Kartoffelsalat Cover

Kartoffelsalat – Nicht fragen

Plakat

Originaltitel: Kartoffelsalat – Nicht Fragen

Laufzeit: 81 Minuten

FSK: 12

Besetzung: Michael Epp, Otto Waalkes, Martin Goeres, Dagi Bee, Philipp Laude, Torge Oelrich

Regie: Michael David Pate

Verleih Deutschland: 20th Century Fox Home Entertainment

Ab dem 03. Dezember 2015 auf DVD, BD und VoD erhältlich.

 

Leo hat ADHS und wird von seinen Mitschülern gehänselt. Nach einem Vorfall wird er der Schule verwiesen und seine Eltern stecken ihn in eine neue Schule voller Loser. Hier wird er weniger gehänselt, legt sich aber gleich am ersten Tag mit dem Macho der Schule an. Das wird nach dem Frühlingsball schnell zur Nebensache. Die Schüler verwandeln sich in Zombies. Pausenbrot und Besen fressende Zombies. Werden Leo und seine Freunde den Tag überleben?

Ein Raunen zog durch die Blätter und Foren des Landes, als die größten Youtuber Deutschlands einen Langfilm ankündigten. Das Drehbuch wurde von Torge Oelrich aka Freshtorge und Michael David Pate geschrieben. Pate hatte mit „Gefällt mir“ 2014 einen kleinen feinen Horrorthriller gezeigt. Das Ergebnis des Projektes „Kartoffelsalat“ liegt mit hoher Warscheinlichkeit nicht an ihm. Sonst verbuchen wir „Gefällt mir“ unter den Kategorie „Glück gehabt“. Die Story von „Kartoffelsalat“ ist schnell vergessen bzw. hat der Zuschauer keine geistige Leistung mehr frei, um sich auf diese zu konzentrieren. Nach dem guten Einstieg wird sie spätestens im letzten Viertel totaler Blödsinn. Die Heilung der Zombies ist, nach einer Reihe weiterer Überheblichkeiten, an Arroganz nicht zu überbieten. Aber der Reihe nach.

Szenenbild 1

Der deutsche Film hat national und international mit Klischees zu leben. Merkmale wie Unlustig, Arrogant, immer die selben Darsteller oder Anspruchslos sind darunter. Pate und Oelrich hatten beim schreiben versucht alle noch so abstrusen Klischees einzuarbeiten. Das ist ihnen auf bemerkenswert gelungen. „Kartoffelsalat“ wird als Horror-Komödie verkauft. Horror weil Zombies dabei sind. Geht klar. Komödie weil er lustig ist. Stimmt … Nicht. Der Film ist eine pausenlose aneinanderreihung von Situationskomik, Sprüchen und Aktionskomik. Wenn sie alle funktionieren würden, hätten wir die beste Komödie des Jahres. Es zündet aber keiner. Der Grund ist einfach: Wenn man einen Witz mit einem großen blickenden Neonschild, dass man dem Zuschauer schreiend ins Gesicht schlägt, angekündigt, funktioniert er nicht. Aber das Publikum braucht vielleicht etwas länger. Deswegen wird der Witz immer, für jeden noch so begriffsstutzigen Zuschauer, anschließend erklärt. Es ist nicht bekannt, ob die Autoren Ihr (junges) Zielpublikum für so dumm halten, extrem unsicher waren, oder für eine zweite Karriere als Oberlehrer proben. Auch wenn das Neonschild und die Erklärung weggelassen werden, wird es nicht besser. Die Witze sind uralt und haben einen riesigen Stock im Arsch. Da hilft es auch nicht alibi-mäßig einen auf politisch Inkorekt zu machen. Klischee-Deutscher können Witze nicht sein.

Szenenbild 2

Der Film ist vollgestopft mit Anspielungen auf Filme wie „Breaking Bad“ und „Dawn of the Dead“. Hier macht es Spaß die kleinen Schnipsel zu finden und es lenkt vom Rest ab. Zum Beispiel vom Cast. Es ist ein Film aus Deutschland. Irgendwann muss ein Gesetz beschlossen worden sein, dass in einem deutschen Film immer ganz bestimmte Schauspieler vertreten sein müssen. Sonst darf man ihn nicht drehen, wird geteert und gefedert außer Landes gejagt oder darf auf einem Stuhl gefesselt ein Jahr lang „Familien im Brennpunkt“ und „Verdachtsfälle“ 24/7 genießen. Anders ist es nicht zu erklären, dass einige Darsteller noch immer Rollen bekommen. Otto Walkes geht klar. Der Film wurde von seiner Firma mit unterstützt und deswegen kann er sich in sein eigenes Produkt rein schreiben lassen. Aber z.B. ein Martin Schneider ist nicht zu rechtfertigen. Er spielt die selbe Rolle, die er seit Jahrzehnten spielt. Hyperbetont mit großer Klappe, das ist nicht beleidigend, sie es es nun mal wirklich, führt er als größte Fehlbesetzung des Films Leo vor seiner neuen Klasse vor.
Der große Teil der Darsteller setzt sich aus unzähligen Komparsen und bekannten YouTubern zusammen. Sie haben alle gemeinsam, dass sie nicht Schauspielern können – oder keine Lust haben. Auch nicht auf Trash-Niveau. Teilweise ist das Schauspiel so schlecht, dass der Zuschauer kaum etwas mit bekommt, weil er gerade mit dem Ziel der Bewusstlosigkeit seinen Kopf auf die nächste Tischplatte haut. Torge Oelrichs Darstellung eines ADHS-Kranken ist keine Pardie sondern Beleidigung. Einige YouTuber bieten auf ihren Channels ausgezeichnete Sketche und andere Beiträge. Auch Freshtorge ist nicht schlecht. Auf 82 Minuten funktioniert das aber nicht.

Szenenbild 3

Kommen wir zurück zur Story. In diesem Absatz spoilere ich das Ende. Wenn ihr von der Auflösung überrascht werden wollt, springt bitte zum Fazit. Im Verlauf des Films bemerken Leo und seine Freunde, dass nur dumme Schüler von dem Virus betroffen sind. Also alle bis auf sie. Die Lösung ist einfach gefunden: Man unterrichtet die Zombies und heilt sie damit. Hier nimmt der Film eine oberlehrerhafte Position ein. Ja, Bildung ist wichtig. Das weiß auch das junge Zielpublikum, bzw. kann man es ihm auch unterschwellig vermitteln. Hier geschieht das aber auf eine dermaßen anmaßende Art, dass man lieber dumm sterben möchte, als sich wegen dieser Message der Bildung hin zu wenden. Bei Oelrichs Monolog möchte man am liebsten auf der Stelle taub werden oder sich das Essen nochmal durch den Kopf gehen lassen. Keine Ahnung was ihn hier geritten hat, aber er klingt wie der Großvater der auf dem Geburtstag die Kinder belehrt, dass sie lieber fürs Leben lernen, statt Spaß haben sollen.

Fazit:

Dieser Film ist, ohne Übertreibung, eine Katastrophe. Eine Kritik länger als das Fazit, ist schon mehr als er verdient. „Kartoffelsalat“ ist mit 1,1 auf imdb momentan der schlechteste Film aller Zeiten. So hat er auch international Beachtung gefunden. Keine Strafe für die Macher ist in Anbetracht dieser ultimativen Verschwendung von Lebenszeit  angemessen. Lauft, liebe Leser. Lauft um euren Glauben an den guten deutschen Film.

Film: 1/10

Links: http://kartoffelsalat-film.com/

 

 

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Über den Author:

JensLiebt Filme und sammelt Trailer. Wenn er keine Filme schaut, schreibt er Kritiken oder treibt den technischen Fortschritt voran.Zeige alle Artikel von Jens →