, genauer gesagt die Animationen von Avas Körper, sind dann doch etwas zu preisgünstig. Und die ganzen Stimmungsshots der norwegischen Landschaft, die Garland immer wieder besonders bedeutungsschwanger einstreut, sind echt Geschmackssache, aber immerhin werden sie wie der Rest des Films auch von einem stimmungsvollem Elektro-Score untermalt. Das ist wenigstens passend ruhig.

Auch die Darsteller sind allesamt theoretisch super, aber praktisch die ganze Zeit entweder damit beschäftigt, aus ihren farblosen Figuren irgend etwas herauszuholen, mit dem sie ernsthaft arbeiten können (wie es Domhnall Gleeson und Alicia Vikander tapfer durchziehen) oder gar verzweifelt gegen eine vollkommen unschlüssig als irgendwie egomanes Arschloch angelegte Rolle anzukämpfen (armer, armer Oscar Isaac – vermutlich war nicht mal die Bezahlung gut).

Das Problem ist also, dass es durchaus Gründe gibt, dem Film eine Chance zu geben. Nur wer sollte das tun? Leute, die sich sowieso nicht für die Handlung eines Filmes, sondern nur für die Optik interessieren vielleicht. Vielleicht kann es auch helfen, wenn man sich hauptsächlich für die Themen des Films interessiert. Doch, das könnte ein lohnender Ansatz sein, immerhin ist die Handlung hier ja wirklich nur ein Vehikel zum Transport von Ideen und Gedanken zur Zukunftstechnologie. Das hatten wir im letzten Jahr ja schonmal, „Transcendence“ hieß der Film damals und versetzte den Autoren dieser Zeilen in helle Begeisterung. Und da war die Handlung – Hand aufs Herz – kaum weniger mies. Nur waren die Inhalte dort tatsächlich interessanter und wurden auch nicht so gewollt intellektuell präsentiert. Positiv gemünzt wäre „Ex Machina“ damit sehr einsteigerfreundlich. Bedeutet natürlich auch, dass man, wenn man schon ein Basiswissen zum Thema „Künstliche Intelligenz“ hat und sich nun neue Einblicke erhofft, eher Gefahr läuft, den Kinosaal rundherum frustriert  zu verlassen. Neulinge in der Thematik hingegen könnten noch begeistert werden, sollten sich innerlich aber auf jeden Fall für die arg ruhig erzählte und derbe dialoglastige (wurde in dieser Kritik eigentlich schon erwähnt, wie furchtbar bedeutungsschwanger stellenweise die Dialoge sind?) Handlung wappnen.

Szenenbild 3
Fazit:
So interessant hätte er werden können. Stattdessen wurde aus „Ex Machina“ (Sehr löblich von Herrn Garland war es übrigens, uns Zuschauern nicht auch noch den Titelbezug vorkauen zu wollen. Um hier nochmal kurz was Positives über den Film loszuwerden.) ein eher hässlicher Hybrid, der zu erklärwütig und hausbacken für ein anspruchsvolleres Publikum ist, aber zu artsy daherkommt und zu ruhig erzählt, um ein Mainstream-Publikum nachhaltig faszinieren zu können. Immerhin rettet ihn seine neckische Optik sicher in den Durchschnitt. Außerdem verspürt der Verfasser dieser Zeilen eine gewisse Grundsympathie gegenüber ruhig erzählten Filmen über künstliche Intelligenz, lässt deshalb heute mal fünfe gerade sein und vergibt ganze 6/10 Punkte.

 

P.S.: Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass Garland sich einen hübschen Grund zurechtgeschreibselt hatte, ein gutes halbes Dutzend splitterfasernackter junger Damen auf die Leinwand zu kriegen. Kann ja sein, dass das für den einen oder anderen (respektive die eine oder andere – wir wollen hier keine Sexismusvorwürfe bearbeiten müssen) einen die Entscheidung begünstigenden Faktor darstellt.

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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →