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A Girl Walks Home Alone at Night

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Originaltitel: A Girl Walks Home Alone at Night

Laufzeit: 100 Minuten

FSK: ab 12 Jahren

Besetzung: Sheila Vand, Arash Marandi, Marshall Manesh, Mozhan Marnò, Dominic Rains

Regie: Ana Lily Amirpour

Im Verleih von Capelight Pictures.

Ab dem 23. April in den Lichtspielhäusern.

 

Hübsch ist es in Bad City nicht, aber was will man andererseits auch von einer Stadt dieses Namens groß erwarten? Jedenfalls treffen wir hier den jungen Arash (Arash Marandi), der sich kürzlich ganz stolz von seinem mühsam (und ehrlich!) erschufteten Geld ein Traumauto von einem Ford Thunderbird leisten konnte – nur um ihn dann an den zwielichtigen Dealer Saeed (Dominic Rains) abgeben zu müssen, da Väterchen Hossein (Marshall Manesch) im Zuge der Schmerzbehandlung seiner Krankheit einen mittlerweile nicht geringen Schuldenberg angehäuft hat. Wie schon gesagt: Bad City ist kein schöner Ort zum Leben und niemand kann behaupten, er wäre nicht gewarnt gewesen.

Doch es gibt einen neuen Faktor, der die Lebensqualität der iranischen Metropole zusätzlich nach unten drückt: Ein namenloses Mädchen (Sheila Vand) in gestreiftem Pullover und schwarzem Tschador streift seit jüngster Zeit des Nachts durch die Straßen. Was ein Tschador ist, möchtest du wissen, werter Leser? Nun, eigentlich ist es nur ein relativ großes, halbkreisförmiges Tuch, das konservativen iranischen Frauen als praktische Mischung aus Kopftuch und Umhang dient. Weitaus wissenswerter an der tschadortragenden Dame der Nacht ist allerdings ihre Angewohnheit, spontan verdächtig spitze Eckzähne zu entwickeln, die sich sehr praktisch in die Hälse von nichtsahnenden Mitbürgern bohren lassen. Es wurde zwar bereits erwähnt, aber man sollte es nochmal wiederholen: Es ist kein schönes Leben in Bad City. Hoffentlich sind wenigstens die Mieten entsprechend günstig.

Szenenbild 1

Schon lustig: Zeitgenössische Filme in Schwarz/Weiß machen ja ganz gerne einen besonders ambitionierten Eindruck. Wenn man dieses Stilmittel also nutzen möchte, sollte man auch extra kunstvoll vorgehen. Vor allem natürlich, wenn man dem eigenen Werk dann auch noch einen jener bedeutungsvoll-sperrigen Titel verleiht. „A Girl Walks Home Alone at Night“ gelingt es leider nur streckenweise, tatsächlich mit kunstvoller Inszenierung zu punkten. Zwar erzählt er angenehm ruhig und in oftmals beeindruckenden Bildern, aber gleichzeitig ist die Geschichte selbst fast vollkommen egal und auf Seifenoper-Niveau. Und die Bilder hätten auch in Farbe super ausgesehen, vielleicht sogar um einiges besser – man denke nur an den thematisch ähnlichen und optisch gar weit überlegenen „Only Lovers Left Alive“. Aber gut, das könnte Geschmackssache sein.

Szenenbild 2

Die Optik ist aber eigentlich noch das Erwähnenswerteste am Film, denn abgesehen von dem Umstand, dass der ja bereits erwähnte Tschador einen toll flatternden Vampirumhang abgibt, fügt auch dieser iranische Genrebeitrag kaum interessante Aspekte zum Vampirfilm hinzu. Zwar wird die Vampirin schön stimmungsvoll und mystisch eingeführt, doch spätestens, nachdem sie die ersten Worte gesagt hat und sich zwischendurch einfach zu menschlich verhält, macht sich doch etwas Enttäuschung breit. Die kocht halt auch nur mit Wasser. Faszination, adé!

Die Faszination an der Handlung ist sogar – wie bereits angedeutet – schon weitaus früher futsch, denn Geschichten über Schulden bei schmierigen Dealern sind nun wirklich nichts Neues. Hier nudeln sich nur die üblichen Klischees ab. Glücklicherweise kann der Film mit vielen, schön lang ausgehaltenen stimmungsvollen Szenen punkten, etwa wenn unsere Vampirin verstohlen durch die nächtliche Stadt huscht – oder später auch einfach etwas weniger verstohlen, aber trotzdem anmutig und ruhig die Straße hinab skatet. Doch, das hat was. Aber man muss es mögen.

Szenenbild 3
Fazit:
Aufgrund seiner soapigen Story kommt der titelgebend einsame nächtliche Heimweg dann doch um einiges mainstreamiger daher als erhofft. Eine nette Zwischenmahlzeit für Freunde des Programmkinos ist er damit zwar nichtsdestominder, wodurch er immerhin die Wartezeit auf eine neue Offenbarung im Horrorgenre á la „So finster die Nacht“ oder „Only Lovers Left Alive“ verkürzt. Das reicht dann noch für nicht ganz so bissige 6/10 Punkte.
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Über den Author:

MartinLiebt das Kino als natürlichen Lebensraum großartiger Filme, wobei „großartig“ für ihn all das ist, was das Hirn zermartert oder das Herz zerreißt – jeweils im Guten wie im Schlechten und gern auch beides auf einmal. Schwärmt derzeit am liebsten über „Irresistible – Unwiderstehlich“, „The Hunt“ und „Violet Evergarden und das Band der Freundschaft“ – außerdem immer wieder gern über „Weitermachen Sanssouci“ und „One Cut of the Dead“.Zeige alle Artikel von Martin →

  1. Schade. Ich habe von der Regisseurin mehr erwartet.