Hänsel Und Gretel Hauptplakat

Hänsel und Gretel: Hexenjäger (Sneak vom 18.02.2013 im Cinestar)

Plakat

Originaltitel: Hansel & Gretel: Witch Hunters

Laufzeit: ca. 85 Minuten

FSK: ab 16 Jahren

Darsteller: Jeremy Renner, Gemma Arterton, Famke Janssen, Peter Stormare, Thomas Mann, Pihla Viitala

Regie: Tommy Wirkola

Ab dem 28. Februar in den Lichtspielhäusern.

 

Man kennt sie ja, die Sache mit dem dunklen Wald, dem Häuschen, ganz aus Brot gebaut und mit Kuchen gedeckt, sowie die Tötung einer alten Frau in Notwehr. Doch nun wird uns erzählt, wie es weiterging mit Hänsel (Jeremy Renner) und Gretel (Gemma Arterton). Hexen jagen sie nämlich. Wenig überraschend. Hauptberuflich. Was schon etwas mehr überrascht. Und der nächste Stop unseres freiberuflichen Söldnerpaares ist Augsburg. Denn hier sind eine nicht geringe Menge an Kindern verschwunden. Was daran liegt, dass Oberhexe Muriel (Famke Janssen) zum nächsten Blutmond, einer arg seltenen Konstellation, die aber, wie es nun mal so ist, schon innerhalb der nächsten drei Tage eintreffen wird, ein Ritual durchführen will, dass sämtliche Hexen unverwundbar für Feuer machen soll. Und das damit auch den Normalsterblichen ihre beste Waffe gegen die unkeusche Brut nehmen würde. Gut, zumindest bis den Herren und Damen auffallen würde, dass Enthauptungen bei gleicher Effektivität sowieso viel effizienter und ressourcenschonender wären. Aber egal, Nachhaltigkeit war im Jahre 1812 eh noch kein großes Thema. Für das Ritual jedenfalls benötigt Muriel selbstverständlich ein gut Dutzend Kinder sowie eine Gretel. Warum? Nun, das liegt in der Vergangenheit von Brüderchen und Schwesterchen zurück…

Szenenbild 1

Eigentlich ist die Handlung egal. Glücklicherweise, denn sie ist dämlich, vorhersehbar und wartet mit altbekannten Wendungen und ach-so-kreativen Ideen wie einer Diabetes-Erkrankung von Hänsel oder angesagt steampunkigen und komplett unmöglichen Gadgets wie einer Armbrust mit Schnellfeuerfunktion auf. Entsprechend flach ist die Figurenzeichnung, was aber immerhin eine klare Entlastung für die Darsteller ist. So müssen beispielsweise Arterton und Renner auch kaum mehr leisten als Einzeiler zu spucken und cool mit der Waffe auf der Schulter zu posen. Gut, Ms. Arterton darf noch ab und an mit zufälligem Vorbeugen ihren Vorbau präsentieren und mittels auffällig häufiger Stürze darauf hinweisen, wie gut ihr so eine enge Lederhose steht. Aber jenseits der weniger gesellschaftsfähigen Genres läuft so etwas ja eigentlich nicht als Schauspiel.

Gern hätte der Autor dieser Zeilen an dieser Stelle ausgiebigst die Performanz von Famke Janssen als Oberhexe Muriel gelobt, denn die hat sichtlich viel Spaß an ihrer fiesen Rolle und ist dabei so herrlich scharf, dass sie das klare Highlight des Filmes darstellen könnte. Wäre ihr Gesicht nicht so gut wie die ganze Zeit über von einer grässlich öde gestalteten und auch noch mies computeranimierten Maske überzogen. Klar, sonst würde der Zuschauer ja nicht erkennen, wer hier die böse Hexe ist. Ekelhaft.

Szenenbild 2

Und das bringt uns dann auch gleich zum größten Problem des Filmchens: Seine Effekte sind schlicht und ergreifend Ramschware. Tausendmal schon gesehen, gerade so noch überzeugend, aber eigentlich nur egal. Der Umstand, dass diese Effekte im heimischen Babelsberg produziert wurden, verlockt zu Früher-war-mehr-Lametta-Bekundungen oder gar zu Unkenrufen darüber, dass dieses Machwerk auch noch Gelder der deutschen Filmförderung abgreifen konnte, doch sparen wir uns beides lieber. Und meckern stattdessen über die Kameraarbeit. Denn die ist noch mieser als die Effekte, und gerade im Endkampf bei Sonnenaufgang bekommt man fast ein Lehrstück dafür präsentiert, wie man Licht eben nicht einfangen sollte. Folgerichtig sieht das dann auch so billig aus, als wäre „Hänsel und Gretel: Hexenjäger“ tatsächlich der rasch auf den Markt geschmissene Direct-to-DVD-Mockbuster, nachdem sich sein Titel anhört.

Gut, für die Haben-Seite des Filmes sei erwähnt, dass ein paar der Kämpfe durchaus launig sind und die meisten der Einzeiler auch hübsch zünden – Doch warum nur, werte Lokalisation, konntest du „Don’t eat the f*&@ing candy.“ nicht einfach mit übersetzen? Der Satz ist auf englisch vielleicht etwas hübscher und hipper, doch er wirkt in der deutsch Sprachfassung wie ein hässlicher, wuchernder Tumor. Es gibt jede Menge Spaß für Splatterfans, komplett mit zerplatzenden Nebendarstellern, zertretenen Gesetzesvertretern, zerstückelten Hexen und vielen, vielen Kopfschüssen. Blöd halt nur, dass all diese Metzelszenen von irgend einer Geschichte zusammengehalten werden müssen.

Szenenbild 3

Fazit:
Also ja, „Hänsel und Gretel“ macht durchaus Spaß, wenn man auf spritzige Metzeleien steht und bei der Optik eines Filmes gerne mal beide Augen zudrückt. Aber wir bewegen uns hier auf dem gleichen Level wie dereinst „Abraham Lincoln: Vampirjäger“. Nur dass der bessere Effekte hatte. Aber was soll’s. Für einen unterhaltsamen DVD-Abend in feucht-fröhlicher Runde sollte es ausreichen. Und wenn der Fernseher nicht zu groß ist, fallen vielleicht nicht mal die mies gemachten Effekte auf. 5/10 Punkte.

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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →