Hauptplakat Oldboy

Oldboy (OV-Sneak vom 02.12.2013 im Cinestar)

Plakat

Originaltitel: Oldboy

Laufzeit: 104 Minuten

FSK: ab 16 Jahren

Darsteller: Josh Brolin, Elizabeth Olsen, Sharlto Copley, Samuel L. Jackson

Regie: Spike Lee

Ab dem 05. Dezember in den Lichtspielhäusern.

 

Der Werbemanager Joe Doucett (Josh Brolin) wird eines nachts entführt und 20 Jahre lang von einem Unbekannten gefangen gehalten. Als er plötzlich freigelassen wird, will Joe den Grund für die lange Gefangenschaft herausfinden und sich rächen. Bei seiner Suche trifft er auf die junge Sozialarbeiterin Marie (Elizabeth Olsen). Diese hilft ihm fortan bei der Suche und gemeinsam werden sie auf einen rätselhaften Mann (Sharlto Copley) aufmerksam, der vermeintlich den Schlüssel zur Auflösung in den Händen hält.

Szenenbild 1

Derzeit erfreuen sich Remakes wieder großer Beliebtheit. „Carrie“, „Oldboy“ und „Der Lieferheld“, das sind allein die Remakes mehr oder weniger alter Filme, die diese Woche in den deutschen Kinos starten. Prinzipiell ist ein Remake sicher auch nichts schlechtes. Manch ein Film wurde von einer anderen Generation gedreht und bedarf einer Anpassung an die aktuelle Zeit vor allem hinsichtlich von Werten, Geschehnissen oder auch einfach die technischen Mittel, die vor Jahren noch nicht verfügbar waren. Ein gutes Beispiel heirfür ist Carrie, dessen letzte Verfilmung 40 Jahre zurückliegt, in denen sich viel getan hat.

Die Frage ist: Wie weit darf sich ein Remake von dem Original entfernen? Oder muss es das gerade? Neue Ideen und Interpretationen eines Stoffes tun einem Remake gut, lassen es frischer und moderner wirken.

In Hinblick auf Oldboy war eine Neuverfilmung sicherlich nicht abwägig. Zwar ist der Film erst gut 10 Jahre alt, als Nicht-Südkoreaner hielt man jedoch manche landestypische Bräuche und Gewohnheiten (ich denke dabei an Oh Dae-Su, wie er einen lebenden Tintenfisch isst) für ungewöhnlich oder hat die politische Entwicklung, die im Original als Fernsehnachrichten dazu verwendet wurden, anzuzeigen, in welchem Jahr wir uns befinden, eher schwer verstanden. Dies war im Remake nun deutlich verständlicher über westliche Politik und Ereignisse gelöst, sodass es einem möglich war, die Gesichter und Ereignisse in die jeweile Zeit einzuordnen.

Szenenbild 2

So weit, so gut. Was hat Spike Lee nun aber aus diesem Potential gemacht?

Das Elementarste, was mir gefehlt hat, war die Rache. „Oldboy“(2003), der den zweiten Teil der „Rachetrilogie“ darstellt, lebt geradezu von Oh Dae-Sus Streben nach Rache. Sucht Joe im Remake nun anfänglich nach seiner Freilassung noch nach Rache an seinem Peiniger, schwingt dieses schnell über in das Verlangen, seine Tochter zu retten und die Rache wird nicht mehr thematisiert.

Zudem zog sich der Film mit seiner doch eher kurzen Spielzeit von 104 Minuten recht lange hin. Bis zu seiner Freilassung aus dem Gefängnis vergeht gefühlt eine Ewigkeit (es waren, wenn ich mich richtig erinnere, 40 Minuten), die restlichen Ereignisse vergehen dann aber im Zeitraffer und man wird von einer Szene in die nächste geworfen. Größtes Opfer dieser Eile im Erzählfluss ist die legendäre Hammerszene, in der Joe gegen eine Großzahl von Gangstern, nur mit einem Hammer bewaffnet, kämpft. Wie schon im 2003er „Oldboy“ besteht die Szene aus nur einer einzigen Kamerafahrt, jedoch wirkt diese eher trist und langweilig.

Und ausgerechnet in dieser Szene wurde mit dem Kunstblut gegeizt, was man vom restlichen Film nicht gerade behaupten kann. Die Brutalität wird von der Kamera jedes Mal in Großaufnahme eingefangen. Da hätte ich mir an manchen Stellen doch die zurückhaltendere Brutalität des Originals gewünscht, bei der die Kamera nicht draufgehalten wurde, wenn Zähne gezogen wurden, sich aber jeder Zuschauer im Kopf ausmalen konnte, was passiert. Aber so ist Amerika halt: Die Kamera immer schön draufhalten.

Szenenbild 3

Lobend hervorheben möchte ich jedoch Josh Brolin in seiner Rolle als Joe Doucett. Gerade in den anfänglichen Gefängnisszenen kann man als Zuschauer sein Leid über die Verluste spüren, jedoch lässt dieses Gefühl im Laufe des Filmes nach, und beim „tragischen“ Finale fällt es mir dann doch schwerer, Mitleid zu empfinden. Aber gerade das Finale war es, bei dem im Original das Leid so fast schon unerträglich wurde, weil immer wieder einer draufgesetzt wurde. Dies möchte ich jedoch nicht auf Josh Brolins Leistung zurückfüheren, sondern schlicht und ergreifend auf das Drehbuch.

Was den restlichen Cast betrifft, lohnt sich eine Erwähnung eher weniger. Alle spielen mittelmäßig, was schade für Samuel L. Jackson ist, der aus seiner Rolle als Gefängnisleiter sicher mehr hätte machen können.

Szenenbild 4

Fazit:
O ldboy ist sicher keine Meisterleistung von Spike Lee, als schlecht würde ich ihn auch nicht bezeichnen, aber er kann dem Original nicht gerecht werden. Eine kurzweilige Unterhaltung für zwischendurch, auch wenn ich jedem großen Fan des Originals eher abraten würde. 5/10 Punkten.

Kleiner Hinweis: Wer den Film im Umfeld von Leipzig sehen will, muss sich entweder zum UCI im Nova Eventis oder nach Halle ins Cinemaxx begeben.

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