Ruby Sparks Hauptplakat

Ruby Sparks – Meine fabelhafte Freundin (Sneak vom 02.11.2012 im Cineplex)

Plakat

Originaltitel: Ruby Sparks

Laufzeit: 100 Minuten

FSK: ab 6 Jahren

Darsteller: Paul Dano, Zoe Kazan, Antonio Banderas, Annette Bening, Steve Coogan, Elliot Gould, Chris Messina

Regie: Jonathan Dayton, Valerie Faris

Ab dem 29. November in den Lichtspielhäusern.

 

 

Ein Genie soll er sein, dieser Calvin Weir-Fields (Paul Dano), ein Ausnahmeschriftsteller. Doch sein großes, alles revolutionierende Werk ist seit nun schon zehn Jahre vergangen und bis auf ein paar Kurzgeschichtlein und ein kleines Novellchen kam danach einfach nichts mehr. Stattdessen befindet sich unser Held in einer waschechten Schaffenskrise. Doch wozu hat man denn einen Therapeuten: Eine kleine Hausaufgabe lässt Calvins Fantasie wieder knospen und er erschafft sich Ruby Sparks (Zoe Kazan), seine persönliche Traumfrau. Und während er sich noch dabei ertappt, über sie zu schreiben, nur um ihr nahe sein zu können, steht besagte Dame plötzlich in seiner Küche und macht Rührei. Einbildung? Fehlanzeige. Ruby ist real. Calvins Traum wurde wahr. Und noch besser: Was auch immer er Ruby hinzudichtet, es wird ebenfalls ohne jegliche Verzögerung wahr. Was unseren Calvin natürlich nicht interessiert, denn schließlich ist seine Traumfrau ja schon perfekt. Doch, wie es nun mal so ist, mit der Zeit häufen sich die Problemchen, und die Versuchung zur halbgöttlichen Intervention nimmt zu…

Szenenbild 1

Ein Film über die Verantwortung eines Autors gegenüber seinen Figuren. Das hatten wir schon mal, damals unter dem Titel „Schräger als Fiktion“, mit Will Ferrell (historische Notiz: in seiner einzigen guten Rolle) und der wie immer unvergleichlichen Emma Thompson. „Ruby Sparks“ nun steht klar in der Tradition dieses Filmes, ist nur ein klein wenig märchenhaft-entrückter. Man kommt sich ein wenig so vor, als würde man in eine moderne, aber etwas verträumte Fabel hineingezogen (deshalb danke für den wenig subtilen Titelzusatz, liebe deutsche Lokalisation!).

Dabei gibt es angenehm viele Lesarten für die vorliegende Geschichte. Man kann darin z.B. eine Parabel über Macht, ihre Verlockungen und ihre Folgen sehen, oder aber, und diese Variante gefällt dem Autor dieser Zeilen am meisten, eine Darlegung des kreativen Schreibprozesses. Und vor allem die Probleme damit, denn als unser Held schließlich Änderungen in seinen so fein ausgearbeiteten Charakter einfügt, bringt er Ruby damit komplett aus dem Gleichgewicht, und die Arme darf von der dauerklammernden Superklette zur stets überdrehten Ulknudel springen. Und noch viel mehr.

Szenenbild 2

Was dem Zuschauer heftigste Lachkrämpfe bescheren dürfte, denn das Spiel von Zoe Kazan ist an diesen Stellen schlichtweg unschlagbar. Gut, die Dame ist im Heimvorteil, denn sie ist gleichzeitig Autorin des Skripts, konnte sich „ihre“ Ruby also auf den Leib schreiben – und den Partner ihrer Rolle gleich noch mit ihrem echten Lebensgefährten besetzen. Das verdoppelt den Heimvorteil fast noch, denn glücklicherweise ist Mr. Dano ein ebenso talentierter Mime, bei dem genauso kein Auge trocken bleiben wird – und natürlich ist die Chemie zwischen den beiden filmischen Turteltäubchen unschlagbar klasse. Doch kaum legt sich die Begeisterung über die beiden Hauptdarsteller wieder, so dürfte einem auffallen, dass auch der Rest des Casts schlicht hervorragende Leistungen abliefert. Wie schön es doch ist, endlich mal wieder Pointen erleben zu dürfen, die all ihren Witz aus dem Schauspiel der Darsteller ziehen können!

Und dann noch diese wundervoll-leichte Inszenierung, die uns das Regie-Duo Jonathan Dayton und Valerie Faris (vielleicht erinnert sich ja noch wer an „Little Miss Sunshine“) da liefern konnten. Grundoptimistisch, herrlich lebendig, ein wenig andächtig und an exakt der richtigen Stelle doch etwas klamm und beängstigend. Eine großartige Regiearbeit. Abgeschmeckt ist das Ganze mit einem großartigen Soundtrack und wundervoll eingefangenen Bildern.

Szenenbild 3

Fazit:
„Ruby Sparks – Meine fabelhafte Freundin“ hat Wagenladungen an Charme, Verve und Esprit zu bieten und lädt dann auch noch ein wenig zum Nachdenken an. Herz, was willst du mehr? Der Autor dieser Zeilen vergibt bestgelaunte und leicht verliebte 8/10 Punkte und spricht eine uneingeschränkte Empfehlung für dieses großartige Kleinod aus. Ja, werter Leser, das heißt mit anderen Worten: Ansehen! Jetzt! Nein! Moment! Ab Donnerstag! Dann aber!

 

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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →