Starbuck Hauptplakat

Starbuck (Sneak vom 16.07.2012)

Plakat

Originaltitel: Starbuck

Laufzeit: 103 Minuten

FSK: ab 12 Jahren

Hauptdarsteller: Patrick Huard, Julie LeBreton, Antoine Bertrand

Regie: Ken Scott

Ab dem 16. August in den Lichtspielhäusern.


Der Fleischereifachangestellte David Wozniak lebt trotz seiner 42 Jahre eher in den Tag hinein, als dass er sich Gendanken um die Zukunft macht. Das ändert sich, als er von seiner Freundin Valérie (Julie LeBreton) erfährt, dass er demnächst Vater wird. Und wo er sich schon einmal damit abfinden muss, bald ein Kind großzuziehen (wenn ihn die Mutter denn lässt, denn aktuell kriselt es arg in der Beziehung zu Valérie), kommt passend auch gleich eine weitere freudige Nachricht an: Dank einer ausgiebigen Tätigkeit als Samenspender, damals unter dem Pseudonym „Starbuck“,  ist David der Vater von 533 Retortenkindern. 142 davon streben nun eine Sammelklage an, um die Identität ihres Vaters zu erfahren. Und während Davids bester Freund und Anwalt (Antoine Bertrand) schon den Prozess des Jahrzents wittert, beginnt unser vielfacher Neuvater, sich näher für seine Abkömmlinge zu interessieren.

Szenenbild 1

Zu Beginn bieten wir diesmal einen Happen Trivialwissen: Davids titelgebendes Pseudonym spielt auf den kanadischen Superzuchtbullen Hanoverhill Starbuck (1979-1998) an, dessen Elten die herrlich prosaischen Namen A Anacres Astronaut Ivanhoe (Mutter) und Round Oak Rag Apple Elevation (Vater) trugen und der weltweit 200.000 Töchter sein Eigen nennen durfte, von denen nicht wenige zur Elite der Milchkuhzunft gezählt werden können. Wem das nicht eindrucksvoll genug ist: Im Jahr 1999 gingen sage und schreibe 85,0% aller kanadischen und 65,8% aller deutschen Rinder von Starbucks Rasse direkt auf ihn zurück, wie man hier in einer schmucken Studie von Van Doormaal und Kollegen (2005) nachlesen kann.

Dagen erscheint die Information, dass es tatsächlich einmal einen Samenspender mit über 600 Kindern gab, fast unwürdig einer Erwähnung. Aber nur fast, und deshalb gibt auch dazu einen weiterführenden Link, nämlich diesen.

Szenenbild 2

Doch verlassen wir nun wieder das Feld der realen Kuriositäten und widmen uns endlich dem Film – der hat diese Aufmerksamkeit nämlich redlich verdient. Denn entgegen der hauptsächlich vom Trailer geschürten Befürchtungen des Verfassers dieser Zeilen entpuppt sich „Starbuck “ als ein niveauvolles, schönes und tatsächlich auch herrlich humanistisches Stück Unterhaltung. Das verdanken wir hauptsächlich den Darstellern, die noch in der kleinsten Nebenrolle größtes Schauspiel abliefern können: Denn spätestens, wenn Patrick Martin seiner Rolle des Jungschauspielers Étienne binnen einer halben Sekunde sowohl ununterdrückbare Freude als auch zu hohen Stolz, um diese zu zeigen, über das Gesicht laufen lässt, merkt man, dass man hier mehr geboten bekommt als in der zehntausendsten Hollywood-Lachnummer. Und gerade die Hauptfiguren profitieren von ihren tollen Darstellern, denn endlich hat man mal nicht das Gefühl, nur die zehntausendste Schablone eine Figur vor sich zu haben. Vor allem unser Held David ist dabei nochmals hervorzuheben, da er wenigstens ein Mindestmaß an Tiefe hinzubekommt und nicht nur die übliche und totgezeigte Abart des Klischees vom sympathischen Loser ist.

Dazu ein angenehmer Humor mit lobensert hohem Niveau und einer leichten, schön erzählten Handlung, die das Rad natürlich nicht neu erfindet, aber auch nicht übermäßig konstruiert wirkt. Ebenfalls eine positive Erwähnung wert ist die Nebenhandlung um Rafael, einem körperlich und geistig Behinderten, der nicht nur toll dargestellt wird, sondern im gesamten Film auch eine angenehm unprätentiöse Behandlung erfährt.

Szenenbild 3

Fazit:
Man merkt, dass „Starbuck“ keine amerikanische Produktion ist: Statt eines peinlichen und maistreamigen Lachstückes erwartet den Zuschauer eine niveauvolle Komödie mit großartigen Schauspielern in sämtlichen Rollen und dem Herz am rechten Fleck. Zeit also für ein kleines Lob für das Land im Norden Nordamerikas – in Form von immer noch leicht begeisterten 8/10 Punkten.

 

P.S.: Übrigens riecht Hollywood schon wieder das Geld hinter diesem Film und plant für 2013 – Überraschung! – ein Remake. Mit Vince Vaughn. Manchmal möchte man sich einfach nur den ganzen Tag dem Erbrechen hingeben.

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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →