Haywire

Haywire (OV-Sneak vom 05.03.2012)

Deutsches Plakat für 'Haywire'

Deutscher Titel: Haywire

Laufzeit: 93 Minuten

FSK: ab 16 Jahren

Hauptdarsteller: Gina Carano, Ewan McGregor, Michael Fassbender, Channing Tatum

Regie: Steven Soderbergh

Ab dem 08. März in den Lichtspielhäusern.

 

Mallory Kane (Gina Carano), ihres Zeichens kampferprobte Ex-Marine-Amazone, verdingt sich ihren Lebensunterhalt als Söldnerin für ihren ehemaligen Liebhaber Kenneth (Ewan McGregor). Dabei muss sie aber immerhin nicht die üblichen, brutalen Kriegsspiele betreiben, mit denen sich normale Söldner abgeben müssen, denn Kenneths Unternehmen ist spezialisiert auf den coolen Geheimdienst-Kram, den die „echten“, soll heißen staatlichen Geheimdienste selber nicht mehr erledigen wollen (wohl aus Gründen der Legalität – vielleicht haben sie aber auch einfach Besseres zu tun). Das läuft so ganz prima – zumindest bis ein Auftrag irgendwie komplett schief läuft, Mallories Partner Paul (Michael Fassbender) versucht, sie umzubringen und auch ansonsten plötzlich jeder auf der Welt nach ihrem Leben zu trachten scheint. Zum Glück ist unsere Herion im Zweifelsfall tough genug, sich einmal um die ganze Welt  zu kloppen.

Szenenbild 1

Steven Soderbergh wäre so ein toller Produzent, warum nur muss er aber auch unbedingt Regie führen wollen? Ich meine, es ist ja super, wenn man für sein Filmprojekt großartige Schauspieler wie Ewan McGregor, Michael Fassbender sowie (für kleinere Rollen) große Namen wie Michael Douglas oder Antonio Banderas ins Boot bekommt – doch was bringt einem das, wenn man im Film selbst nichts daraus macht? Ja, McGregor und Fassbender spielen wie immer überzeugend, doch ihre Charaktere haben leider nur sehr viel Leinwandpräsenz und vor allem so gut wie keine Tiefe. Da kann man kaum noch etwas rausholen, und auch wenn gerade McGregor zumindest ein bis zwei Szenen richtiggehend retten konnte, geht Fassbender fast vollkommen unter und bleibt irgendwie blass. Von den Rollen, die Douglas und Banderas ausfüllen durften, möchte ich eigentlich gar nicht erst sprechen, denn das dürfte für beide überhaupt keine Herausforderung gewesen sein (allerdings hatte der Charakter von Banderas einen großartigen Herrenausstatter – welch ein herrlich verknitterter Trenchcoat!).

Doch Figurenzeichnung hin oder her, mein eigentliches Problem liegt in der Hauptdarstellerin. Gina Carano ist nämlich deutlich spürbar Mixed-Martial-Arts-Kämpferin und keine Schauspielerin. Das könnte jetzt die Vermutung wecken, dass man für die ständig gleich gezogene Schnute ein paar hübsche Kampfsequenzen als Ausgleich bekommt. Doch (Überraschung!) auch gute Action braucht einen guten Regisseur. Die Kampfszenen in „Haywire“ sind dementsprechend leider fast durchgängig uninspiriert, lieblos und – schlimmer noch – zu großen Teilen unfreiwillig komisch. Für diesen Standardkram hätte man dann auch eine wenigstens durchschnittliche Schauspielerin anheuern können.

Auch ansonsten protzt „Haywire“ nicht wirklich mit Kreativität. Die Handlung selbst ist die tausendfach gesehene Rachestory, gewürzt mit ein paar Spionagethriller-Elementen und zumindest zu Beginn auch mit einer relativ niedlichen Rahmenhandlung. Des Weiteren ist der Film auf ähnlich pseudogekünstelte Art inszeniert wie erst kürzlich „Drive“ (hauptsächlich erkennbar durch bunten Lichteinfall und unangenehm lange Pausen zwischen den Dialogen), was nun nicht nur lächerlich, sondern auch noch furchtbar ideenlos wirkt.

Szenenbild 2

Letztlich entpuppt sich der Titel „Haywire“ als erfrischend vielsagend: Das vorliegende Stück Film ist tatsächlich eher baufällig. Ein anderer Regisseur als Soderbergh hätte vielleicht noch ein ganz schmuckes Stück Unterhaltungskino zimmern können, mit weniger bekannten Schauspielern, dafür aber vielleicht Actionszenen, die das Nichtschauspiel von Frau Carano begründet hätten. So aber haben wir einen öden, komplett durchschnittlichen Film mit Schauspielern, die meinem Gefühl nach in diesem Projekt eigentlich nur ihre Zeit verschwendet haben. Gut, außer vielleicht Frau Carano, die durfte ja mal was komplett Neues machen. Und das gönne ich ihr auch von ganzem Herzen. Der resultierende Film hat sich trotzdem nicht mehr als 4/10 Punkte verdient.

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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →