Liz Plakat

Liz und der Blaue Vogel

Plakat

Originaltitel: Liz to Aoi Tori

Laufzeit: 90 Minuten

FSK: ab 6 Jahren

Besetzung (dt. Synchronfassung): Katharina Stark, Zina Laus, Friederike Sipp, Eleni Möller

Regie: Naoko Yamada

Im Verleih von Universum Anime.

Ab dem 20. September fürs Heimkino erhältlich.

Wir begleiten Mizore Yoroizuka, eine sehr introvertierte Schülerin kurz vor ihrem Abschluss, und lernen als erstes Nozomi Kasaki kennen. Das ergibt Sinn, dreht sich in Mizores Leben doch gefühlt alles um die quirlige Mitschülerin, für die Mizore seit der ersten Klasse tiefe Gefühle empfindet. Ihr zuliebe trat Mizore ins Schulorchester ein, und nun steht ein großer Musikwettbewerb an, in dem die beiden – Mizore spielt Oboe, Nozomi Querflöte – ein wichtiges Duett spielen sollen. Doch irgendwie stellt sich einfach keine Harmonie ein. Liegt es am Stück, das auf einem Märchen über Freundschaft und Loslassen basiert, und das Mizore nicht so richtig verstehen will? Oder stimmt etwa etwas zwischen den beiden Freundinnen nicht?

Das titelgebende Märchen wird uns im Lauf der Handlung ebenfalls erzählt, denn Mizore studiert diese Geschichte als Vorbereitung für den Musikwettbewerb. Die Handlung ist in einem niedlich nostalgisch verklärten Deutschland angesiedelt und dreht sich um die junge Liz, die sich mit einem rätselhaften Mädchen anfreundet. Liz hat Entscheidungen zu treffen und eine Entwicklung durchzumachen, und Mizore wird sich mehrfach in dieser Geschichte wiederfinden. Auch wenn ihr das nicht immer gefallen wird.

Szenenbild 1

Es ist erstaunlich. „Liz und der blaue Vogel“ ist in so vielen Punkten anders als „A Silent Voice“, dem Projekt, dem sich Regisseurin Naoko Yamada und ein Großteil des restlichen Produktionsteams vorher gewidmet hatten – „A Silent Voice“ erzählte eine gesellschaftlich hochrelevante Geschichte als ein Auf und Ab der Gefühle, mit vielen Ortswechseln und einer Menge an Charakteren mit jeder Menge großen und kleinen Problemen. „Liz und der blaue Vogel“ hingegen erzählt eine sehr kleine, sehr alltägliche Geschichte (die übrigens in der gleichen Welt wie die Anime-Serie „Sound! Euphonium“ angesiedelt ist), in der wirklich überhaupt nichts Außergewöhnliches passiert, mit nur wenigen, (mit Ausnahme von Mizore) kaum detailliert beleuchteten Charakteren (die trotzdem lebendig und glaubwürdig wirken, nur damit wir uns nicht falsch verstehen), und wir verlassen quasi nie das Schulgelände. Und doch, einer wie der andere sind die beiden Filme hochdramatisch. Und einer wie der andere sind sie unwiderstehliche Coming-of-Age-Geschichten (bzw. Slice-of-Life-Animes).

Szenenbild 2

Die große Stärke von „Liz und der blaue Vogel“ ist dabei die Intimität, mit der die Geschichte erzählt wird. So nah dran wie an Mizore ist man in einem Film wirklich nur selten. Es ist schwer zu beschreiben, doch durch die extreme Nähe entwickelt sich rasch eine immense Spannung, der Film scheint zu beben, teilweise vor Bedeutung platzen zu wollen, obwohl eigentlich nichts Weltbewegendes geschieht. Und so lernt man Mizore langsam kennen, in all ihrer Unsicherheit und Liebenswürdigkeit. Und kann miterleben, wie sie sich langsam verändert. Das ist zwar manchmal ein fast schon schleppender Prozess, und ab und an ist er dazu noch etwas zu sprunghaft erzählt (eine kleine Schwäche, die sich schon in „A Silent Voice“ fand), doch am Ende wird es sich lohnen. Einerseits musikalisch, und andererseits zwischenmenschlich.

Szenenbild 3

Und bis zum Ende begeistert der Film ansonsten mindestens handwerklich: Die Hintergründe sind meisterlich komponiert und grenzenlos detailverliebt gezeichnet, Hintergrundgeräusche und Musik unterstützen die Stimmung jeweils perfekt, und die Figuren sind lebendig charakterisiert und mit einem tollen Auge für natürliche Bewegungen animiert. Das Märchen über Liz schließlich punktet durch ganz eigenen Stil und hebt sich passend vom Rest des Films ab. Einzig die unterschiedlichen Zeichenstile von Hintergrund und Figuren stechen zu Beginn des Films noch ein wenig hervor, doch daran gewöhnt man sich rasch.

Die DVD- und Blu-Ray-Fassungen haben beide ein paar Extras zu bieten: Neben der Originaltonspur mit zuschaltbaren Untertiteln und einigen Trailern zum Film (ohne Untertitel) erwarten den Zuschauer ein Musikvideo (leider ebenfalls ohne Untertitel) und ein etwa halbstündiges Making-Of mit ein paar interessanten Informationshäppchen zur Entstehung des Films (unter anderem ein Interview mit der Regisseurin, in welchem sie uns einen unübersetzbaren Witz erzählt, und jede Menge zur Musik des Films). Außerdem gibt es einen kurzen Clip mit verschiedenen Hintergrund-Zeichnungen aus dem Film, unterlegt mit etwas Musik, was sich als überraschen angenehm, da sehr entspannend entpuppt.

Szenenbild 4
Fazit:
Im Guten wie im Schlechten ist „Liz und der blaue Vogel“ eine Charakterstudie. Ein wunderschöne, beeindruckend intim geschilderte Charakterstudie, in der allerdings nur wenig Handlung passiert, und das muss man aushalten können. Und Entwicklung findet trotzdem statt. Es ist ein Film der leisen Töne, aber trotzdem voll von Spannung. Wir vergeben 8 von 10 mitgenommene Punkte.

Trailer auf Youtube ansehen.

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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →