Lachsfischen Im Jemen Hauptplakat

Lachsfischen im Jemen

Plakat

Originaltitel: Salmon Fishing in the Yemen

Laufzeit: 108 Minuten

FSK: ab 6 Jahren

Hauptdarsteller: Ewan McGregor, Emily Blunt, Kristin Scott Thomas

Regie: Lasse Hallström

Seit dem 17. Mai in den Lichtspielhäusern.

 

Um dem Vorwurf des stetig lauter werdenden Luxusgebrülls in unserer Gesellschaft eine neue Dimension zu verleihen, bedauert es Scheich Muhammad ibn Zaidi bani Tihama (Amr Waked) zutiefst, dass in seiner jemenitischen Heimat keine Lachse gefischt werden können. Doch nach Abschluss eines millionenschweren Dammprojektes in eben jenem Jemen beschließt er, die nächste Abermillion für die Ansiedlung von 10.000 nordeuropäischen Lachsen auszugeben, um seinem Lieblingssport auch in der wüsten Ödnis der arabischen Halbinsel frönen zu können. Also lässt er seine Angestellte, die junge Harriet Chetwood-Talbot (Emily Blunt), Kontakt mit einem gewissen Dr. Alfred Jones (Ewan McGregor) aufnemen. Dr. Jones arbeitet im britischen Umweltministerium und ist der Experte für lachsbezogene Angelegeheiten, kommt aber erst wieder aus dem Lachen heraus, als er merkt, wieviel Geld tatsächlich hinter diesem kleinen Projekt steckt. Und so nimmt der Umsiedelungsplan langsam richtig Gestalt an. Und Alfred und Harriet kommen sich langsam richtig näher, denn schließlich kriselt es in des einen Ehe, während der Freund der anderen, ein britischer Soldat (Tom Milson), seit einiger Zeit als im Einsatz verschollen gilt.
Auftritt Patricia Maxwell (Kristin Scott Thomas). Die ist die Pressesprecherin des etwas zu umtriebigen britischen Premierministers und giert derzeit nach einer adäquaten Ablenkung vom letzten Skandal ihres Chefs. Da kommt diese zur Abwechslung mal positive Nachricht aus dem nahen Osten richtig gelegen (ganz zu schweigen von all den potentiell wählenden britischen Anglerfreunden). Und Mrs. Maxwell ist nicht die einzige, für die dieses Angel-Spektakel plötzlich eine politische Dimension bekommt.

Szenenbild 1

Allein schon der Titel dieses kleinen Filmchens verspricht eine frische und angenehm skurrile Handlung. Und tatsächlich ist die erste Hälfte von „Lachsfischen im Jemen“ wirklich gut gelungen und stellenweise auch schön spritzig. Vor allem Ewan McGregor spielt seinen Part herrlich bieder und zurückhaltend und die Szenen zwischen Emily Blunt und Tom Milson weisen eine großartige Chemie zwischen beiden Darstellern aus. Amr Waked schließlich stellt seinen Scheich wundervoll charismatisch dar, sodass der Lachsfischplan plötzlich gar nicht mehr so dekadent und größenwahnsinnig wirkt, wie man anfangs annehmen könnte. Achja, und zwischendurch belustigt uns eine gut aufgelegte Kristin Scott Thomas mit einem zwar uralten, aber immer noch unterhaltsamen Klischee einer zynischen Pressetante. Obwohl die alte Leier vom kalten Werbekalkül auf die Dauer doch etwas eintönig wird.

Szenenbild 2

Doch Mrs. Maxwell schadet dem Film nicht wirklich – viel schlimmer ist da der Umstand, dass man mitten im Film beginnt, auf Biegen und Brechen eine Beziehung zwischen Fred und Harriet zu konstruieren, die so einfach nicht funktionieren will. Der Funke springt schlicht nicht über, da ist nicht aureichend Chemie (zumindest für ein Liebespaar, als Freunde wären die beiden großartig). Und vor allem: Der Hauptplot bleibt auf der Strecke. Plötzlich scheint das gesamte Fischprojekt zur Nebensache zu werden, obwohl dieses doch genau das ist, was dem Film seinen Neuwert verpasst. Was übrig bleibt, hat dann auch entsprechend den faden Nachgeschmack einer handelsüblichen RomKom.

Die dann auch noch so bieder und brav inszeniert wurde wie ihre männliche Hauptrolle: Alles schön locker-flockig und überklar erzählt, mit hübschen, aber ein wenig aufgesetzt wirkenden Spitzen gegen Medien und Politik sowie konventionellen, aber sympathischen Charakteren. Die jedoch, und das hebt den Film dann wieder raus aus dem RomKom-Einheitsbrei, von tollen Darstellern gespielt werden. Und allein schon die Art, in der Fred seiner Ehefrau nach erstem Krach zur Versöhnung ein Stückchen Brot zum gemeinsamen Koikarpfenfüttern im Vorgarten reicht, ist bei aller Kürze dieses Moments einfach herzerweichend.

Szenenbild 3

Und somit ist „Lachsfischen im Jemen“ doch den einen oder anderen Blick wert. Auch wenn es letztlich nur eine weitere romantische Komödie ist. 7/10 gut unterhaltene Punkte hat sich das Filmchen jedenfalls verdient.

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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →