Spring Breakers Hauptplakat

Spring Breakers (Sneak vom 08.03.2013 im Cineplex)

Plakat

Originaltitel: Spring Breakers

Laufzeit: 93 Minuten

FSK: ab 16 Jahren

Darsteller: James Franco, Selena Gomez, Vanessa Hudgens, Ashley Benson, Rachel Korine

Regie: Harmony Korine

Seit dem 21. März in den Lichtspielhäusern.

 

Spring Break in Florida. Die Party, die ewig zu dauern scheint. Ganze Strände gefüllt mit orgiastischer Feierwut. Titten und Ärsche, soviel man nur ertragen kann (und, je nach Geschmack, eventuell sogar darüber hinaus). Dazu natürlich Sex, Drogen und Mucke nach Gusto. In solch ein verheißungsvolles Sodom wünschen sich auch die Kleinstadtschönheiten Brit (Ashley Benson), Candy (Vanessa Hudgens), Cotty (Rachel Korine) und Faith (Selena Gomez). Wenn doch nur die Kasse stimmen würde. Doch was soll’s, man ist ja nur einmal jung, also schnell ein Herz gefasst, ein Auto geklaut, ein Diner überfallen, und dann nichts wie ab ins Gelobte Land!

Dort haben unsere Mädels dann tatsächlich auch all den Spaß, den sie sich wünschten, und noch viel mehr: Denn schon bald treffen sie auf Alien (James Franco). Rapper und Drogendealer. Mit anderen Worten: Ein Tunichtgut. Aber ein charismatischer, auf abstoßende Weise attraktiver Tunichtgut. Einer von den Typen, vor denen einen die Eltern immer gewarnt haben. Natürlich verfallen unsere Heroinnen seinem Charme. Und begleiten ihn in eine Welt voll Luxus und Gewalt. Dass aber ein Leben auf der schiefen Bahn nicht rosig enden kann, das dürfte klar sein…

Szenenbild 1

Der erste Blick ist geworfen, das Urteil ist gefällt: Ein Partyvideo, ein überlanger Musikclip, der handlungsfrei die tiefsten Triebe anspricht und den Zuschauer nett berieselt, aber mitnichten irgendwie beeindruckt zurücklässt. Trivialstes Popcornkino, bestenfalls Wichsvorlage für die ganz Verzweifelten (Natürlich erst, wenn die DVD raus ist, ihr Ferkel!), zu mehr taugt das kaum.

Und es ist ja auch was dran. Ja, es gibt Unmengen an wackelnden Hintern und wobenden Brüsten zu begutachten, und ja, die Story passt auf den berühmten Bierdeckel. Außerdem müssen sich die Hauptdarstellerinnen nun wirklich nicht für ihre Rollen verausgaben, und gerade Selena Gomez nervt auch so richtig fies als Abziehbild einer bibeltreuen Musterchristin. Doch was erwartet man auch, wenn eine solche Figur den pseudobedeutsamen Namen „Faith“ bekommt? Okay, James Franco ist da schon weitaus besser dran und liefert uns einen großartigen Charakter zwischen Ekel und Charisma, der tatsächlich zu faszinieren weiß.

Szenenbild 2

Doch das wahre Faszinosum hinter „Spring Breakers“ findet sich in der Optik. Diese oftmals unerwartet leeren Szenerien, dieses gerne mal unwirkliche Licht, dieser ganze Kosmos an Neonfarben. Dazu eine stets zur Stimmung passende Musikauswahl. Das entwickelt einen Sog, dem man sich nur schwer erwehren kann, sobald man sich erst einmal darauf eingelassen hat. Regisseur Harmony Korine gelingt hier unerwarteterweise ein durchaus ernst zu nehmendes Stück cineastischer Poesie. Das macht den Film jetzt nicht gleich zu einem großen Kunstwerk, doch Freunde gepflegter Arthouse-Kost sollten sich vielleicht doch mal einen genaueren Eindruck davon machen. Es könnte sich lohnen.

Szenenbild 3

Fazit:
Vielleicht ist „Spring Breakers“ ja auch wirklich nur ein langgezogener Musikclip ohne Handlung und Sinn. Doch auf keinen Fall ist er anspruchslos oder ohne Belang. Ob also mit oder ohne eingeschaltetem Denkapparat, einen Blick wert sollte dieser kleine, skurrile Alptraum in Neon schon sein. 7/10 Punkte.

P.S.: Sollte dir, lieber Leser, eine gewisse Namensähnlichkeit zwischen dem Regisseur und einer der Hauptdarstellerinnen aufgefallen sein, so sei deinem Spürsinn Gratulation ausgesprochen. Denn ja, Rachel Korine ist die Ehefrau von Harmony. Und damit stilecht nur deshalb gecastet worden, weil sie mit dem Chef schläft.

P.P.S.: Und wo wir gerade davon sprechen – Findet eigentlich sonst noch jemand, dass der Name „Harmony Korine“ eher zu einer Stripperin den zu einem Regisseur passen würde?

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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →